Tschechische Ärzte verpflanzen schlagendes Herz

Foto: Archiv IKEM

Das Prager Institut für Experimentalmedizin hat eine neue Methode für Herztransplantationen vorgestellt.

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Das Spenderherz bleibt warm und hört nicht auf zu schlagen. Das ist allerdings kein Bild aus einem Science-Fiction-Roman, sondern eine neue Methode, die Herztransplantationen effektiver machen soll.

Anfang Oktober ist ein spezielles Gerät genau dafür zum ersten Mal hierzulande zum Einsatz gekommen. Das Herz wurde aus dem nordböhmischen Ústí nad Labem / Aussig ins Prager Institut für Experimentalmedizin gebracht. Dort wurde dank dem Spenderorgan das Leben eines 65-jährigen Patienten gerettet. Am Transport waren zwei Ärzteteams und drei Sanitätswagen beteiligt. Zuzana Švarcová hat die Transplantation koordiniert:

Jan Pirk  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Bei der üblichen Herzspende gibt es ein festes Vorgehen, das für uns alle automatisch ist. In diesem Fall war es anders. Bis zum letzten Augenblick nach der Ankunft in unserem Institut haben wir nicht gewusst, ob wir die Transplantation werden durchführen können.“

Die Transplantation war erfolgreich. Der Körper des Patienten hat das neue Organ angenommen. Dies wäre aber früher nicht möglich gewesen, da das Herz die erforderlichen Kriterien nicht erfüllt hätte. Der Herzchirurg Jan Pirk:

„Beim Tod des Menschen wird das Herz häufig durch Katecholamine beschädigt. Wir können es dann nicht mehr verpflanzen.“

Durch das neue Gerät, das den menschlichen Körper nachahme, kann das Herz aber weiterarbeiten wie zuvor. Ein künstlicher Kreislauf erhalte den Herzschlag aufrecht, und durch das Herz fließe weiterhin sauerstoffhaltiges Blut, beschreibt der Arzt:

Ivan Netuka  (Foto: Janetta Roubková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir können dadurch wieder das Umfeld entstehen lassen, das das Herz braucht, um normal zu funktionieren. Und nach zwei bis drei Stunden lässt sich das Organ mit Erfolg verpflanzen.“

Dank der neuen Methode sollen mehr Patienten gerettet werden können. Ivan Netuka leitet die Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie am Ikem:

„Unsere Ambition ist, die Zahl der geeigneten Herzenfür unser Programm um ein Fünftel zu erhöhen. Das bedeutet acht bis zehn Transplantationen jährlich.“

Die Methode ermöglicht zudem, die Transportzeit zu verlängern. Die Spenderorgane wurden bislang in einer kalten Flüssigkeit gelagert und gekühlt. Das war maximal vier Stunden lang möglich. Mit dem neuen Gerät stehen bis zu sechs Stunden für den Transport zur Verfügung. Wegen der hohen Kosten soll die Methode aber eher in Ausnahmefällen genutzt werden, sagt Netuka.

Die Kosten bei einem Patienten würden sich auf umgerechnet 58.000 Euro belaufen, erläutert der Arzt.

Insgesamt 40 Herztransplantationen pro Jahr werden am Institut für Experimentalmedizin durchgeführt. In ganz Tschechien finden jährlich im Schnitt 70 Spenderherzen einen neuen Besitzer. Auf der Warteliste stehen aber aktuell mehr als 80 Patienten.