Neuer Elektrobus wird für Prager Linienverkehr getestet

Foto: Archiv der Prager Verkehrsbetriebe

In Prag herrscht dichter Verkehr, die Abgase der vorrangig mit Kraftstoff betriebenen Fahrzeuge hinterlassen buchstäblich dicke Luft und erhöhen die schädlichen Emissionen. Jetzt aber wollen zumindest die städtischen Verkehrsbetriebe ein Zeichen dagegen setzen: Sie testen im Linienverkehr einen Elektrobus, der möglichst schon im kommenden Jahr die teilweise Umrüstung der Busse vom Diesel- auf den elektrischen Betrieb einleiten soll.

Foto: Archiv der Prager Verkehrsbetriebe
Wenn die Prager Verkehrsteilnehmer in diesen Tagen bisschen Glück haben und genau hinschauen, dann bekommen sie vielleicht auch den Bus zu Gesicht, der etwas anders lackiert ist als die übrigen Busfahrzeuge:

„Unsere Reisenden bekommen einen Autobus zu sehen, der sich von den anderen in Form und Bauart quasi nicht unterscheidet. Der einzige Unterschied, den man indes deutlich sehen kann, ist die grüne Lackierung des Fahrzeugs. Außerdem trägt er eine Aufschrift, dass er mit einer Batterie betrieben wird und somit ökologisch unterwegs ist“, erläutert Jan Barchánek von den Prager Verkehrsbetrieben.

SOR Libchavy  (Foto: Jan Groh,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Das Massentransportmittel, von dem hier gesprochen wird, ist der Elektrobus SOR EBN11 vom Hersteller SOR Libchavy in der Nähe des ostböhmischen Ústí nad Orlicí. Ein etwas kleinerer Bautyp des Busses, ein EBN 10,5 wurde erstmals 2010 beim Autosalon Brno / Brünn präsentiert. Seit 2011 verkehren vier Busse dieses Typs in der nordmährischen Industriestadt Ostrava / Ostrau. Nun wollen auch die Prager nachziehen. Aus gutem Grund, sagt Barchánek:

„Der Hauptgrund, weshalb wir den Elektrobus jetzt testen und später konstant im Linienverkehr einsetzen wollen, ist die Entlastung für die Umwelt. Dazu wollen wir den Fuhrpark unserer elektrischen Verkehrsmittel erhöhen, das heißt, neben Metro und Straßenbahn soll nach und nach auch der Busverkehr auf den E-Betrieb umgerüstet werden.“

Jan Barchánek  (Foto: ČT24)
Dazu muss der Elektrobus zuvor ausgiebig getestet werden. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Denn er soll dem Vergleich zum mit Diesel fahrenden Bus nicht nur standhalten, sondern ihn auf Dauer sogar übertreffen. Jan Barchánek ist diesbezüglich vorsichtig optimistisch:

„Unser Ziel muss es sein, dass der E-Bus auch in der Anschaffung bis in die Preiskategorie des Dieselbusses vorstößt. Zurzeit ist er teurer, weil die elektrische Technologie noch etwas kompliziert ist. Auf der anderen Seite sind die Kosten für den E-Betrieb günstiger, weil wir dazu das elektrifizierte Straßenbahnnetz und den aus der Nutzbremse der Straßenbahn gewonnenen Strom verwerten können. Durch die geringeren Betriebskosten dürften wir also die höheren Anschaffungskosten ausgleichen.“

SOR EBN11  (Foto: Spielvogel,  Wikimedia CC0 1.0)
Der Elektrobus wird mit einem Lithium-Ionen-Akku betrieben, dessen Energie einen Fahrbetrieb von 120 bis 150 Kilometer ermöglicht. Deshalb wird er jede Nacht sieben Stunden lang in einem Busbahnhof aufgeladen. Hinzu kommt die tägliche Aufladung über einen zweipoligen Strombügel, der an der Endstation an die Stromleitung der Straßenbahnen angeschlossen wird. Dieser mehrmalige Vorgang dauert insgesamt eine Stunde, bedeutet Barchánek:

„Durch diese zusätzliche Aufladung wird die Reichweite des Busbetriebs bis auf 260 Kilometer erhöht. Das entspricht der durchschnittlichen Strecke einer Prager Buslinie, die täglich zu bewältigen ist.“

SOR EBN11  (Foto: Spielvogel,  Wikimedia CC0 1.0)
Um herauszufinden, ob der neue Elektrobus diesen Anforderungen auch täglich gewachsen ist, wird er jetzt ein Jahr lang bis zum August 2016 in Prag getestet. Und zwar mit Fahrgästen sowie bei Wind und Wetter – besonders im Winter, wenn er durch das Heizen die meiste Energie verbraucht. Falls er diesen Test wider Erwarten nicht bestehen sollte, wird er im kommenden Sommer entsprechend nachgerüstet. Eine Alternative zu der umweltfreundlichen Technologie gibt es jedoch nicht, beteuert Barchánek.