Tschechen wollen Verbot von Einweg-Plastik

Foto: Mabel Amber, Pixabay / CC0

Strohhalme, Plastikteller und Wattestäbchen – drei Viertel der Tschechen sprechen sich für ein Verbot dieser Einwegprodukte aus. Dies ergibt sich aus einer Umfrage, die im Auftrag des Tschechischen Rundfunks durchgeführt wurde.

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Ein Einkaufszentrum in Prag. An der Kasse sagt eine der Kundinnen:

„Sicher, wir trennen Müll. Schon meine Kinder wissen, welche Farbe die Tonne für Plastik hat. Ich habe meine eigene Tasche und Beutel, um die Einwegprodukte nicht nutzen zu müssen.“

Eine andere Kundin meint:

„Ich bringe normalerweise meine eigene Einkaufstasche mit. Jetzt gerade ist sie aber schon voll, deswegen musste ich auch eine Plastiktüte kaufen. Das ist normal in der heutigen Zeit.“

Die Aussagen bestätigen die Ergebnisse, die auch eine Blitzumfrage der Agentur Median zeigt: Hierzulande steigt die Zahl der Menschen, die Taschen, Beutel oder Becher aus Plastik und andere Einwegprodukte nicht mehr nutzen wollen. Drei Viertel der Befragten bemühen sich, weniger Gebrauch davon zu machen. Und sie befürworten auch das absolute Verbot von Einweg-Plastik. Martin Kratochvíl ist Analyst beim Meinungsforschungsinstitut Median:

Soňa Jonášová  (Foot: Archiv des Instituts für Kreislaufwirtschaft)
„In der tschechischen Gesellschaft überwiegt die Unterstützung für dieses Verbot. Drei Viertel der Befragten haben sich dafür ausgesprochen, nur ein Viertel ist dagegen.“

Martin Kratochvíl macht auch eine Gleichung auf:

„Diejenigen, die Abfälle trennen, sind auch eher dafür, dass Einwegprodukte verboten werden.“

Diesen Trend kann ebenso Soňa Jonášová bestätigen. Sie ist Direktorin des Instituts für Kreislaufwirtschaft, das sich mit nachhaltiger Entwicklung befasst.

„Die Tschechen haben eine sehr positive Einstellung zur Abfalltrennung. Sie sind sich auch dessen bewusst, dass viele Plastiksachen gar nicht gebraucht werden. Und daher suchen sie selbst nach Alternativen, um die Verwendung einzuschränken. Viele sagen mittlerweile, dass sie keine Plastikbeutel nutzen, dass sie eigene Taschen zum Einkaufen mitnehmen und nach umweltfreundlichen Möglichkeiten suchen.“

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Laut der Umfrage bringen zwei Drittel der Kunden ihre eigene Einkaufstasche ins Geschäft mit. Diejenigen, die eine an der Kasse kaufen, wählen eher die aus Papier. Nur 15 Prozent gaben an, eine Plastiktüte zu kaufen.

Das stärkste Umweltbewusstsein herrscht bei Frauen und Menschen mit Hochschulausbildung. Unterschiede gibt es aber auch bei den Alterskategorien, wie Martin Kratochvíl sagt:

„Interessant ist, dass in der jüngsten Altersgruppe am wenigsten Müll getrennt wird. Nur 36 Prozent von ihnen gaben an, immer Plastikmüll auszusortieren. In der ältesten Gruppe hingegen, im Alter von 60 Jahren und darüber, trennen 71 Prozent der Befragten.“

Die Ursache sieht Soňa Jonášová in der kritischeren Haltung jüngerer Menschen:

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„Wenn jemand älteren Menschen sagt, dass Mülltrennen gut sei und dies gemacht werden sollte, zweifeln sie nicht daran. Die mittlere Generation der 30-, 40-, oder 50-Jährigen sagt: Na ja, wir trennen Müll, aber was passiert dann, wie funktioniert das System, wer profitiert davon? Sie zweifeln und suchen nach Gründen, um nicht trennen zu müssen.“

Zur weiteren Aufklärung beitragen könnten laut Jonášová eine Kampagne des Umweltministeriums gegen Plastik sowie die jüngsten Entscheidungen der EU. Nach dem Europäischen Parlament und der EU-Kommission haben Ende Oktober auch die Mitgliedsstaaten dem Verbot von Einweg-Plastik zugestimmt. Bis zum Jahresende wollen sie sich auf ein entsprechendes Gesetz einigen. Demzufolge sollen Wegwerfprodukte nach einer Übergangsfrist vom Markt verschwinden.