Verfolgt in Totalitarismus: Kulturminister würdigt Künstler

Daniel Herman (Foto: Martina Schneibergová)

Während der Besatzung durch die Nationalsozialisten und wie auch im Kommunismus gab es hierzulande zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die wegen ihrer moralischen Haltung verfolgt wurden. Einige von ihnen erhalten nun eine Auszeichnung vom tschechischen Kulturminister. Die Preise nennen sich Dame beziehungsweise Ritter der Tschechischen Kultur und werden zum ersten Mal verliehen.

Daniel Herman  (Foto: Martina Schneibergová)
Seit Montag findet in Prag das internationale Festival gegen Totalitarismus Mene Tekel statt. In diesem Rahmen werden sechs tschechische Künstler/Innen und Schriftsteller/Innen gewürdigt, die während des totalitären Regimes aus politischen Gründen inhaftiert waren oder ihre künstlerische Arbeit nicht fortsetzen durften. Zudem gibt es einen Preis für einen verdienten Mäzen der Tschechischen Kultur. Initiator der neuen Preise ist Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten):

„Es ist notwendig, Persönlichkeiten zu würdigen, die bedeutend zur kulturellen Entwicklung unserer Gesellschaft beigetragen haben. Es gab sehr viele Menschen, die sich am Kampf für eine freie Kultur beteiligt haben. Mehrere von ihnen haben auch ihr Leben geopfert. Es gibt Künstler, die während des kommunistischen Regimes jahrelang nicht auftreten oder nicht malen durften. Viele Schriftsteller durften ihre Werke nicht veröffentlichen und haben nur für die Schublade geschrieben. Diesen Menschen möchten wir danken. Denn auch dank ihnen können wir heute in einem freien Land leben. Die Fähigkeit, danken zu können, ist sehr wichtig.“

Illustrationsfoto: Pete,  CC BY-NC-SA 2.0
Den Ausgezeichneten wird der Titel der Dame oder des Ritters der Tschechischen Kultur verliehen. Zudem wird auch zum ersten Mal ein Mäzen der Tschechischen Kultur ausgezeichnet. Die Auszeichnung hat die Form einer Medaille. Der Kulturminister stellt sie vor:

"Die Medaillen hat der Maler Pavel Holý entworfen, der mit dem Prager Militärhistorischen Institut zusammenarbeitet. Darauf sind Symbole der bildenden Kunst, der Musik, der Theaterkunst und der Literatur abgebildet – das heißt ein Pinsel, eine Lyra, Masken und eine Papierrolle. Eine Dornenkrone symbolisiert die Leiden, die Künstler oft ertragen mussten. Die Medaille für den Mäzen sieht genauso aus, nur fehlt darauf die Dornenkrone.“

Festival Mene Tekel  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Preisträger seien von einer Kommission vorgeschlagen worden, ergänzt der Kulturminister. Nicht ohne Grund verleiht Herman die neuen Preise im Rahmen des internationalen Festivals Mene Tekel:

Das Festival halte ich für wichtig. In dieser Woche sind 67 Jahre seit der Übernahme der Macht durch die Kommunisten in unserem Land vergangen. Dies kostete Tausende Menschenleben. Erinnern wir uns daran, dass 248 Menschen hingerichtet wurden, rund 8.000 Menschen wurden ohne Gerichtsurteil in der Haft ermordet. 1990 erfolgte die Rehabilitation von 250.000 Menschen, die zuvor aus politischen Gründen verurteilt waren. Dies belegt die ungeheuer hohe Zahl der zu Unrecht Verurteilten. An der südwestlichen Staatsgrenze sind 800 Menschen an den Stacheldrähten gestorben. Das alles sind Zahlen, die man nicht vergessen darf. Unter den zu Unrecht Verurteilten waren auch viele Künstler.“