Tschechiens Bevölkerung wächst dank Geburten- und Einwanderer-Plus

Foto: Europäische Kommission

In Tschechien hat sich die Bevölkerungszahl im vergangenen Jahr um knapp 40.000 Einwohner erhöht. Gegenwärtig leben hier rund 10,5 Millionen Einwohner, davon sind mehr als 430.000 Ausländer.

Dušan Drbohlav  (Foto: integrace.cz)
Die Bevölkerungszahl in Tschechien nimmt stetig zu, und das schon das siebte Jahr in Folge. Der Hauptgrund für diese Entwicklung lag besonders in den letzten Jahren in der relativ hohen Zahl von Einwanderern aus Mittel- und Osteuropa. So kamen 2007 über 80.000 Migranten und 2008 mehr als 70.000 Migranten in das Moldauland. Im vergangenen Jahr ist ihre Zahl stark zurückgegangen: 2009 wurde ein Zuzug von lediglich 28.300 Personen mit ausländischem Pass registriert. Der Migrationsexperte an der Prager Karlsuniversität, Dušan Drbohlav, sieht darin jedoch keinen Imageverlust:

„Tschechien ist nach wie vor ein sehr attraktives Einwanderungsland in Mitteleuropa, und zwar weitaus attraktiver als zum Beispiel Polen oder Ungarn. Es sind vor allem Migranten aus den postkommunistischen Ländern des Ostens, die nach Tschechien kommen.“

Der Rückgang bei der Einwanderung sei vor allem auf die weltweite Krise zurückzuführen, aufgrund der auch in Tschechien die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, so Drbohlav. Dennoch: Ein Leben in Prag und Umgebung ist selbst für nichteuropäische Ausländer attraktiv, was der vorjährige Zuzug von 2500 US-Amerikanern belegt. Im Gegenzug haben mehr als 11.600 Menschen die Tschechische Republik verlassen, darunter 1800 Deutsche. Der Anteil der hier lebenden Ausländer blieb jedoch in etwa gleich, sagt Terezie Štyglerová vom Tschechischen Statistikamt (ČSÚ):

„Laut Angaben der Ausländerpolizei lebten zum Ende des vergangenen Jahres rund 433.000 Ausländer legal in Tschechien. Ihr Anteil an der Bevölkerung der Tschechischen Republik beträgt 4,1 Prozent.“

Wie bereits erwähnt leben die Tschechen und ihre ausländischen Mitbewohner besonders gern in Prag und im umliegenden Mittelböhmischen Kreis. Hier wurde im Vorjahr mit knapp 16.000 beziehungsweise 17.000 Leuten auch der größte Einwohnerzuwachs registriert. Michal Hadlač vom Institut für regionale Information nennt die Gründe:

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„Hier gibt es die größte Konzentration an Hochschulen und jede Menge an Arbeitsmöglichkeiten.“

Demgegenüber mussten vorrangig einige mährische Kreise einen Einwohnerschwund beklagen. Als Gründe werden vor allem die ohnehin schon hohe Arbeitslosigkeit dort und im Fall des Mährisch-Schlesischen Kreises auch ökologische Probleme vermutet.

Neben dem positiven Verhältnis von Einwanderern zu Auswandern sei es für Tschechien sehr erfreulich, dass im vorigen Jahr auch die Geburtenrate die Zahl der Sterbefälle übertroffen habe, sagt Dušan Drbohlav. Ganz im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern, wo die Einwohnerzahlen aufgrund von Geburtenmangel stetig zurückgehen. Das allerdings, so der Migrationsexperte, wird leider wohl auch bald hierzulande der neue Trend sein:

„Eine der letzten Eurostat-Prognosen rechnet damit, dass die Bevölkerungszahl in Tschechien im Jahr 2060 nur noch 91 Prozent des heutigen Standes betragen wird.“