Tschechischer Fußball durchlebt größten Skandal seiner Geschichte

Jaroslav Hastík, Stanislav Hruska (v.l.n.r.) Foto: CTK

Eigentlich sollten dieser Tage, da die Eishockey-Weltmeisterschaft in ihre entscheidende Phase tritt, die Chancen des gastgebenden Teams auf den WM-Titel das alles bestimmende Thema unter den tschechischen Sportfans sein. Doch seit Montag hat sich auch der hiesige Fußball wieder nachhaltig zu Wort gemeldet - aber leider von seiner schlimmsten Seite. Die tschechische Polizei ist nämlich gerade dabei, den vermutlich größten Korruptionsskandal in der Geschichte der einheimischen Eliteliga aufzudecken. Die pikanten Details offeriert Ihnen Lothar Martin.

Stanislav Hruska  (Foto: CTK)
Im tschechischen Clubfußball werden Schiedsrichter und die Spieler der gegnerischen Mannschaft bestochen, um sich einen gewinnbringenden Vorteil für die eigene Vertretung zu verschaffen. Oder es werden Ergebnisse dahingehend manipuliert, um sich bei einer attraktiven Quote bei den verschiedenen Wettbüros einen möglichst hohen Gewinn einstreichen zu können. Diese Vorwürfe kommen hierzulande schon seit Jahren immer wieder auf, insbesondere dann, wenn die Ligen in ihre finale Saisonphase treten. Alles Verleumdung, Neid bzw. dummes Kneipengeschwätz - so oder ähnlich wurden diese Vorwürfe allerdings auch immer wieder abgetan und unter den Tisch gekehrt. Doch wie es scheint, hat man gerade nach dieser Saison keinen Platz mehr, um den ganzen Unrat unbemerkt irgendwohin zu schieben. Schon im Herbst des vergangenen Jahres hatte der Amateurfußballer Radek Vána im Zusammenspiel mit dem Tschechischen Fernsehen aufgedeckt, dass die Referees in den unteren Ligen schon für 500 Kronen bestechlich sind. Im März wurden zwei Spieler des Erstligavereins Viktoria Plzen bezichtigt, 750.000 Kronen als "Belohnung" entgegengenommen zu haben, und zwar dafür, dass sie die Niederlage ihres Teams im Match gegen Spitzenreiter Baník Ostrava maßgeblich mitgestaltet hätten. Der angebliche Videobeweis der Geldübergabe in einer Pilsener Bar ist jedoch bis heute noch nicht aufgetaucht. Daher ist auch diese Affäre wieder einmal im Sand verlaufen.

Jaroslav Hastík  (Foto: CTK)
Am Montag aber wurde bekannt, dass der Sportdirektor des Erstligavereins 1. FC Synot, Jaroslav Hastík, in der Nacht zum 1. Mai straffällig geworden sei. Vermutlich aufgrund des Abhörens von Telefonaten wurde er von der Polizei an einer Tankstelle in flagranti erwischt, wie er dem Schiedsrichter Stanislav Hruska 175.000 Kronen für die "großzügige" Leitung der mit 2:0 gewonnenen Partie gegen Sparta Prag auszahlen wollte. Hastík wehrte sich tags darauf vor der Presse, mit Hruska nur einen guten Freund getroffen und den hohen Geldbetrag rein zufällig dabei gehabt zu haben. Doch es kam noch dicker. Am Dienstag wurde der Schiedsrichter Václav Zejda beschuldigt, für die Leitung des Spieles Blsany - Synot, das die Gäste am 22. November 2003 mit 3:1 gewonnen hatten, von Hastík 120.000 Kronen dafür kassiert zu haben. Polizeikommissarin Jana Moravcová von der Abteilung zur Aufdeckung von Korruption und Finanzkriminalität bestätigte die Anschuldigung:

Nachdem die zweite Anschuldigung veröffentlicht wurde, ist Jaroslav Hastík von seiner Funktion als Sportdirektor des 1. FC Synot zurückgetreten. Überdies erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Aber auch die Funktionäre des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS), die allzu lange viel zu lasch gegen diese Entwicklung vorgegangen sind, hat die unrühmliche Gegenwart eingeholt. Jetzt wollen sie von der Polizei die Beweislage schnellstmöglich in Erfahrung bringen, um entsprechende Disziplinarverfahren einleiten zu können. Die Kriminalbeamten wollen dies aber nicht vor Abschluss der Ermittlungen tun. Verbandschef Jan Obst hat jedoch bereits angekündigt, dass - sollten sich die Anschuldigungen gegen Hastík bewahrheiten - der 1. FC Synot mit seinem Ausschluss und dem damit verbundenen Abstieg aus der Eliteliga rechnen muss.