„Tschechien ist einer unserer wichtigsten Partner“ – Touristikmesse in Leipzig

Foto: Klaus Sonntag, Archiv „Touristik & Caravaning International“

In der kommenden Woche findet in Leipzig die 22. Messe „Touristik & Caravaning International“ statt (16. bis 20. November). In diesem Jahr ist die Tschechische Republik das Partnerland der Messe. Über die tschechische Messepräsentation und über die Beliebtheit von Tschechien als Reiseland bei den Deutschen zwei Interviews mit Vertretern des Messeveranstalters: der Geschäftsführerin der TMS Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH, Anne Frank, und dem Pressechef der GmbH, Erik Beckert, zuständig vor allem für den Bereich Caravan.

Foto: Klaus Sonntag,  Archiv „Touristik & Caravaning International“
Frau Frank, Sie haben heute immer wieder betont, dass die „Touristik & Caravaning Messe“ die größte Messe dieser Art in Ostdeutschland ist. Was ist darunter zu verstehen? Sind die ostdeutschen Aussteller in der Überzahl? Oder ist es deswegen, weil es auf dem Boden der neuen Bundesländer passiert?

„Die ‚Touristik & Caravaning Messe’ findet natürlich in Leipzig statt, also auf dem Boden der neuen Bundesländer. Wir haben über 1000 Aussteller und 80.000 Besucher. Rein von der Anzahl der Aussteller und Besucher ist das schon mal die größte Messe. Außerdem haben wir Aussteller aus 50 verschiedenen Ländern. Im Caravan-Bereich sind alle Hersteller vertreten. In der Regel trifft man Händler auf den Messen, aber bei uns sind es die Hersteller. Es ist die einzige Messe in Deutschland, neben Stuttgart und dem Caravansalon in Düsseldorf, bei der sich der Hersteller selbst präsentiert.“

Anne Frank  (Foto: Archiv der Fahrradmesse Leipzig)
In diesem Jahr wurde Tschechien als Partnerland herausgehoben. Welchen Beitrag leistet Tschechien? Womit warten die Tschechen auf? Wie viele Aussteller haben sie?

„Wir haben noch keine ganz aktuellen Zahlen. Aber in Chemnitz und vor allem in Dresden haben wir bereits Erfahrungen mit Tschechien gesammelt. Tschechien ist seit der Wende jedes Jahr in der Tourismusbranche ein Stückchen wichtiger geworden und ist inzwischen einer unserer wichtigsten Partner auf allen Messen. Dies belegen auch die Besucherzahlen: Tschechien ist ein unheimlich beliebtes Ausflugsziel und zieht auch als Aussteller viele Besucher an. Ich bin davon überzeugt, dass Tschechien uns auch in diesem Jahr nicht im Stich lässt und viele Aussteller mitbringt. Der Stand ist immer einer der größten auf der Messe und wird dieses Jahr noch ein bisschen größer werden. Die Aussteller werden Kulinarisches, Musik und Kultur mitbringen. Außerdem werden sie den Ausstellerabend, die Eröffnung und die Pressekonferenzen bestücken und natürlich täglich auf der Showbühne sein.“

Foto: CzechTourism
Können Sie aus eigener Erfahrung sagen, welche Ziele Sie in Tschechien als Touristin immer besonders gereizt haben? Womit kann Tschechien immer werben?

„Werben kann Tschechien auf jeden Fall mit den Bädern. Kulturwellness wird im Moment ganz groß geschrieben. In Tschechien gibt es ganz tolle Bäder, die ich selbst ausprobiert habe. Außerdem ist es für mich deswegen ein unheimlich interessantes Land, weil man dort hervorragend Rad fahren und natürlich auch wandern kann. In Tschechien wandern zu gehen ist für mich das Größte! Auch wenn ich gerne ab und zu meine Hunde von der Leine lassen würde, aber das darf man leider nicht. Es hat aber wirklich reizvolle Gebiete: sowohl für ‚Flachlandtiroler’, als auch für die Bergsteiger. Ich bin einfach begeistert von Tschechien. So geht es, glaube ich, vielen Deutschen, nicht nur in Ostdeutschland, sondern in ganz Deutschland. Ich denke, Tschechien wird die Deutschen ganz schnell erobern.“

Erik Beckert  (Foto: Dagusta)
Herr Beckert, warum ist Tschechien bei den deutschen Touristikfans so beliebt? Was zeichnet Tschechien als Messepartner aus?

