Neues Technologie-Projekt soll tschechische IT-Firmen an Weltspitze heranführen

Das Silicon Valley ist ein 80 Kilometer langes Tal zwischen San Francisco und San Jose – aber ebenso eine Hightech-Hochburg zwischen dem Pazifik und dem Golf von San Francisco. In diesem Tal gibt es mehr als 7000 Software- und Elektronikfirmen, die für jeden Informatiker weltweit ein Begriff sind. Dieses geballte Know-How zu nutzen, liegt auch im Interesse der Tschechischen Republik. Deshalb vollzieht die Agentur Czechinvest am 1. April einen weiteren Schritt zu ihrem Projekt „Český technologický akcelerátor“.

Jan Fischer in Plug and Play Tech Centre,  foto: www.vlada.cz
Als der tschechische Premier Jan Fischer Mitte Februar bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver weilte, machte er auch einen kurzen Abstecher in die USA. Den Rückweg nutzte er, um das Silicon Valley zu besuchen. Nicht ohne Grund, denn die staatliche Agentur Czechinvest hatte im dortigen Plug and Play Tech Centre gerade eine eigene Zweigstelle eröffnet. Unter anderem auch, um das im Januar gestartete Projekt „Český technologický akcelerátor“ vor Ort noch besser unterstützen zu können. Projektleiter Aleš Hála beschreibt es so:

„Am 1. April beginnen wir mit der Durchführung des Projektes hier vor Ort. Es soll Unternehmensgründungen aus Tschechien aus dem IT-Bereich dabei helfen, ihre Entwicklung zu beschleunigen. Ihnen wird ein dreimonatiger Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ermöglicht, bei dem sie aktiv nach einem Partner suchen sollen, mit dem sie aktuelle Produkte weiterentwickeln können. Produkte, von denen wir uns fest versprechen, dass sie in der Welt auf Interesse stoßen.“

Kurz nach der Ausschreibung des Projektes zu Beginn des Jahres meldeten sich 23 junge Kleinunternehmen, die in zwei Auswahlrunden von Experten auf Herz und Nieren geprüft wurden. Die vier besten von ihnen haben den Sprung geschafft und werden nun bis Ende Juni auf hoffentlich erfolgreiche Partnersuche gehen. Im Silicon Valley sei die Auswahl ebenso groß wie die Konkurrenz, sagt Hála und erklärt, nach welchem wesentlichen Gesichtspunkt die vier Firmen ausgesucht wurden:

„Wir haben versucht Firmen auszuwählen, die Ambitionen haben, ähnlich aufgestellte Firmen einzuholen und sogar zu überholen.“

Also Firmen mit Entwicklungspotenzial. Doch was steckt eigentlich so richtig hinter dem Projekt?

„Der Hauptgrund, weshalb wir das Projekt fördern, ist der, dass wir den Unternehmen sagen: ´Schaut her, hier gibt es die Vereinigten Staaten mit ihren weit reichenden Risikokapitalfonds, und Ihr könnt dorthin gehen und das nutzen. Wir helfen Euch dabei. Im Gegenzug vertrauen wir darauf, dass Ihr dort erfolgreich seid und aus Euch eine weitere große Firma wird, die sich in der Welt einen guten Namen macht“, so Hála auf die Frage. Der Projektleiter schickt aber nach, dass die tschechischen Jungunternehmen von Czechinvest in den USA finanziell unterstützt werden:

Aleš Hála
„Im hiesigen Plug and Play Tech Centre mieten wir für jede Firma ein Büro, das die Firma dann drei Monate lang auf Kosten von Czechinvest betreiben kann.“

Czechinvest nimmt den IT-Unternehmen bei ihrem US-Aufenthalt aber maximal zehn Prozent der Gesamtkosten ab. Alle anderen Ausgaben wie die Flugtickets, Verpflegung, Transport oder Übernachtung müssen die Jungunternehmer selbst bestreiten. Aus gutem Grund, denn die Firmen seien ja schließlich nicht zum Vergnügen im Silicon Valley, sagt Hála. Und nur wer investiert und etwas riskiert, der ist auch von seiner Geschäftsidee überzeugt, begründet der Projektleiter. Die Firmen reisen zudem nicht ins Ungewisse, wenn sie in die Staaten kommen, denn Czechinvest gewährt ihnen noch einen weiteren Service:

„Vor dem Aufenthalt in den USA führen wir für die Firmenvertreter in Tschechien eine Schulung durch, zu der eigens ein Experte aus den Staaten anreist. Bei der zweitägigen Schulung stimmt der US-Experte die Jungunternehmer darauf ein, was sie im Silicon Valley erwartet.“

Czechinvest wiederum erwartet, dass die tschechischen Firmen ihre dreimonatige Bewährungschance im Silicon Valley dazu nutzen, um wirklich ernsthaft bei den Risikokapitalfonds über eine Finanzierung ihrer Geschäftsideen zu verhandeln. Außerdem sollen die Jungunternehmen unbedingt mit Global Playern wie Microsoft, Google, Oracle oder Sun in Kontakt kommen. Das soll helfen, ihre Produkte technisch weiterzuentwickeln. Die Gespräche mit den globalen Branchenführern dürften die tschechischen IT-Unternehmen auf alle Fälle voranbringen, ist sich Hála sicher:

Foto: www.vlada.cz
„Seit mehreren Jahren ist es im Silicon Valley so, dass diese großen Firmen meist Interesse daran haben, die Vertreter kleiner innovativer Firmen zu treffen. Es ist klar, dass nicht alle Treffen in eine konkrete Partnerschaft münden. Es kann allerdings hier und da passieren, dass man dabei eine Marktlücke entdeckt, die für beide Seiten interessant ist. Und daraus könnte dann eine Zusammenarbeit erwachsen.“

Ermutigende Beispiele tschechisch-amerikanischer Zusammenarbeit gibt es bereits, wenn auch nicht im Bereich IT, bedeutet Hála:

„Tschechische Firmen anderer Branchen haben in Kalifornien schon mehrere Kontakte. Das hat bei diversen Ausschreibungen zum Erfolg geführt. Ich denke da nur an die Firmen der Technischen Hochschule in Prag (ČVUT), die zum Beispiel auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der US Army verweisen können.“

In der innovativen IT-Branche, in der nach wie vor ein enormes Entwicklungspotential steckt, haben tschechische Firmen jedoch noch einen gewissen Nachholbedarf. Das Projekt heißt deswegen auch „Český technologický akcelerátor“ – also: tschechischer Technologie-Beschleuniger. Projektleiter Hála ist überzeugt, dass es fruchten wird:

Silicon Valley
„Wir glauben daran, dass die Firmen, die jetzt in die Staaten reisen, eine reale Erfolgschance haben. Auch wenn sie von ihrer Größe mit keinem der dortigen Global Player mithalten können, mit ihrer Technologie können sie durchaus mit den Unternehmen konkurrieren, die im Silicon Valley angesiedelt sind.“

Das Projekt zur Unterstützung von Unternehmensgründungen aus dem IT-Bereich hat außerdem gerade erst angefangen. Den vier Pilotfirmen, die sich jetzt in den USA beweisen wollen, sollen nämlich weitere folgen. So lautet der Plan.