Wie ungesund ist ein Marathon?

Foto: Štěpánka Budková
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Marathonläufe sind schon lange Trend, egal ob in Berlin, New York oder Prag. Ärzte warnen jedoch vor gesundheitlichen Risiken, insbesondere für Freizeitsportler. Nun hat eine Studie eines Prager Instituts bestätigt, dass Langstreckenrennen ein schädliches Hobby sein können.

Foto: Štěpánka Budková

Eva Kieslichová  (Foto: Archiv Ikem)
Insgesamt 97 Läufer haben sich an der Studie des Prager Instituts für experimentale Medizin (Ikem) beteiligt. Die Tests wurden während des Prag-Marathons im Mai vergangenen Jahres durchgeführt. Bei 70 Prozent der Probanden wurden nach dem Lauf vorübergehende Herzschäden festgestellt. Bei einem Viertel der Läufer zeigten sich zudem Beeinträchtigungen der Nieren. Eva Kieslichová ist Chefärztin in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Ikem:

„Beim Lauf kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. In seltenen Fällen kann auch ein Herzstillstand eintreten.“

Einige Läufer erleiden im Ziel einen Zusammenbruch, viele leiden an Überhitzung. Bei bis zu 80 Prozent der Athleten treten Verdauungsprobleme ein. Zudem kann die Leber geschädigt werden. Im Ikem habe es in den letzten Jahren sieben kritische Fälle gegeben, und zwar Männer von 16 bis 41 Jahren, sagt Eva Kieslichová:

„Zwei von ihnen hatten eine Lebertransplantation, die erfolgreich war. Zwei von ihnen sind nach dem Marathon verstorben. Die Zahl scheint gering zu sein. Es sieht aber gleich anders aus, wenn ein dreißigjähriger Mann joggen geht und nicht mehr nach Hause zurückkehrt.“

Jan Pirk  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prague International)
Laut den Ärzten ist das größte Problem, dass die Hobbyläufer nicht ausreichend vorbereitet sind. Zudem wissen sie zu wenig über ihren wahren Gesundheitszustand. Gerade die steigende Zahl kritischer Fälle war für die Ärzte vom Ikem der Anreiz, die Marathonläufer zu testen. Für die Studie haben sich Männer und Frauen angemeldet, die überzeugt waren, dass sie absolut gesund sind. Die Ärzte entdeckten bei einigen aber Herz- und Lungenkrankheiten, die bisher nicht behandelt wurden. Gut die Hälfte der Teilnehmer litt an einer versteckten Fettstoffwechselstörung. Der Chefarzt der Kardiologie-Klinik am Ikem, Jan Pirk, will nicht vom Sport abraten. Man müsse aber moderat bleiben, so der Mediziner:

„Wir wollen keine Angst verbreiten. Wir sagen ja nicht, dass man nicht joggen, sondern zu Hause auf der Sofa liegen soll. Man soll laufen, aber in Maßen und entsprechend den eigenen Kräften. Man darf es nicht übertreiben. Nur dann bleibt man gesund.“

Zudem sollen sich die Amateurathleten vor großen Sportleistungen einer gründlichen medizinischen Untersuchung unterziehen, mahnen die Ärzte.

Foto: ČT24
Die Beliebtheit der Marathon- und Halbmarathonläufe steigt von Jahr zu Jahr. Am vergangenen Prag-Marathon haben über 10.000 Läufer teilgenommen. Im Unterschied zu einigen Rennen im Ausland muss man am Start kein medizinisches Gutachten vorlegen, sondern nur durch eine eigenhändige Unterschrift bestätigen, dass man sich wohl fühle und imstande sei, die 42 Kilometer zu laufen. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 joggen etwa 40 Prozent der Tschechen regelmäßig, die Hälfte von ihnen wöchentlich.

Die Studie brachte übrigens noch eine Überraschung: Die Läufer sind nicht schlanker als die Mehrheitspopulation – sie haben ein in der Gesellschaft übliches Durchschnittsgewicht.