Mohn – das blaue Gold der böhmischen Bauern

Christian Rühmkorf ist in eine Woche lang für Radio Prag in Böhmen unterwegs und schickt in dieser Woche jeden Tag eine Geschichte vom Land ins Prager Studio: Geschichten aus böhmischen Dörfern.

Wir haben uns noch nicht allzu weit von der Hauptstadt Prag entfernt. Vielleicht 30 Kilometer vor den Toren der Stadt liegt das Dorf Dřetovice. Hier lebt und arbeitet Milan Soukup. Er gehört mit seinen drei Kompagnons zu den Landwirten in der Tschechischen Republik, die sich vor allem auf Mohn spezialisiert haben.

„Wir bauen seit 16 Jahren Mohn an. Begonnen haben wir mit rund 30 Hektar und haben den Mohnanbau in dieser Zeit auf rund 130 Hektar erweitert. Aber die Nachfrage sinkt zur Zeit, so dass wir in diesem Jahr nur 77 Hektar mit Mohn bestellt haben.“

Foto: Alexis Rosenzweig
Die Tschechische Republik ist ein absoluter Global-Player, im Anbau von Mohn. Über 60 Prozent der weltweiten Mohnproduktion kommt aus Tschechien. Der tschechische Mohn landet allerdings hauptsächlich auf dem Kuchen, den so genannten Kolatschen und nicht in der Opiumproduktion. Milan Soukup erklärt den Unterschied zwischen afghanischem und tschechischem Mohn:

„Wir pflanzen Lebensmittelmohn an. Die Mohnsamen sind herrlich blau gefärbt. Und in den Köpfen der Pflanze ist nur ein Zehntel des Opiumgehalts, der im afghanischen Mohn enthalten ist. Dieser hier hat 0,4 Prozent Opium, der afghanische über drei Prozent. Aber auch wir verkaufen sozusagen den Abfall der Pflanze, also die Köpfe, in denen das Opium enthalten ist, und zwar an den Pharmakonzern Zentiva, zur Morphiumproduktion.“

In Tschechien wird traditionell Mohn angebaut und nach Österreich, Polen und Deutschland exportiert, vor allem aber in die slawischen Ländern. Denn da ist Mohn eine der wichtigsten Zutaten in der Backstube. Aber erst in den letzten 15 Jahren hat der Mohnanbau einen echten Boom erlebt. Da, wo zuvor Zuckerrüben ausgesät wurden, steht heute der weißblühende Mohn. Der Vorteil: Während der Zuckerrübenanbau von der EU reguliert wird, haben die Landwirte beim Mohn freie Hand – natürlich solange sie das Rauschmittelgesetz nicht verletzen.

„Damit hat sich bei uns die Anbaufläche auf rund 70.000 Hektar erhöht. Und wir haben jetzt selber erkannt, dass das zu viel ist.“

Milan Soukup  (Foto: Alexis Rosenzweig)
Denn der Höchstpreis von knapp vier Euro pro Kilo noch vor zwei, drei Jahren ist auf schlappe 65 Cent in den Keller gegangen. Und die Ernte bleibt in den Lagern liegen. Jetzt setzt also eine natürliche Regulierung bei Anbaufläche und Preis ein. Milan Soukup wäre glücklich, wenn sich der Preis in Tschechien bei 1,50 einpendeln würde. Aber Preisverfall hin schlechtes Erntewetter her, Herr Soukup hat den Mohn noch nicht über, oder?

„Buchty mit Mohn! Und warm müssen sie noch sein, denn erst wenn man vom Mohn so richtig Bauschmerzen bekommt, ist es genau richtig!“