Burgruine im Wildgehege: Hukvaldy

Burg Hukvaldy (Foto: Tedmek, Public Domain)
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Die Gemeinde ist vor allem bekannt als der Geburtsort des Komponisten Leoš Janáček. Dabei hat Hukvaldy noch Weiteres zu bieten. Vor allem lockt die drittgrößte Burgruine Tschechiens zu einem Besuch.

Burg Hukvaldy  (Foto: Tedmek,  Public Domain)

Burg Hukvaldy  (Foto: Luděk Brhel)
Tschechien hat mehrere Hundert Burgen und Schlösser. Doch es gibt konkrete Gründe, gerade in die Gemeinde Hukvaldy zu fahren. Barbora Kožušníková verwaltet die dortige Burgruine für das Beskidenmuseum in Frýdek-Místek:

„Ein Grund ist vielleicht, dass Hukvaldy die drittgrößte Burgruine in Tschechien ist. Die Mauern sind fast einen Kilometer lang, der Komplex ist also sehr weitläufig. Aber vor allem würde ich behaupten, dass die Lage einmalig ist hierzulande. Die Burg überragt ein Wildgehege, für die Besucher bedeutet der Weg hierher also einen angenehmen Spaziergang in der Natur.“

Das Wildgehege ist übrigens schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden. Dort können auch heute noch Rotwild und Mufflons beobachtet werden.

Deutsche Gründung

Foto: Luděk Brhel
Die Burg selbst ist eine Gründung der deutschen Ostkolonisation im Mittelalter. Erstmals erwähnt wird sie 1285. Zuvor aber schon haben sich die Grafen aus dem bergischen Hückeswagen am Fuße der Beskiden angesiedelt. Es ist der westlichste Ausläufer des Karpatenbogens. Die Adligen lassen eine Burg erbauen, die sie Hochwald nennen:

„Die Burg entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie war damals der Familiensitz der Grafen von Hückeswagen, die aus dem Bergischen Land nach Böhmen gekommen waren. Interessant ist dabei, dass der Großvater des Burggründers einst in den Diensten des böhmischen Königs Přemysl Otakar I. gestanden hat“, so Barbora Kožušníková.

Stanislav Thurzo  (Reprofoto: Bartoloměj Paprocký: Zrcadlo slavného markrabství moravského,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Das ist Arnold von Hückeswagen. Er kommt an den böhmischen Hof, um in einer Heiratsangelegenheit mit England zu vermitteln. So will der Herrscher aus dem Geschlecht der Přemysliden in Prag seine Tochter Anna mit dem englischen König Heinrich III. vermählen. Obwohl aus der Ehe nichts wird, bleibt Arnold von Hückeswagen bei Přemysl Otakar I. Von dem böhmischen König erhalten die Grafen aus dem Bergischen Land auch die Besitzungen in Mähren.

Mitte des 14. Jahrhunderts bekommt Burg Hochwald aber einen neuen Hausherren: den Bischof von Olomouc / Olmütz. Seine Nachfolger haben dann immer mal wieder Geldsorgen. Deswegen wird die Besitzung das eine oder andere Mal verpfändet. Unter Bischof Stanislav Thurzo beginnt ab dem Jahr 1500 der Ausbau der Anlage. Die Arbeiten werden unter seinen Nachfolgern fortgesetzt. Die Verwalterin der heutigen Burgruine führt durch das Areal:

„Die Burg lag strategisch günstig auf einem Hügel. Deswegen erhielt sie mit der Zeit den Charakter einer Festung und wurde als militärische Anlage verstanden, die nicht zu erobern war. Während des Dreißigjährigen Kriegs nutzten dies vor allem die Olmützer Bischöfe und später Erzbischöfe. Sie brachten ihre Wertsachen und ihre Familien hierher, nur hier fühlten sie sich sicher. Tatsächlich wurde die Burg Hochwald niemals eingenommen. Das gelang noch nicht mal, als sie im Dreißigjährigen Krieg neun Monate lang belagert wurde.“

Niemals erobert

Foto: Luděk Brhel,  Radio Prague International
Im Dreißigjährigen Krieg versuchen zunächst die dänischen Truppen unter General Peter Ernst II. von Mansfeld, Hochwald einzunehmen. Danach ist es zweimal die schwedische Armee, die die Festung belagert. Später kommt es noch zu Angriffen der Ungarn sowie osmanischer Truppen. 1742 und 1753 wird die Festung weiter verstärkt. Doch nur zwanzig Jahre später zerstört ein Brand die Burg.

„Nachfolgend wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die gesamte Verwaltung in ein kleines Schloss unterhalb der Festung verlegt. Die Burg war ab da nicht mehr bewohnt. In der Folge kamen die Bewohner des Ortes und aus der weiteren Umgebung hierher und nutzten vor allem die Bauten des zweiten Burghofes als billigen Steinbruch. Das heißt, was heute zu sehen ist, sind nur Reste des früheren Ruhms“, sagt Barbora Kožušníková.

Foto: Hana Vítová,  Archiv des Beskiden-Museums in Frýdek-Místek
Ende des 19. Jahrhundert lässt der damalige Bischof Theodor Kohn die Reste der Festung ausbessern. Unter anderem wird die Kapelle am ersten Burghof komplett renoviert. Doch das Projekt bleibt unvollendet, als der Würdenträger 1904 abdankt. Erst ab den 1960er Jahren werden die Arbeiten fortgesetzt. Auch deswegen kann die Anlage heute problemlos besucht werden, wie die Verwalterin ausführt:

„Mittlerweile ist das gesamte Areal zugänglich, entweder auf eigene Faust oder mit einem Führer. Die Besucher können zu wunderbaren Aussichtspunkten hochsteigen, die einen schönen Blick über die Umgebung bieten. Und seit vergangenem Jahr veranschaulicht ein Modell im Maßstab 1:100, wie die Festung früher ausgesehen hat.“

Seit vielen Jahren bereits gibt es auf der Burgruine während der Saison mehrere Feste und Aktionen. So finden im Juni vier Kammerkonzerte statt, die Teil sind des internationalen Janáček-Festivals in Hukvaldy. Aber nicht nur das:

Die Saison auf der Burgruine Hukvaldy dauert von Anfang April bis Ende Oktober. Die Öffnungszeiten sind täglich außer montags von 9 bis 16 Uhr im April und Oktober. Von Mai bis August schließen die Tore erst um 18 Uhr und im September um 17 Uhr. Der Einlass bleibt jeweils gleich. Mehr Informationen – auch auf Englisch – erhalten Sie auf der Website www.hradhukvaldy.eu.

„Wir haben auch unsere traditionellen Veranstaltungen wieder ins Programm aufgenommen, die schon seit Jahren bei den Besuchern beliebt sind. Dazu gehören unter anderem das Treffen der Zauberer oder das der Falkner. Die Hauptveranstaltung bleibt die zweitägige Schlacht um Burg Hochwald, die am dritten Wochenende im Juli stattfindet. Ein weiteres Highlight ist das nächtliche Geistertreffen. Dies gibt es dieses Mal nicht nur im September, sondern auch zu einem zusätzlichen Termin im Oktober“, so die Verwalterin.

Beim Geistertreffen finden die Führungen natürlich in der Nacht statt, dazu werden eine Feuershow geboten und jede Menge Fechtduelle. Der zweite Termin beschließt zugleich die Saison in diesem Jahr.

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