„Phänomen Masaryk“ im Prager Nationalmuseum

Masaryk-Büste (Foto: Ondřej Tomšů)

Anlässlich des 80. Todestags von Tomáš Garrigue Masaryk wurde im Prager Nationalmuseum eine Ausstellung eröffnet.

Masaryk-Büste  (Foto: Ondřej Tomšů)
Masaryk sei zweifelsohne eine der Persönlichkeiten gewesen, die mit seinen Taten und Ideen ihrer Zeit voraus gewesen sei, sagte der Direktor des Nationalmuseums Michal Lukeš anlässlich der Eröffnung der Ausstellung.

„Wir wollten Masaryk nicht nur als Politiker und Begründer des Staates vorstellen, sondern vor allem auch als einen Menschen mit festen moralischen Prinzipien, der ein überzeugter Demokrat war. Wir wollten daran erinnern, wie wichtig seine Gedanken auch für die heutige Welt sind.“

Michal Lukeš zufolge sind Masaryks Ansichten auch weiterhin aktuell. Die Ausstellung ziele vor allem auf die junge Generation, so der Museumsleiter.

„Wenn die junge Generation Masaryk verstehen wird und sich von ihm inspirieren lässt, dann haben wir die Hoffnung, dass unser Staat und unsere Gesellschaft ihre demokratische Grundlage aufrechterhalten. Nur so werden wir imstande sein, uns vor populistischen Tendenzen zu schützen.“

Reisekorb von Masaryk  (Foto: Ondřej Tomšů)
Die Ausstellung besteht aus mehreren Teilen. Im ersten Teil mit dem Titel „Tomáš“ stehen die Beziehungen Masaryks zu anderen Menschen sowie seine Herkunft im Fokus, sagt Michal Stehlík. Er stellte die Schau zusammen.

„Eines der gewöhnlichsten, aber auch wertvollsten Exponate ist ein einfacher Reisekorb. Masaryk bekam ihn von seinen Eltern, als er zu studieren begann. Masaryk behielt ihn bis zu seinem Tod und bewahrte seine persönlichen Sachen darin auf. Masaryks Tochter Alice hatte ihn mit ins Exil in die USA genommen. Der Korb wurde erst vor kurzem nach Tschechien zurückgebracht."

Das Exponat illustriere das Schicksal Masaryks und seiner Familie, sagt Stehlík. In einem weiteren Teil der Ausstellung mit dem Titel „Garrigue“ wird unter anderem Masaryks Beziehung zu seiner Frau Charlotte behandelt. Masaryk sei einer der ersten tschechischen Feministen gewesen, meint Stehlík.

Michal Stehlík | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International
„Dank seiner Vorbilder in den USA war Masaryk davon überzeugt, dass die Frau dem Mann gleich ist. Er war ein Mensch, der Grenzen überschritt. Wir beschäftigen uns in der Schau jedoch auch mit seinen Gegnern. Denn er weckte nicht nur Bewunderung, sondern manchmal auch Hass. Dies wird im Ausstellungsteil mit dem Titel ,Professor‘ dargestellt, wo die antisemitische Hilsner-Affäre beschrieben ist. Es gab um die Jahrhundertwende sogar Momente, wo Masaryk und seine Frau daran gedacht haben, das Land zu verlassen. Charlotte hat ihren Mann damals jedoch überredet, seinen Kampf zu Ende zu führen.“

Natürlich wird Masaryk in der neuen Schau auch als Staatspräsident vorgestellt. Zu den Exponaten in diesem Teil der Ausstellung gehört beispielsweise ein Radioempfänger von 1925, den der Präsident im Schloss Lány benutzte. Im letzten Teil der Ausstellung wird schließlich das Erbe Masaryks behandelt. Michal Stehlík:

Die Ausstellung mit dem Titel „Phänomen Masaryk“ ist im Nationalmuseum bis 31. Januar 2018 zu sehen. Das neue Gebäude des Nationalmuseums ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch macht das Museum schon um 9 Uhr auf.

„Masaryks Image hat sich während des 20. Jahrhunderts einige Mal geändert. Man kann sagen: ,So, wie die Tschechen Masaryk gesehen haben, so haben sie die Geschichte gelebt.‘ Während der Nazi-Okkupation sowie während der kommunistischen Zeit haben die Menschen hierzulande Masaryk verdrängt. In der Demokratie kehrten sie aber wieder zu Masaryk zurück. Dies ist ein sehr starkes Vermächtnis.“