Replik der Giovanni-Inszenierung von 1969 im Prager Ständetheater

Eine Premiere und doch keine wirkliche Erstaufführung steht im Prager Nationaltheater, genauer gesagt im Ständetheater bevor, das einen Bestandteil des Nationaltheaters bildet. Mehr dazu von Markéta Maurová.

Bereits zum 20. Mal wird im Nationaltheater in Prag die Mozart-Oper "Don Giovanni" aufgeführt. Die Theaterleitung hat sich jedoch entschieden, für die für diesen Donnerstag im Ständetheater angekündigte Premiere keine neue Inszenierung vorzubereiten, sondern eine berühmte Vorstellung wiederzubeleben und deren Replik zu schaffen. Dieser "Don Giovanni" wurde im Jahre 1969 vom Regisseur Vaclav Kaslik mit einer Bühnengestaltung von Vaclav Svoboda uraufgeführt. Warum dieser Rückblick, danach fragte ich den Opernchef des Nationaltheaters Jiri Nekvasil:

"Der Hauptgrund war die Bühnengestaltung, die aus Photographien bekannt ist und in jeder Monographie über Professor Svoboda sowie über den Regisseur Kaslik angeführt wird. Darin werden die Logen im Proszenium auf eine geniale Weise verlängert und auf der Bühne fortgesetzt. Die Lösung erinnert an die Tatsache, dass wir uns an dem Ort befinden, wo die Uraufführung dieser Oper unter dem Taktstock deren Komponisten erklang. Es handelt sich um eine Bühnengestaltung, die ich für überzeitlich und kongenial halte. Außerdem wollen wir dadurch die großen Persönlichkeiten des tschechischen Theaters und der tschechischen Oper ehren."

Aus der Inszenierung Kasliks und Svobodas werden das Bühnenbild sowie das Regiekonzept übernommen. Neu geschaffen wurden die Kostüme, die der Mode stärker unterliegen und für das heutige Publikum nicht mehr akzeptabel wären. Neu ist natürlich auch die musikalische Einstudierung, die dem österreichischen Dirigenten Karl Sollak anvertraut wurde. Wie er betont, will er besonders die düsteren und tragischen Momente der Oper unterstreichen. Er lehnt die häufig verbreitete Meinung ab, die Mozart-Musik sei leicht:

"Ich finde die Musik überhaupt nicht leicht. Ich finde, die Musik ist sehr, sehr ernst, sie ist sehr böse manchmal, sie ist sehr aggressiv. Ich glaube, Mozart ist nie leicht. Er ist sehr ernsthaft. Er kann leicht sein, in den richtigen Situationen, aber er ist auch furchtbar tragisch, er ist... Liebe, alles ist drinnen, in dieser Musik. Diese Musik verkörpert jede menschliche Dimension. Und es ist unglaublich viel Tiefe in dieser Musik, die Tiefe des menschlichen Ausdrucks ist in dieser Musik bis zu einer Vollkommenheit vorhanden, die nie wieder von jemandem erreicht wurde."