Überraschender Fund: Stoffstück von der Mumie Ramses II. in Olmütz

Foto: ČTK

Ramses II. gilt als der berühmteste Herrscher im Alten Ägypten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Mumie des Pharaos ausgewickelt. Ein Stück des Tuchs, in das der Einbalsamierte über 3000 Jahre lang gehüllt war, ist nun im mährischen Olomouc / Olmütz aufgetaucht.

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Es war ein Zufallsfund. Mitarbeiter des Heimatkundlichen Museums in Olmütz sichteten den Nachlass eines ehemaligen Kollegen – und stießen auf eine unscheinbare Kladde. Diese enthielt ein Stück gelblichen Stoffes, eingefasst in zwei Glasscheiben mit Rahmen. Groß war die Verwunderung, als sich herausstellte, was die Kladde enthielt.

„Beigelegt war ein Briefumschlag mit einem Blatt deutschen Textes von Ende des 19. Jahrhunderts. Dort steht geschrieben, dass die Kladde das Fragment einer Binde enthält, die um die Mumie von Ramses II. gewickelt war“, so Markéta Doláková, Kuratorin des Museums.

Eigentlich stehen auf dem Blatt zwei Texte von zwei Autoren. Einer ist die kurze Anmerkung, dass das Stoffstück von der erwähnten Mumie und vom 2. Juni 1886 stammt. Diese Anmerkung schrieb der österreichische Afrikaforscher Richard Buchta. Der zweite Text sagt aus, dass Buchta selbst zum besagten Datum bei der Öffnung der Mumie in Kairo war und was er dazu notiert hatte. Diese Erläuterung hatte Richard Buchtas Bruder hinzugefügt.

Richard Buchta
Richard Buchta stammte aus Galizien und reiste unter anderem an den Oberlauf des Nils. Dort fotografierte er Land und Leute. 1885 begab er sich zum letzten Mal nach Afrika und wurde wohl bei der Rückreise in Kairo Zeuge, wie Ramses II. ausgewickelt wurde.

Dass Buchta dabei ein Stück Tuch von der Mumie ergattern konnte, ist nicht ungewöhnlich. Ägyptische Mumien waren mehrfach eingewickelt, und die Binden waren bis zu 15 Meter lang. Da konnten also mehrere Sammler zugreifen, tatsächlich sind auch in andere Gegenden der Welt solche Fundstücke gelangt. Jana Mynařová ist Ägyptologin an der Prager Karlsuniversität:

„Der Stoff ist von guter Qualität und dicht gewebt. Der Streifen ist relativ breit und auf ihm befinden sich Rückstände wahrscheinlich von Baumharz, die bei der Mumifizierung verwendet wurden. Es scheint so, als ob es sich um ein Originalstück handelt. Wir haben bisher nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln.“

Mumie Ramses II.
Die tschechischen Ägyptologen wollen aber gerne eine Probe des gefunden Stoffstückes auf ihr Alter untersuchen lassen. Dies soll in den USA geschehen, aber wahrscheinlich erst im Sommer.

Doch wie kam das Stück nach Olmütz? Buchta ist selbst niemals in der Stadt gewesen. Museumskuratorin Markéta Doláková kann sich nur einen Herkunftsort vorstellen:

„In der Wissenschaftlichen Bibliothek in Olmütz ist ein Teil des Nachlasses von Richard Buchta archiviert.“

Ramses II. ist im Übrigen eine der wichtigsten Persönlichkeiten der altägyptischen Geschichte. 1279 vor Christus bestieg er den Thron. In seine Zeit fiel eine der längsten Friedensphasen damals. Und bevor er 1213 vor Christus starb, ließ er einige berühmte Bauwerke schaffen wie zum Beispiel den Tempel von Abu Simbel. Heute ist die Mumie von Ramses II. im Ägyptischen Museum in Kairo ausgestellt.

Autor: Till Janzer
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