„Der Frage, was die deutsche Bevölkerung an Tschechien liebt, gehen wir auch in unseren Befragungen nach. Zum einen haben viele Menschen Erinnerungen an Tschechien, nicht nur die ältere Generation, sondern auch die Jüngeren. Sie sind zu DDR-Zeiten als Kinder mit ihren Eltern in die Tschechoslowakei in den Urlaub gefahren. Nach der politischen Wende ist da zunächst eine gewisse Pause entstanden. Die Menschen wollten andere Ziele sehen und haben sich eher international umgeschaut. Aber die Erinnerung an Tschechien bleibt, und viele wollen deshalb dorthin zurückfahren. Zum anderen ist es natürlich ein sehr nahes Ziel. Die Urlaubszeiten werden allgemein kürzer, und die Menschen fahren zum Teil zweimal in den Urlaub. Dann suchen sie sich eher ein Ziel mit kurzer Anreisezeit aus und fahren gerne in die Nachbarländer. Da ist Tschechien ein sehr beliebtes Ziel. Last but not least, wenn ich das mal so salopp sagen darf, ist Tschechien ein absolut geiles Ziel mit wunderbaren Angeboten. So kann man Städtereisen unternehmen und das klassische Frühstück in Prag erleben. Oder aber Aktivurlaub machen, das Riesengebirge besuchen und in der Böhmischen Schweiz wandern, oder mountainbiken. Natürlich kann man auch das Wellnessangebot nutzen, und so weiter. So könnte ich noch ewig weiter machen und beispielsweise über Pilsen schwärmen. Alles in allem denke ich, dass Tschechien ein ganz wunderbares Reiseland ist und ein riesiges Potential in Ostdeutschland hat.“

Foto: Klaus Sonntag,  Archiv „Touristik & Caravaning International“
Sie haben die Vergangenheit, die Erinnerung und die Nostalgie angesprochen. Ist Tschechien nur ein ostdeutsches Reiseziel, das man wieder zurückerobern möchte? Oder gibt es auch Menschen aus den alten Bundesländern, die sich für Tschechien interessieren?

„Daran muss man noch arbeiten. Ich denke, in den alten Bundesländern spielt die Entfernung zu Tschechien eine große Rolle. Dieses Plus, das nahe Ziel vor der Haustür zu sein, trifft dort dann nicht zu. In Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg fährt man eher in andere Länder. Österreich, die Schweiz oder die Benelux-Staaten sind dort rein von der Entfernung her im Vorteil. Ich denke aber, dass die so genannten ‚Ostziele’ insgesamt, sowohl in Ostdeutschland, als auch in Osteuropa, zunehmen auch von westdeutschen Kunden erschlossen werden. Wenn man auf den Campingplätzen und bei Reisebussen auf die Kennzeichen schaut, dann stellt man fest, dass Tschechien mittlerweile in Europa angekommen ist. Da muss man gar nicht mehr zwischen West- und Ostdeutschland unterscheiden.“

Foto: Klaus Sonntag,  Archiv „Touristik & Caravaning International“
Sie sind ja hauptsächlich für den Caravanteil dieser Messe zuständig. Ist Tschechien auf dem Caravangebiet mit speziellen Produkten vertreten? Oder ist Tschechien eher ein „Nehmerland“, also ein interessiertes Land, bei dem vielleicht wachsende Zahlen von Interessenten zu verzeichnen sind?

„Tschechien ist, um es mit Ihren Worten zu sagen, eher ein ‚Nehmerland’. Die Situation ist nach meinen Informationen so, dass die Händler mittlerweile in Tschechien Fuß gefasst haben. Es gibt dort ein Händler- und Vertriebsnetz, das mit allen führenden und renommierten Marken bedient wird, die es in Europa zu kaufen gibt. Die Tschechen nutzen diese Angebote auch zunehmend. Da ist natürlich jeder klassische Marketingweg gefordert und gerngesehen, um das Ganze zu unterstützen. Die ‚Touristik & Caravaning’ bietet zusätzlich zu den Aktivitäten vor Ort auch einen Branchenüberblick, der in dieser Form einzigartig ist.“

Um das zum Schluss abzurunden: Ist Tschechien zwar das Partnerland, kann sich aber dadurch mehr oder weniger selbst präsentieren als Touristikland?

„Ja, das ist absolut richtig. Tschechien präsentiert sich mit seinen Angeboten in Leipzig und will natürlich mit dieser Präsentation zunächst einmal die deutsche Bevölkerung ansprechen und sie zu einem Besuch nach Tschechien zu animieren.“