Tschechien will Manegen ohne Wildtiere

Foto: Free-Photos, Pixabay / CC0

Löwen oder Elefanten gehörten lange zum Zirkus dazu. In vielen Ländern ist die Haltung von exotischen Tieren zu Showzwecken mittlerweile aber verboten. Auch Tschechien will sich dem nun anschließen. Die Zirkusbetreiber protestieren jedoch gegen den Plan.

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Der Clown reitet auf dem Esel in die Mange, der Zirkusdirektor lässt kurz darauf einen Löwen durch einen brennenden Ring springen. Lange waren das typische Szenen in den Zirkussen der Welt. In Tschechien könnte das aber bald Geschichte sein. Vergangene Woche machte das Landwirtschaftsministerium bekannt, dass es an einem neuen Gesetz zum Verbot von Wildtieren in Zirkussen arbeite. Vor allem geht es dabei um die Dressur zur Publikumsunterhaltung. Wann der Text vorgelegt wird, ist derzeit aber unklar. Man habe noch einige Probleme, erklärt Ressortsprecher Vojtěch Bílý:

„Derzeit befasst sich das Ministerium noch mit Einwänden gegen das Gesetz, diese umfassen rund 250 beschriebene Seiten. Erst wenn das Ressort damit durch ist, kann es die neuen Rahmenbedingungen öffentlich machen.“

Richard Brabec  (Foto: ČT24)
Die Idee eines Verbots von Zucht und Dressur von Wildtieren zu Showzwecken ist nicht neu in Tschechien. Einerseits haben Aktivisten vor einiger Zeit eine Petition gestartet, diese hatte bis vergangene Wochen rund 14.000 Unterschriften. In der Politik hat zudem das Umweltministerium einen vergleichbaren Plan. Deshalb schrieb Minister Richard Brabec (Partei Ano) in den sozialen Medien zum Vorstoß aus dem Agrarressort:

„Wir danken dem Landwirtschaftsministerium dafür, dass es unsere Ideen für eine Gesetzesnovelle gegen Tierquälerei übernommen hat.“

Stichwort Tierquälerei. Dass die Politik gerade jetzt mit entsprechenden Vorstößen kommt, ist kein Zufall. Vor wenigen Monaten sind skandalöse Zustände in privaten Zoos ans Licht gekommen. In einem wurden Tiger sogar nur zu dem Zweck gehalten, um dass ihre Organe zur Arzneiherstellung an Asiamärkte zu verkaufen. Einer dieser Tierparks gehörte einem Mitglied der tschechischen Zirkus-Dynastie Berousek.

Jiří Berousek junior  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
In dieses Eck gestellt zu werden, das lehnt Jiří Berousek junior aber entschieden ab. Er ist der „Thronfolger“ des Zeltbetriebs:

„Es geht einfach darum, dass wir Respekt vor den Traditionen unserer Vorfahren haben müssen. Wir werden alles dafür tun, damit das so auch erhalten bleibt. Uns kann doch niemand etwas verbieten, wo wir doch nie gegen irgendwelche Gesetze verstoßen haben.“

Mit den umstrittenen Zoos hätten die im Zirkusbetrieb beschäftigten Berouseks sowieso nichts zu tun, heißt aus diesem Zweig der Familie. Jiří Berousek senior wiederum verweist noch auf etwas ganz anderes. Ihm zufolge ist das Verbot von Wildtieren in der Manege ein unzulässiger Eingriff ins freie Unternehmertum.

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„In einem Staat, den ich hier jetzt nicht nennen will, wurde ebenso die Haltung von exotischen Tieren in Zirkussen verboten. Das hätte man mit eigenen Augen sehen müssen, die haben all die Tiere auf den Marktplätzen freigelassen. Das müssten wir in Tschechien auch machen. Da würden dann mehre Hundert bis Tausend Tiere durch die Städte laufen“, so Jiří Berousek senior.

David Gardáš wiederum hält das für Panikmache. Der Tierschützer engagiert sich bei der NGO „Zirkus bez zvířat“ („Zirkus ohne Tiere“). Der Aktivist meint, dass man Übergangslösungen finden müsse:

„Eine Möglichkeit wäre, dass die Tiere erst einmal in den Zirkussen bleiben, das aber ohne Dressur. Eine zweite wäre zum Beispiel, dass man mit Auffangzentren in ganz Europa zusammenarbeitet. Drittens könnte aber auch Tschechien solche Asylstellen fördern.“

Vergleichbare Verbote gibt es unter anderem in Italien und Griechenland, in Deutschland wird über ein solches Gesetz seit längerem debattiert.