Schulreform gescheitert - was nun?

In der Schule

Drei Jahre lang war er in Vorbereitung, der Entwurf für eine Reform des tschechischen Schulwesens. Seine Ablehnung durch das Abgeordnetenhaus am vergangenen Dienstag kommt nicht nur einem Scheitern von Schulminister Eduard Zeman gleich, sondern wirft auch eine Reihe von Fragen über die Zukunft des Bildungswesens auf, deren Lösung nun - nach der gescheiterten Reform - wieder im Ungewissen bleibt. Silja Schultheis berichtet.

"Es wird keinen Entwurf für ein neues Schulgesetz, sondern nur kleine technische Teilnovellen geben. Das ist alles" - mit diesen Worten reagierte Schulminister Eduard Zeman auf die Ablehnung seines Reformentwurfs und skizzierte damit zugleich ein Szenario, nach dem sich im Schulwesen zumindest bis zum Ende der Wahlperiode im Sommer 2002 nicht viel tun wird - und somit einiges im Argen bleibt.

Worum geht es im Einzelnen?

1. Mit der Ablehnung des Reformentwurfs zerschlagen sich auch die Aussichten auf eine kostenlose Vorschulerziehung. Kindergärten werden weiterhin nicht als schulische Einrichtungen gelten und können Erzieher ohne Hochschulabschluss einstellen.

2. An der Praxis der Sonderschulen, die von Kritikern als Hort der Diskriminierung betrachtet werden, wird sich nichts ändern.

3. Es wird nicht die Möglichkeit geben, Klassen mit Sprachunterricht für nationale Minderheiten einzurichten, wenn ein entsprechender Bedarf daran besteht.

4. Die Grundschulen werden nicht dazu verpflichtet, Schulräte ins Leben zu rufen, in denen auch Eltern Mitspracherecht hätten.

5. Die sogenannten mehrjährigen Gymnasien, die Zeman für zu elitär hält, wird es auch weiterhin geben.

6. Die geplante Einführung von einheitlichen Abiturprüfungen wird bis auf weiteres vertagt. Kritiker des Zemanschen Reformentwurfs hatten daran vor allem beanstandet, dass die Tests laut dem Entwurf im wesentlichen multiple-choice-Fragen enthalten sollten.

7. Das von Zeman vorgesehene kostenlose Fachhochschulstudium wird vorerst Zukunftsmusik bleiben. Durch seine Einführung wollte der Schulminister die Bedingungen des kostenlosen Hochschulstudiums und des derzeit kostenpflichtigen Fachhochschulstudiums einander angleichen.

Die Ablehnung des Reformentwurfs hat in der Presse bereits ein reges Echo hervorgerufen. Und da die geplante und nun vorerst gestoppte Schulreform viele Anliegen verfolgt, die für die künftige Entwicklung des tschechischen Schulwesens nicht unbedeutend sind, dürfte die Diskussion über die Zukunft des tschechischen Bildungswesens weiterhin anhalten.