Neues Forschungszentrum in Prag soll Lösungen zum Klimawandel finden

Illustrationsfoto: Chris Northwood, Flickr, CC BY-SA 2.0

Die Tschechische Republik ist ein Binnenland, in dem noch dazu die großen Flüsse außer Landes abfließen. Durch die in letzter Zeit verstärkt auftretende Trockenheit wird die Aufgabe der Wasserbevorratung somit immer akuter. Am Dienstag wurde in Prag ein neues Konzept vorgestellt, welches diese Aufgabe künftig lösen soll.

Illustrationsfoto: Chris Northwood,  Flickr,  CC BY-SA 2.0
An der tschechischen Universität für Landwirtschaft (ČZU) ist das sogenannte Zentrum für Wasser, Boden und Landschaft entstanden. Diese Einrichtung soll ihre Forschungen nach der Frage ausrichten: Wie kann man Tschechien künftig vor Dürre und Hochwasser besser schützen? Im Tschechischen Fernsehen erklärte der Rektor der Hochschule, Petr Sklenička, zunächst, weshalb die ehemals angewandten Methoden nicht mehr greifen:

„Früher haben wir gesagt, es genügt, wenn wir die Landschaft in ihrer Urwüchsigkeit erhalten. Das reicht heute aber nicht mehr aus. Auch dann nicht, wenn wir die landwirtschaftlichen Nutzflächen in ihre Aufteilung von etwa dem Jahr 1930 zurückführen würden. Damals gab es noch viele kleine Felder und die Landschaft war ökologisch und hydrologisch stabil. Die Entwicklung des heutigen Klimas aber geht in eine ganz andere Richtung. Und diesen klimatischen Veränderungen halten die früheren Methoden nicht mehr stand.“

Petr Sklenička  (Foto: Archiv von Petr Sklenička,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Für die Forschungen zum Auffangen des Regenwassers und seiner Ansammlung im natürlichen Lebensraum hat das Zentrum das Konzept „Chytré krajiny“ (deutsch: Schlaue Landschaften) entwickelt. Dazu sagte Sklenička:

„Im Rahmen des neuen Zentrums haben wir drei Pilotprojekte vorgestellt. Wir haben das Konzept Chytré krajiny genannt, weil wir darin alle möglichen Funktionen miteinander verknüpfen wollen, die es zum Schutz der Landschaft vor Erosion, Hochwasser und Trockenheit bereits gibt und noch geben wird. Zugleich wollen wir damit Landschaften entwickeln, die für uns von Nutzen sind und in denen es sich gut leben lässt.“

Wie Petr Sklenička anführte, wurden bisher immer nur örtlich begrenzte Biotope oder revitalisierte Flächen untersucht, nun aber verfolge man ein Gesamtkonzept. In den drei Pilotprojekten soll zunächst erforscht werden, wie man die Wasserbevorratung besser organisieren kann, und zwar in Wäldern, auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und in den Städten. Diese Forschung wird langfristig und auch nicht billig sein. Zu den Kosten der Untersuchungen, einschließlich der daraus resultierenden Maßnahmen zur Wasserversorgung, sagte Sklenička:

„Wir haben eine erste Kostenschätzung vor fünf, sechs Jahren angestellt. Wir kamen auf mehrere Hundert Milliarden Kronen. Das Konzept beinhaltet indes die Umsetzung von einzelnen Elementen, deren Zahl auch in die Hunderttausende geht. Es handelt sich um kleinere, mittlere und größere Bestandteile wie zum Beispiel der Bau von Talsperren. Insgesamt sind wir auf eine Größenordnung von 600 bis 700 Milliarden Kronen gekommen, aber natürlich verteilt auf sagen wir zirka 30 Jahre.“

Richard Brabec  (links). Foto: ČTK / Michal Krumphanzl
Neben diesem gewaltigen Vorhaben setzt der tschechische Staat noch auf eine weitere Komponente – die Einsparung des Wasserverbrauchs. Dazu hat das Umweltministerium schon vor anderthalb Jahren ein Förderprogramm mit dem Namen Dešťovka aufgelegt. Das soll Hausbesitzer dazu bringen, verstärkt Regenwasser – so die deutsche Übersetzung von dešťovka – und aufbereitetes Abwasser in Haushalt und Garten zu nutzen. Ein Teil des Programms, das Auffangen von Regenwasser zum Gießen von Gärten, galt bisher jedoch nur für Gegenden, die nachweislich schon längere Zeit unter der Dürre leiden. Nun aber wird dieser Programmteil auf das gesamte Territorium ausgeweitet. Umweltminister Richard Brabec (Ano):

Foto: Marufish,  Flickr,  CC BY-SA 2.0
„In der diesjährigen Sommerperiode hat sich die Trockenheit auf über 80 Prozent unseres Gebietes ausgebreitet. Daher kam es mehrfach zu Fällen, bei denen die Antragsteller nicht die zu dem Zeitpunkt geltenden Bedingungen zur Förderung erfüllt haben. Und das, obwohl erwiesenermaßen auch bei ihnen die Böden sehr trocken waren.“