Städte-Ranking: Prag ist „ausgewogen innovativ“

Prag (Foto: Ondřej Tomšů)

Die internationale Unternehmensberatungsfirma Arcadis erstellt regelmäßig ein Ranking der 100 attraktivsten Städte zum Leben und für unternehmerische Betätigung. In der aktuellen Bewertung landete Prag auf dem zweiten Platz in Mittel- und Osteuropa, hinter Wien. Weltweit liegt die tschechische Hauptstadt auf Rang 23. Minuspunkte gab es für mangelnde Nachhaltigkeit.

Prag  (Foto: Ondřej Tomšů)
Prag liegt im Ranking zwar hinter Wien, hat aber andere Konkurrenten aus der Region weit hinter sich gelassen. Warschau, Budapest oder auch Moskau folgen erst auf den Rängen 54, 57 und 58. Mit der Platzierung in den Top 25 gilt die Moldau-Metropole als „ausgewogen innovativ“. Was das heißt, erläutert der Marketingsleiter der Unternehmensberatung Arcadis in Tschechien, Jan Jurčíček:

„Das bedeutet, dass diese Städte sich in allen von uns bewerteten Bereichen entwickeln. Bis auf wenige Ausnahmen sind es jene Städte, die zu den Top 25 gehören.“

Besonders gut schnitt Prag in zwei der insgesamt drei Bereiche ab. Es sind die Segmente „Menschen“ und „Unternehmensförderung“.

Jan Jurčíček  (Foto: Archiv von Jan Jurčíček)
„In diesen beiden Bereichen wurden unter anderem folgende Faktoren bewertet: Gesundheitssystem, Kriminalitätsrate, Förderung neuer Technologien, Zugang zum Internet, Tourismus, Arbeitslosigkeit und vor allem die ökonomischen Kennziffern wie das Bruttoinlandsprodukt“, so Jurčíček.

Allerdings fehlt es in Prag an nachhaltiger Entwicklung. Das ist der dritte Bereich, der für das Ranking ausgewertet wurde. Und dieser hat verhindert, dass die tschechische Hauptstadt etwa mit Wien auf Platz fünf oder München auf Platz sieben ernsthaft in Konkurrenz treten kann, wie der Marketingleiter erläutert:

„In diesem Bereich haben wir den Zustand der Verkehrsinfrastruktur negativ bewertet. Zudem sind da beispielsweise die fehlende Unterstützung für Elektromobilität und für den Umstieg aufs Fahrrad oder die hohen Schadstoff-Emissionen zu nennen.“

Laut den Beratern von Arcadis sollte die Stadt dringendst ein Konzept ausarbeiten für eine entsprechende Entwicklung. Jurčíček nennt dabei jene Bereiche, die für Prag in Zukunft von zentraler Bedeutung sein dürften:

Park-and-Ride in Prag  (Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
„Die größte Herausforderung ist sicher, sowohl den äußeren als auch den inneren Verkehrsring fertigzustellen und damit zu schließen. Des Weiteren ist das der Ausbau von Parkplätzen an den Metrostationen, schließlich wurde der Prager ÖPNV in unserem Index als viertbester weltweit bewertet. Ein Park-and-Ride-System würde der Stadt also grundlegend helfen. Zudem ist ein Gesamtkonzept zur Reduzierung von Schadstoff-Emissionen nötig, dieses sollte etwa auch Elektromobilität und Einfahrbeschränkungen in das historische Zentrum beinhalten.“

Alles das sind nun Aufgaben, die eine neue Prager Führung lösen muss. Nach den Kommunalwahlen von Anfang Oktober kommt es in der Hauptstadt zu einem Wechsel. Mit Zdeněk Hřib wird erstmals ein Politiker der Piraten-Partei an der Spitze des Magistrats stehen. Zur neuen Regierungskoalition in Prag gehören neben den Piraten noch die beiden konservativen Kräfte Top 09 und Stan sowie ein Zusammenschluss von unabhängigen Kandidaten.

In dem Ranking von Arcadis landeten übrigens London, Stockholm und Edinburgh auf den ersten drei Plätzen.