Musikfestival in Litomyšl: Mahlers Sinfonie der Tausend als Höhepunkt

Gustav Mahler

Das internationale Opernfestival „Smetanas Litomyšl“ wurde vorige Woche eröffnet. Zu den 35 Festivalveranstaltungen gehören neben Opernvorstellungen auch Konzerte verschiedener Genres. Als dramaturgischen Höhepunkt der Festspiele sehen die Veranstalter das Konzert am 19. Juni, bei dem Gustav Mahlers Sinfonie der Tausend erklingt.

Gustav Mahler
Gustav Mahlers 8. Sinfonie Es-Dur wird wegen ihres personellen Aufwands als Sinfonie der Tausend bezeichnet. Angeblich waren an der Uraufführung 1910 mehr als Eintausend Musiker beteiligt. In Litomyšl / Leitomischl werden 300 Mitwirkende auftreten, sagt Festivaldramaturg Vojtěch Stříteský:

„Es werden sich daran rund 140 Chorsängerinnen und Sänger, 30 Kinderchormitglieder, 120 Rundfunksymphoniker und acht Solisten beteiligen. Und natürlich Chefdirigent Ondrej Lenárd.“

Der Chefdirigent der Prager Radiosymphoniker, Ondrej Lenárd, hat dabei eine besondere Beziehung zu dem Opus, wie er schildert:



Ondrej Lenárd  (Foto: Martina Schneibergová)
„Im ersten Teil, wo der lateinische Hymnus ‚Veni creator spiritus‘ erklingt, fordert Mahler eindeutig zur Freude, zum Optimismus auf. Er umarmt alle mit seiner Musik. Im zweiten Teil, in dem der Komponist die Schlussszene von Goethes Faust vertont hat, lässt er uns nachdenken, stellt Fragen nach Leben und Tod. Ich glaube, dass diese Sinfonie eine Botschaft der Liebe in gefühllosen Zeiten ist. Für mich ist es die bereits fünfte Aufführung der Sinfonie. In Tokio habe ich wirklich Eintausend Mitwirkende erlebt. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Am Ende der Sinfonie fühle ich immer nur Herrlichkeit. Es ist ein suggestives Werk, das uns der geniale Künstler hinterlassen hat.“

Auf die Aufführung von Mahlers Werk bereiten sich die Festivalveranstalter seit 2014 vor. Die Sinfonie wurde in der Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks zu dessen 90. Gründungstag einstudiert.

Vojtěch Stříteský  (Foto: Martina Schneibergová)
Der gesamte Sonntag gilt beim Festival als der Tag des Tschechischen Rundfunks, die Sendeanstalt wird daher nicht nur das Konzert am Abend, sondern auch weitere Veranstaltungen live übertragen. Dazu gehört auch das Konzert mit dem Titel „Musik tschechischer Piaristen“, das am Sonntagnachmittag in der Piaristenkirche stattfindet. Die Musik ist eng mit dem Aufführungsort verbunden, sagt Vojtěch Stříteský:

„Es ist wenig bekannt, dass in Litomyšl eine Menge Noten von Angehörigen des Piaristen-Ordens gefunden wurde. Beim Konzert erklingt Musik von zwei Piaristen: von Vojtěch Pelikán, der in Litomyšl geboren wurde, und von Václav Kalous, der vier Jahre in der Stadt lebte. Werke von Kalous wurden vor kurzem im Archiv des Pfarramtes entdeckt.“

Das Opernfestival „Smetanas Litomyšl“ findet in der ostböhmischen Weltkulturerbe-Stadt bis 3. Juli statt.