Tschechische Bibliothek nach zehn Jahren abgeschlossen

Ein breites Panorama tschechischer Literatur und Geistesgeschichte zeigt die im Frühjahr fertig gestellte "Tschechische Bibliothek" in deutscher Sprache: Die 33 Bände umfassende Reihe ist von 1999 bis 2007 auf Initiative der Robert Bosch Stiftung in der Deutschen Verlags-Anstalt erschienen. Nun würdigten Deutschlands Bundespräsident Horst Köhler und Tschechiens Staatspräsident Vaclav Klaus, die die Schirmherrschaft des Projekts übernommen haben, die knapp zehnjährige Arbeit aller Beteiligten. Dazu ein Gespräch mit dem Bohemisten und Übersetzer Eckhard Thiele, der die Tschechische Bibliothek entworfen und von Anfang an begleitet hat.

213 tschechische Autoren finden ihren Platz in der Tschechischen Bibliothek: in 33 Bänden zusammengefasst und von 66 Übersetzern bearbeitet. Das Konzept dazu enstand bereits im Jahr 1995. Eckhard Thiele, der als freier Übersetzer tätig ist, kann sich noch an die Anfangszeit erinnern, als ihn Jiri Grusa, der tschechische Dichter und Diplomat, auf die Idee aufmerksam machte:

"Da hat er sozusagen einen alten Wunsch wieder lebendig werden lassen, nämlich eine Tschechische Bibliothek zu machen. Es gab in Deutschland bereits die Polnische Bibliothek, das heißt sie erschien noch. Sie war eine Art Vorbild und führte zum Wunschtraum, so etwas auch für die tschechische Literatur zu machen."

Seitdem erschienen jährlich vier Bände mit Gedichten, Theaterstücken, Essays sowie philosophischen und künstlerischen Texten tschechischer Autoren. Das Besondere: Der Großteil der Werke wurde erstmals ins Deutsche übersetzt. Die Vielfalt der Bibliothek zeigt sich vor allem durch drei Elemente: In den Bereichen Dichtung, Prosa und Philosophie kann der Leser auf Entdeckungsreise gehen.

"Die Dichtung reicht zum Beispiel über viele Jahrhunderte, vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es ist die größte Sammlung tschechischer Lyrik, die jemals außerhalb Tschechiens erschienen ist. Sie ist in drei Bänden versammelt. In der Philosophie und Geistesgeschichte haben wir zum Beispiel tschechische Philosophen von Hus bis Masaryk und dann die Philosophen des 20. Jahrhunderts. Da ist enorm viel Interessantes dabei, was nicht nur reine akademische Theorie ist, sondern viel mehr für die Tschechen eine Rolle spielte. Der Bezug auf das gesellschaftliche Leben und Geschehen hat natürlich großes Interesse für die Leser", so Eckhard Thiele.

Mit der Tschechischen Bibliothek will man vor allem deutsche Leser einladen, die tschechische Literatur in all ihren Facetten kennen zu lernen und auch den unbekannteren Autoren Tschechiens eine Plattform bieten. Eckhard Thiele, der jeden Band betreut und jede Übersetzung verantwortlich redigiert hat, ist besonders stolz auf den Beitrag zum deutsch-tschechischen Verhältnis:

"Mich freut es, dass die tschechische Literatur durch diese Bibliothek so einen großen Auftritt hat und dass sie gerade mit dieser Tschechischen Bibliothek in 33 Bänden einen bleibenden und weit sichtbaren Platz im deutschen Kulturleben gefunden hat. Das war unser Anliegen und ich denke, das haben wir auch erreicht."

www.tschechische-bibliothek.de

Autor: Corinne Plaga
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