Burgen und Schlösser im Advent und das Jahr der Luxemburger

Schloss Sychrov (Foto: Martina Schneibergová)

Das staatliche Denkmalschutzamt verwaltet über 100 Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören Burgen, Schlösser, aber auch Industriearchitektur. Zudem gibt es Dutzende von Baudenkmälern, die im Besitz von Privatpersonen oder Städten sind und von ihnen auch verwaltet werden. Die historischen Residenzen gehören zu den beliebtesten Touristenzielen. Und in diesem Jahr erwarten die tschechischen Burgen und Schlösser einen Rekordbesuch. Dies teilten die Denkmalschützer am Donnerstag mit, als sie eine Bilanz der Hauptsaison zogen. Zudem informierten sie über die Programme für die Advent- und Weihnachtszeit sowie die Pläne für das nächste Jahr.

Naděžda Goryczková  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Leiterin des staatlichen Denkmalschutzamtes, Naděžda Goryczková, hat Grund zur Freude. Schon im vergangenen Jahr hatte sich eine Rekordzahl von 4,8 Millionen Besuchern die tschechischen Burgen und Schlösser angeschaut. Danach zweifelte die Expertin jedoch, dass die historischen Sehenswürdigkeiten noch einmal so gefragt sein würden – und wurde eines Besseren belehrt.

„Auch in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass vor allem Tschechen die hiesigen Burgen und Schlösser gern besuchen. Dies ist erfreulich. Schon diese Woche wurde die Rekord-Besucherzahl aus dem vergangenen Jahr geknackt. Bis jetzt haben 4,9 Millionen Menschen die Baudenkmäler besucht. Wir hoffen, dass dank der bevorstehenden zahlreichen Adventveranstaltungen einige Orte auch in den nächsten Wochen gut besucht sein werden und dass wir in diesem Jahr mehr als fünf Millionen Besucher verzeichnen können. Die Rekordzahlen stehen aber für uns nicht an erster Stelle. Vorrangig geht es uns um eine gute Denkmalpflege und eine entsprechende Präsentation der historischen Gebäude.“

Prager Burg  (Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Die hohen Besucherzahlen sind der Expertin zufolge darauf zurückzuführen, dass sich die Schlossverwalter bemühen würden, die historischen Residenzen mit vielen Veranstaltungen zu beleben. Zur Popularisierung der Burgen und Schlösser trug zudem die große Ausstellung bei, die seit Mitte Dezember vergangenen Jahres bis Mitte März dieses Jahres auf dem Prager Hradschin zu sehen war. Sie zeigte eine Auswahl von Kunstschätzen aus den Adelsresidenzen aus ganz Tschechien. Die Denkmalschutzexperten waren vom großen Interesse an der Schau überrascht. Mit 80.000 Besuchern gehört sie zu den erfolgreichsten Ausstellungen, die in den vergangenen 25 Jahren auf der Prager Burg zu sehen waren.

Der Schatz der Burg Karlštejn

Burg Karlštejn  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Vor einigen Jahren hat das Denkmalschutzamt einen Zyklus von thematischen Projekten gestartet. In seinem Rahmen wurde jedes Jahr ein Adelsgeschlecht und seine Residenzen vorgestellt. Auf diese Weise wurden beispielsweise die Rosenberger oder die Pernsteins präsentiert. Auch nächstes Jahr will das Denkmalschutzamt den thematischen Zyklus weiterführen, sagt Naděžda Goryczková.

„Im Rahmen der Besichtigungen auf den Spuren der Adelsgeschlechter wollen wir uns im kommenden Jahr auf die Luxemburger konzentrieren. Der Grund dafür liegt auf der Hand: 2016 wird der 700. Geburtstag von Karl IV. begangen. Im Blickpunkt wird die Burg Karlštejn / Karlstein stehen. Dort wird der sogenannte ‚Karlsteiner Schatz‘ gezeigt. Dieser Schatz wurde im 19. Jahrhundert gefunden, als Josef Mocker die Burg umbaute. Der Schatz wird im Prager Kunstgewerbemuseum aufbewahrt. Anlässlich des Jubiläums von Karl IV. wird er vorübergehend an Karlstein zu sehen sein.“

Karl IV.  (Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Karl IV. wurde am 14. Mai 1316 geboren. Genau 700 Jahre später wird der renommierte Kunsthistoriker Jan Royt auf der Burg Karlštejn mit weiteren Experten über Böhmen in den Zeiten von Karl IV. diskutieren. Für den namhaften Luxemburger wird zudem ein Gottesdienst zelebriert. Burg Karlštejn wird kommendes Jahr auch das Zentrum der traditionellen Nacht der Burgen und Schlösser sein. Das Jubiläum wird jedoch nicht nur auf dieser Burg begangen, sondern auch an weiteren früheren Orten der Luxemburger.

