Ukrainer willkommen: Tschechien erleichtert Fachkräften den Zugang zum Arbeitsmarkt

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Tschechien will qualifizierte Fachleute aus der Ukraine ins Land holen. Sie sollen die Lücke stopfen, die derzeit auf dem tschechischen Arbeitsmarkt herrscht. Am Mittwoch hat die Regierung ein Projekt vorgestellt, das bestimmten Berufsgruppen die Erteilung einer Arbeitsbewilligung vereinfacht.

Lubomír Zaorálek  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Auf der einen Seite rufen tschechische Firmen nach hoch qualifizierten Arbeitskräften, an denen es hierzulande mangelt. Auf der anderen Seite wächst das Interesse der Ukrainer, in Tschechien zu arbeiten. Um die Wünsche beider Seiten zu erfüllen, haben das Außen-, Arbeits- und Industrieministerium nun einen Masterplan konzipiert. Bestimmte Ukrainer sollen dadurch schneller und einfacher eine Arbeitserlaubnis in Tschechien erhalten. Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten):

„Im Jahr 2014 haben etwa 340 Ukrainer eine Arbeitsbewilligung in der Tschechischen Republik beantragt. Im Jahr 2015 gibt es schon jetzt fast 1000 Anträge. Nach den geltenden Regeln müssen alle Antragsteller ein mehrstündiges Gespräch in der tschechischen Botschaft absolvieren.“

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Gerade diese Interviews führen zu großen Verzögerungen. Mit dem neuen System könnten sie bald der Vergangenheit angehören. Dafür wurden nun bestimmte Fachbereiche festgelegt, die in Tschechien stark gefragt sind. Wenn ein ukrainischer Experte die erforderlichen Dokumente über seine Qualifikation und Spezialisierung vorlegt, erhält er in einem vereinfachten Verfahren die Arbeitserlaubnis für Tschechien. Nach der Überprüfung durch das Innenministerium könnte er dann sehr schnell nach Tschechien gelangen, sagt Außenminister Zaorálek:

Bohuslav Sobotka  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„In diesem ersten Projektabschnitt geht es um Berufe, für die ein Hochschulabschluss, oder zumindest Abitur erforderlich sind. Es sind vor allem IT-Spezialisten, Diplomingenieure und ähnliche Professionen.“

In Tschechien gibt es derzeit 110.000 offene Stellen. Demgegenüber stehen etwa 440.000 Menschen ohne Beschäftigung. Häufig sind es hochqualifizierte Kräfte, die gesucht werden. Die geforderte Qualifizierung stimmt aber mit der Ausbildung der Arbeitslosen in vielen Fällen nicht überein. Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) erklärt die Bedingung, unter der sich ein Interessent aus der Ukraine dafür bewerben kann:

„Jede Arbeitsstelle, die auf diese besondere Weise besetzt wird, muss zunächst 30 Tage in der Arbeitsamtzentrale angeboten werden. Erst wenn sie nach dreißig Tagen hierzulande nicht vergeben wird, kann sie in das System für das beschleunigte Verfahren für die Ukrainer aufgenommen werden.“

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Die Ukrainer sind hinter den Slowaken die zweitstärkste Ausländergruppe in Tschechien. Nach Angaben des Statistikamtes leben derzeit etwa 105.000 Ukrainer hierzulande. Außenminister Zaorálek:

„Von den tschechischen Arbeitgebern wissen wir, dass sie eine sehr gute Erfahrung mit diesen hochqualifizierten Menschen haben und mit ihnen sehr gerne arbeiten. Das Projekt bringt also Vorteile für beide Seiten.“

Und Premier Sobotka ergänzt:

„Die Ukraine ist für uns wichtig. Dieses Land steht uns kulturell, religiös und sprachlich sehr nah. Falls sich einige dieser Menschen künftig entscheiden, in der Tschechischen Republik zu bleiben, sind die Kosten sowie die Probleme mit der Integration minimal.“

Die erste Phase soll etwa 500 Personen betreffen. Falls sich das System bewährt, plant man eine Erweiterung, und zwar um weitere Berufsgruppen sowie um weitere Länder aus Osteuropa.