Tschechische Bevölkerung wächst und wird älter

Illustrationsfoto: Vania dos Santos, Pixabay / CC0

Tschechiens Bevölkerung wächst weiter, und sie wird älter. In den vergangenen zehn Jahren sind fast 300.000 Einwohner hinzugekommen. Grund dafür ist vor allem die Einwanderung.

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In Tschechien leben heute knapp 10,6 Millionen Einwohner. In den zurückliegenden fünf Jahren ist die Bevölkerungszahl um 73.400 Menschen gestiegen. Rund 67.000 davon sind Einwanderer. 24.900 und damit die meisten kamen aus der Slowakei. Aus dem Osten und Südosten Europas sind seit 2012 jeweils um die 5000 Russen, Rumänen und Bulgaren in Tschechien eingewandert. Auch die Zahl der hierzulande lebenden Deutschen hat zugenommen, exakt um 5409. Diese Daten hat das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Dienstag veröffentlicht. Aus ihnen geht ebenso hervor, dass die Zahl der Vietnamesen – sie sind nach den Ukrainern und den Slowaken die zahlenmäßig stärkste Ausländergruppe in Tschechien – demgegenüber zurückgegangen ist. Eine Erklärung dafür hat Tomáš Fiala vom Katheder für Demografie an der Hochschule für Ökonomie in Prag:

Tomáš Fiala  (Foto: Archiv der Hochschule für Ökonomie in Prag)
„Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass die Vorgaben für die Arbeitsagenturen, über die viele Vietnamesen ins Land kommen, inzwischen verschärft worden sind. So dürfen die offiziellen Stellen schon keine Beschäftigten mehr aus Ländern außerhalb der Europäischen Union anwerben. Ein weiterer Grund für den Schwund der Vietnamesen war die Wirtschaftskrise.“

Mehr Kinder und höhere Lebenserwartung

Erfreulich ist, dass in Tschechien zuletzt wieder mehr Kinder geboren wurden. In einigen der letzten fünf Jahre war so auch die Geburtenrate höher als die Sterberate. Ein Grund dafür ist der, dass viele Frauen ihre Nachkommen wieder vor dem 30. Lebensjahr auf die Welt bringen. In den 1990er Jahren ging der Trend noch dahin, dass erste Kind erst später zu gebären. Dennoch wird die Bevölkerung hierzulande im Schnitt immer älter. Wie Michaela Němečková vom Statistikamt erläutert, hätten mehrere geburtenstarke Jahrgänge großen Einfluss darauf:

„So haben wir zum Beispiel eine starke Generation von Menschen, die nach dem Ersten Weltkrieg geboren wurden. Das sind jene Bürger, die heute um die 95 Jahre alt sind. Eine weitere starke Generation bilden die Menschen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs oder kurz danach geboren wurden. Das sind unsere heutigen Senioren im Alter um die 70 bis 75 Jahre.“

Foto: kgorz,  Pixabay / CC0
Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Tschechien liegt mittlerweile bei 42 Jahren. Kinder bis 15 Jahre bilden einen Anteil von 15,6 Prozent, der Anteil von Menschen über 65 Jahre steht bei fast 19 Prozent. Um mehr als zwei Jahre gestiegen ist die mittlere Lebenserwartung der Bürger: die Frauen leben durchschnittlich 82,1 Jahre, die Männer 76,2 Jahre. Dies sei indes um vier Jahre weniger im Vergleich zur Bevölkerung in den Staaten Westeuropas, ergänzt Michaela Němečková.

Mehr Singles und Geschiedene

Gestiegen ist die Zahl der Singles und der Geschiedenen in Tschechien. Dies führt schließlich auch dazu, dass bereits fast die Hälfte aller Jungen und Mädchen – exakt 48,6 Prozent – im vergangenen Jahr von unverheirateten Frauen geboren wurde. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei einem Drittel. Die Zahl der Hochzeiten hat 2016 zwar leicht zugenommen, mit etwas über 50.000 Trauungen aber blieb sie weiter unter den Erwartungen der Demografen. Logischerweise gab es im Sommer den größten Andrang vor den Standesämtern, bestätigt Jana Křesťanová vom Statistikamt:

„Im Jahr 2016 gab es die meisten Hochzeiten im Monat Juni, es waren 9165. Am wenigsten geheiratet wurde hingegen im Januar – in jenem Monat wurden lediglich 958 Ehen geschlossen.“