Weihnachtsgeschenke im Rittersaal

Petr Fedor  (Foto: Martina Schneibergová)
Auch wenn die Hauptsaison auf den Burgen und Schlössern am 1. November beendet wurde, ist der Großteil der vom Denkmalschutzamt verwalteten Baudenkmäler nicht geschlossen. Die Wintersaison trägt in letzter Zeit immer mehr zur Popularisierung der Sehenswürdigkeiten bei, sagt der stellvertretende Leiter des Denkmalschutzamtes, Petr Fedor:

„Das Denkmalschutzamt bemüht sich, die seit Jahren übliche Praxis zu ändern, dass die Burgen und Schlösser nur von April bis Oktober zugänglich sind. Es gelingt uns, immer mehr Sehenswürdigkeiten das ganze Jahr über zu öffnen. Viele Gebäude sind wenigstens für im Voraus bestellte Führungen weiter zu besichtigen. Während der Advents- und Weihnachtszeit haben die Besucher großen Gefallen an speziellen Programmen, die die Schlossverwalter für sie zusammenstellen.“

Schloss Sychrov  (Foto: Martina Schneibergová)
Immer geöffnet sind vorläufig 13 Sehenswürdigkeiten, darunter beispielsweise die Schlösser Sychrov in Nordböhmen und Hradec nad Moravicí / Grätz in Mährisch Schesien, die Burgen Křivoklát / Pürglitz in Mittelböhmen, Valeč in Westböhmen oder die Villa Stiassny in Brno / Brünn. Viele Residenzen öffnen ihre Tore für im Voraus bestellte Besuchergruppen. Dazu gehören unter anderem die Schlösser Duchcov / Dux in Nordböhmen und Horšovský Týn / Bischofsteinitz in Westböhmen, die Burg Grabštejn / Grafenstein in Nordböhmen oder die Klöster Sázava / Sasau in Mittelböhmen und Kladruby / Kladrau in Westböhmen. Bereits am kommenden Wochenende sind mehrere der Residenzen zugänglich. Petr Fedor:

Bauernhof Hamousův statek  (Foto: ŠJů,  CC BY-SA 3.0)
„Ein Adventsprogramm wird es beispielsweise in Telč geben. Im malerischen Bauernhof Hamousův statek in Zbečno nahe der Burg Křivoklát werden wiederum Volksbräuche vorgeführt. Křivoklát wird im Rahmen des sogenannten ‚Fürstenadvents‘ weihnachtlich geschmückt, und aus Pilsen und Prag werden historische Züge dort hinfahren. Im ostböhmischen Schloss Hrádek u Nechanic werden schon seit zehn Jahren Adventsprogramme gestaltet.“

In Hrádek u Nechanic sollen Lebkuchen und weitere Süßigkeiten gebacken werden, dazu wird in der Schlossküche englischer Punsch und Tee serviert. Die Burg Bítov / Vöttau in Südmähren bietet am dritten Advent-Wochenende Führungen in der Nacht. Im Burgpalais können die Besucher dann Weihnachtsplätzchen und Kuchen von der Kastellanin oder Würstchen vom Kastellan kosten. Weihnachtliche Atmosphäre wie von Anfang des 20. Jahrhunderts soll am zweiten Advent-Wochenende in Nové Hrady / Gratzen vermittelt werden. Sogar an Heiligabend ist eine der Sehenswürdigkeiten geöffnet: Im Rittersaal der festlich geschmückten Burg Bouzov / Busau werden dann Weihnachtsgeschenke an die Besucher verteilt. Während der Weihnachtszeit werden auch in Šternberk / Mährisch Sternberg und im Schloss Lysice / Lissitz Führungen geboten.


Mehr über die Burgen und Schlösser erfahren Sie unter www.npu.cz oder www.klickpamatkam.cz.