Tschechien und die CO2-Standards für Autos

Foto ilustrativa: Lenka Žižková

Der Autoindustrie in Europa drohen deutlich schärfere Klimaschutzvorgaben. Auch Tschechien hat bei den Verhandlungen einlenken müssen.

Foto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

Die EU-Umweltminister einigten sich am späten Dienstagabend. Demnach sollen Neuwagen im Jahr 2030 durchschnittlich 35 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als 2020. Diesen Kompromiss hatte Österreich vorgeschlagen, das derzeit dem Europäischen Rat vorsitzt. Die junge österreichische Ressortchefin Elisabeth Köstinger (ÖVP) war nach dem Verhandlungsmarathon zufrieden:

„Mit dem heutigen Beschluss zu den CO2-Reduktionen für Fahrzeuge bringen wir die saubere Mobilität in Europa auf die Überholspur.“

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  ČRo
Tschechien als Auto-Land hatte eigentlich die weniger ambitionierte Variante von 30 Prozent unterstützt. Diese war von der Europäischen Kommission vorgeschlagen worden. Auch weitere Staaten Mittel- und Osteuropas und zuletzt sogar Deutschland waren dafür gewesen. Doch viele weitere Länder plädierten für eine Absenkung um 40 Prozent oder mehr, wie etwa Schweden, Irland, Luxemburg oder die Niederlande. Letztlich unterstützte die tschechische Delegation dann den österreichischen Kompromiss.

„Fast niemand ist zufrieden aus den Verhandlungen gegangen. Aber die Visegrád-Länder, und damit auch Tschechien, haben mehr als das Mögliche erreicht“, so Vladislav Smrž, Staatssekretär im Umweltministerium in Prag.

Die Autoindustrie ist nach der politischen Wende von 1989 hierzulande zur wichtigsten Wirtschaftsbranche aufgestiegen. Bei der Pro-Kopf-Produktion von Fahrzeugen liegt Tschechien mittlerweile auf dem zweiten Platz in der Welt, und zwar hinter der Slowakei. Die drei größten Hersteller im Land – Škoda, Hyundai und das Konsortium TPCA – eilen von einem zum nächsten Produktionsrekord. Im vergangenen Jahr verließen über 1,4 Millionen Pkw die hiesigen Fabriken. Doch bisher werden fast ausschließlich Wagen mit klassischem Verbrennungsmotor gefertigt.

Das wird sich wahrscheinlich ändern müssen, wie etwa der luxemburgische Umweltstaatssekretär Claude Turmes nach den Verhandlungen anmerkte. Im Tschechischen Fernsehen sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf die neuesten Nachrichten von Wissenschaftlern über die Erderwärmung:

Foto: Archiv / Tschechische Regierunskanzlei
„Wir wollen auch, dass die Elektroautos schneller auf die Straße kommen. Alles andere ignoriert, was uns seit gestern die Wissenschaft empfiehlt.“

Am Dienstag hatte der Weltklimarat gewarnt: Sollte der Ausstoß von Kohlendioxid nicht drastisch gesenkt werden, dürfte die Erderwärmung schon bald über das Ziel von maximal 1,5 Grad steigen.

Bei den Autoabgasen gilt bisher in der EU, dass ab 2021 die Neuwagen der Hersteller im Schnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen dürfen. Die Emissionen des Klimakillers sollen nun aber noch mal um 35 Prozent abgesenkt werden. Das wird wohl nur zu erreichen sein, wenn man auch Elektro-Autos anbietet. Die tschechischen Hersteller sind gar nicht erfreut über den Druck, der nun entstehen könnte. Zdeněk Petzl ist Geschäftsführer des tschechischen Verbandes der Autoindustrie:

„Alle wissen, dass ein neuer Trend relativ lange Zeit braucht, bis er sich durchsetzen kann. Jetzt soll ein Treibstoff durch einen anderen ersetzt werden. Das lässt sich aber nicht so einfach vom einen auf den anderen Tag bewerkstelligen.“

In Tschechien befürchtet man daher den Verlust von Arbeitsplätzen. Dabei ist noch gar nicht klar, ob es bei den 35 Prozent bleibt. Denn das Europäische Parlament fordert weiterhin eine schärfe Variante mit 40 Prozent Reduktion. Und erst am Mittwoch wurden auch Verhandlungen mit den EU-Parlamentariern aufgenommen.