Tschechien zeigt sich in Katowice ambitioniert

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Im polnischen Katowice schmiedet die Welt derzeit einen Plan gegen den Klimawandel. Auch Tschechien will seinen Beitrag leisten. Das ist jedoch eine massive Herausforderung.

Richard Brabec nahm an der Klimakonferenz in Katowice teil  (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)
Die Welt heizt sich immer weiter auf, und zwar schneller als befürchtet. Mit diesen Worten eröffnete UN-Generalsekretär António Guterres die Klimakonferenz in Katowice. Die Stadt selbst war einst eine der größten Drecksschleudern Polens, genauso wie das nahe Ostrava / Ostrau in Tschechien. Doch gerade dort gibt es im Bereich Klimaschutz und Treibhausgasemmissionen mittlerweile Fortschritte. Die sieht zumindest Umweltminister Richard Brabec.

„Tschechien tut da genug. Wir werden unsere Klimaziele sicher erfüllen“, so der Ano-Politiker vor seiner Abreise nach Katowice am Dienstag gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Und die Ziele Prags sind tatsächlich ambitioniert:

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„Im Vergleich zu 1990 haben wir unseren Ausstoß an Treibhausgasen um 35 Prozent reduziert. Vor Augen haben wir auf jeden Fall die 40 Prozent, wobei wir das noch übertreffen werden.“

Laut Klára Sutlovičová von der NGO Glopolis ist das aber nur Augenwischerei. Denn so viel habe die tschechische Politik gar nicht gemacht für das Klima:

„Vor der Wende waren die Emissionen gigantisch, da die Wirtschaft massiv auf die Schwerindustrie ausgerichtet war. Die Zahlen sind danach drastisch eingebrochen, vor allem wegen der wirtschaftlichen Transformation. Dadurch haben wir uns eine Reserve geschaffen, von der wir heute noch profitieren.“

Tschechien nur zu 0,5 Prozent aller weltweiten CO2-Emmissionen bei. Das hört sich auf den ersten Blick nach wenig an. Pro Kopf gerechnet liegt das Land mit seinen Ausstößen aber auf Platz 20 im weltweiten Vergleich und auf Platz fünf in Europa. Das sei vor allem mit Blick auf die Struktur der Wirtschaft hierzulande bedenklich, meint der Klimaforscher Miroslav Trnka von der tschechischen Akademie der Wissenschaften:

Miroslav Trnka  (Foto: ČT24)
„Wenn wir berücksichtigen, dass unser Bruttoinlandsprodukt weit vom EU-Durchschnitt entfernt ist, dann zeigt sich eins: Für unsere geringe Produktivität haben wir einen vergleichsweise hohen Ausstoß von Treibhausgasen. Das ist ein großes Problem für unsere Wirtschaft.“

Übersetzt heißt das: Der Dreck kommt nicht aus Fabriken, sondern aus Heiz- und Stromkraftwerken. Er bringt also nicht einmal einen wirklichen Mehrwert. So wehrt sich Beispielsweise der größte tschechische Stromanbieter ČEZ damit, dass eine Filterung der Schadstoffe technisch nicht möglich sei. Man wolle die umstrittenen Kohlekraftwerke aber bis 2030 größtenteils abschalten, so ein Sprecher des teilstaatlichen Unternehmens gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das könnte jedoch bedeuten, dass Tschechien vom Regen in die Traufe kommt. Denn ČEZ und die tschechische Regierung setzen hier klar auf die Atomkraft.

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Umweltminister Richard Brabec betont jedoch noch etwas anderes. In seinen Augen müsste eigentlich jeder einzelne zur Rettung des Klimas beitragen:

„Neben der Restrukturierung der Industrie müssen wir auch den Verkehr reformieren. Ich übertreibe jetzt einmal: Aber eigentlich dürfte auf den Straßen kein einziger Benziner und kein einziges Diesel-Auto mehr fahren, damit wir alle unsere Ziele erreichen. Außerdem müssen wir unseren Energieverbrauch reduzieren und die Landwirtschaft sauberer machen.“

Eine Sache sollte laut Richard Brabec aber klar sein: Eine Wende ist nur gemeinsam und global möglich. Denn beispielsweise China allein bläst momentan doppelt so viele Treibhausgase in die Atmosphäre wie ganz Europa zusammen.