Wirtschafts-Wochenrückblick vom 16. bis 22. November

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Seit nunmehr 27 Jahren leben die Tschechen in einer Marktwirtschaft – Was hat sich aber in dieser Zeit verändert? Außerdem war auch in dieser Woche China ein Thema in der Wirtschaft und die tschechischen Brauereien streiten um einen der renommiertesten Preise in der Branche Dies und mehr im Wirtschafts-Wochenrückblick vom 16. bis 22. November.

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Am 17. November begingen die Tschechen den Jahrestag der Samtenen Revolution. Vor 27 Jahren endete der Kommunismus und die Marktwirtschaft hielt Einzug in Tschechien. Nach dem Zusammenbruch der staatlich gelenkten Wirtschaft schien alles möglich zu Anfang der 1990er Jahre. Während die einen die Lage ausnutzten und unternehmerisch tätig wurden, erwischte die Transformation andere kalt. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre machten sich viele Menschen selbstständig in Tschechien. Rund 308.200 Neu-Unternehmer wagten das Risiko eines eigenen Betriebes damals. Seitdem ist die Zahl derer gestiegen, die ihr eigener Chef sein wollten. Im Jahr 2015 zählten die Statistiker in Tschechien über 600.000 Gewerbetreibende.

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Auch bei den Verbraucherpreisen sorgte der freie Markt für Umwälzungen. Die Bilanz: Während Lebensmittel billiger geworden sind, stiegen die Preise für andere Dinge astronomisch. Einen Laib Brot zahlte man in einem Prager Supermarkt zu Beginn der 1990er Jahre umgerechnet rund 40 Kronen (1,47 Euro), heute aber nur noch im Schnitt 21,50 Kronen (79 Euro Cent). Ähnlich verhält es sich bei Kaffee, Schokolade, Bier oder Butter. Die wohl größte Preissteigerung erfuhren die Wohnnebenkosten. So müssen die Tschechen für Wasser- und Abwassergebühren rund 1000 Prozent mehr hinlegen, als noch kurz nach der Wende. Auch wer mit Gas heizt muss um fast 87 Prozent mehr zahlen als damals. Und auch das Porto für einen Brief ist um 16 Prozent gestiegen.


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Zwar hat man in Tschechien den Kommunismus hinter sich gelassen, doch die kommunistische Volksrepublik China ist trotzdem ein wichtiger Handelspartner. So zeigt das Reich der Mitte neuerdings auch Interesse am tschechischen Bahnverkehr. Konkret handelt es sich um den führenden chinesischen Schienenfahrzeughersteller CRRC Zhuzhou Electric Locomotive. Im September ist bereits der Privatanbieter Leo Express mit dem Unternehmen aus Fernost übereingekommen, nun liegt eine Bewerbung für eine Ausschreibung der Tschechischen Bahn (ČD) vor. Die Information beruht auf einem Bericht des Nachrichtenportals idnes.cz, das entsprechendes Material der Tschechischen Bahn eingesehen hat. Es geht um eine Ausschreibung für Niederflurwagengarnituren. In dem Bahn-Bericht für das Verkehrsministerium steht, zwei Bewerbungen kämen „von Interessenten aus der Tschechischen Republik und jeweils eine aus der Schweiz und China“. Die Ausschreibung soll in zwei Runden ablaufen. Zunächst seien die Interessenten gebeten, ihre Qualifikation nachzuweisen. Erst danach würden Leistung und Preis beurteilt, schreibt idnes.cz.


Pivex  (Foto: ČTK)
Da ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Chinesen auch Interesse am wohl besten tschechischen Produkt zeigen – dem Bier. Dann müssten sie aber vor allem am kommenden 1. März ihre Augen offen halten. Da gehen nämlich insgesamt 15 tschechische Brauereien ins Rennen um den Goldenen Pivex-Pokal. In Brno / Brünn begann am Dienstag die erste Runde des Wettbewerbs. Die Bierproduzenten nehmen mit insgesamt 40 Marken am Pivex teil. In fünf Hauptkategorien werden die Biere ausgezeichnet beim Wettbewerb um den Pivex-Pokal: helles Lagerbier, helles Schankbier, alkoholfreies Bier und dunkles Bier sowie Mixbiersorten.

Pivex  (Foto: ČTK)
Der Goldene Pivex-Pokal sei der älteste Fachwettbewerb der Brauereien in Tschechien, sagt Jiří Morávek von der veranstaltenden Agentur Snip. In all den Jahren seien die Regeln gleich geblieben, so Morávek. Die Experten bewerten die Biersorten anonym. Die Hauptkriterien sind Geschmack, Duft, Süffigkeit oder Bitterkeit. Die zweite Runde des Wettbewerbs findet im Februar nächsten Jahres statt. Das Endergebnis wird durch das Zusammenzählen der Punkte aus beiden Runden errechnet.


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Unseren Wirtschafts-Wochenrückblick schließen wir diesmal mit der Literatur ab. Denn die Tschechen sind wahre Leseratten, sie haben im vergangenen Jahr insgesamt 7,5 Milliarden Kronen (278 Millionen Euro) für Bücher ausgegeben. Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Im vergangenen Jahr hat auch der Verkauf elektronischer Bücher angezogen. Das Gesamtvolumen der verkauften E-Books erreichte 106 Millionen Kronen (3,96 Millionen Euro). Dies bedeutet einen Anteil von 1,38 Prozent am gesamten Buchhandel. Von den Neuerscheinungen standen acht Prozent in elektronischer Form zur Verfügung. Gestiegen ist auch der Umsatz bei Hörbüchern, und zwar von 55 Millionen Kronen (2,04 Millionen Euro) im Jahr 2014 auf 82 Millionen Kronen (3,04 Millionen Euro) im vergangenen Jahr.