St. Veitkathedrale: Sakralraum oder Museum

Der St. Veitdom gehört zweifelsohne zu den meist besuchten historischen Sehenswürdigkeiten der Prager Burg. Nach vielen Jahren wechselte die Kathedrale vor knapp zwei Wochen aus Staatsbesitz wieder in das Eigentum der katholischen Kirche. Damit hängen auch Änderungen der Besucherordnung zusammen. Vertreter des Prager Erzbistums haben am Montagvormittag auf einer Pressekonferenz über Einzelheiten informiert. Martina Schneibergova war dabei.

Der St. Veitdom  (Foto: Autorin)
Die Kathedrale wurde während des kommunistischen Regimes vom Metropolitenkapitel bis 1957 noch formal verwaltet. Jedoch schon kurz nach dem kommunistischen Putsch - im Jahre 1949 - ließ der damalige kommunistische Kultusminister Vaclav Kopecky verlauten, es sei notwendig, eine Sonderregelung für die St. Veitkathedrale einzuführen. Diese bestand unter anderem darin, den Kirchenvertretern die Schlüssel abzunehmen und die Mitglieder des Domkapitels allmählich auszusiedeln. Die Kathedrale stand seitdem unter der Verwaltung der Prager Burg.

Nach der Wende von 1989 forderte der damalige tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel das Metropolitenkapitel auf, sich ans Gericht zu wenden, um die Rechtsverhältnisse zu klären. Das Gerichtsurteil hat nach dreizehn Jahren bestätigt, dass die Kathedrale Eigentum der Kirche ist. Der Prager Bischof Vaclav Maly dazu:

Bischof Maly  (Foto: Autorin)
"Die Kirche hat die Kathedrale soeben übernommen und dies ist ein komplizierter Prozess. Es geht darum, die Führungen neu zu gestallten, den Interessenten den Eintritt zu ermöglichen und die Bedingungen dafür zu verbessern. Es ist nicht leicht, weil es zur Übernahme sehr plötzlich und innerhalb einer sehr kurzen Zeit kam."

Wer sich die Kathedrale nicht nur vom Eintrittsbereich aus, sondern gründlicher anschauen möchte, muss für die Besichtigung 100 Kronen (etwa dreieinhalb Euro) bezahlen, wobei aber der Besuch des Turms sowie der königlichen Gruft mit einberechnet ist. Vorher war der Eintritt für den Dom auch in einer Gesamtkarte enthalten, die für mehrere Sehenswürdigkeiten der Burg gegolten hat. Der Erlös vom Eintrittsgeld soll den Vertretern des Erzbistums zufolge die Betriebskosten der Kathedrale decken. Die St. Veits-Kathedrale soll jedoch vor allem ein Sakralraum bleiben. Bischof Maly sieht einen Unterschied darin, wenn jemand als Pilger den Dom betritt, um zu beten oder ihn nur als ein Museum mit kostbaren Exponaten besichtigen will:

Der St. Veitdom

"Gläubige haben natürlich einen freien Eintritt, wenn sie beten kommen. Das wird respektiert. Man muss zwischen Touristen und Gläubigengruppen in dem Sinne unterscheiden, dass wer die Kathedrale als Museum besichtigen will, muss zahlen, wer kommt, um zu beten, hat freien Eintritt."

Die Rückgabe der Kathedrale an die Kirche hat in einem Teil der tschechischen Öffentlichkeit Unmut hervorgerufen. Bischof Maly über die Ursachen dieser negativen Haltung:

"Das Rechtsbewusstsein ist bei uns auf einem niedrigen Niveau. Außerdem gibt es ideologische Vorurteile und Unkenntnis der Probleme. Aufgrund dessen entstehen verschiedene negative Reaktionen. Von unserer Seite, der Seite der Kirche verlangt es Geduld sowie sehr geduldige Erklärungen der ganzen Sache."