Mittelalter pur: Geschichtspark Bärnau-Tachov

Foto: Martina Schneibergová

Eine Ausstellung in Prag zeigt den Weg vom Geschichtspark zum ArchaeoCentrum Bayern-Böhmen.

Alfred Wolf  (Foto: Martina Schneibergová)
Der Geschichtspark Bärnau-Tachov bietet eine Zeitreise durch fünf Jahrhunderte. Er ist das größte archäologische Freilandmuseum in Deutschland und liegt im oberpfälzischen Bärnau – direkt an der Grenze zu Tschechien. Nun beschreibt eine Ausstellung, wie der Geschichtsparks in das ArchaeoCentrum Bayern-Böhmen umgewandelt wurde. Die Schau ist am Donnerstag in der Bayerischen Repräsentanz in Prag eröffnet worden. Alfred Wolf gehört zu den Initiatoren des Geschichtsparks. Bei der Vernissage entstand folgendes Gespräch mit ihm.

Herr Wolf, wie ist die Idee zum Geschichtspark Bärnau-Tachov entstanden?

„Die Idee ist eigentlich über die Zusammenarbeit bei einem deutsch-tschechischen Theaterprojekt entstanden. Wir wollten die gemeinsame Geschichte auf die Bühne bringen. Deshalb haben wir – das Laientheater Komedyjanti aus Tachau und der Kultur- und Festspielverein Bärnau – ein Theaterstück mit dem Titel ,Goldene Straße‘ über Karl IV. geschrieben. Das war die erste gemeinsame Veranstaltung. 2001 haben wir mit 70 Deutschen und Tschechen zum ersten Mal Theater gespielt. Die Vorstellung wurde zuerst in Bärnau und dann in Tachau aufgeführt. Die Deutschen haben auch Tschechisch und die Tschechen auch Deutsch gesprochen. Also Völkerverständigung pur.“

Foto: Martina Schneibergová
Haben Sie und alle anderen Mitarbeiter das ehrenamtlich gemacht?

„Ja, ehrenamtlich, wir wurden dafür nicht bezahlt, es war unsere Motivation. Denn wir sind hier an der Grenze aufgewachsen, wir haben kennengelernt, was Grenze bedeutet und dass Grenze etwas Belastendes für beide Seiten war. Unsere Generation sollte versuchen, die jahrhundertelange Tradition des bayerisch-tschechischen Zusammenwachsens wiederzubeleben.“

Was hat sich während der vergangenen 17 Jahre geändert?

„Es war ein Prozess. Es gibt immer noch Leute, die die Vertreibung noch nicht überwunden haben. Es gibt auf der anderen Seite Leute, die noch vom Kommunismus geprägt sind. Aber wir haben durch unsere Gemeinschaft Überzeugungsarbeit geleistet. Das war die Basis. Auch ohne Sprache, mit dem Theater, über gemütliches Beisammensein, über Musik hat sich eine Freundschaft entwickelt. Roman Soukup hat mit mir die Idee weiterentwickelt, und wir haben beschlossen, einen Geschichtspark zu errichten. Denn die Goldene Straße – der Originalweg zwischen Nürnberg und Prag – führte genau durch Bärnau und Tachau. Was interessant ist: Bärnau war unter Karl IV. die erste Stadt Neuböhmens. Er ist in der Königsstadt Tachau gewesen und von dort nach Neuböhmen gereist, und Bärnau war die erste Stadt dort.“

Stefan Wolters  (Foto: Martina Schneibergová)
Haben Sie sich an der Zusammenstellung der Ausstellung beteiligt?

„Die Ausstellung ist ein Spiegelbild dessen, was wir über die Jahre hinweg gelebt haben. Wir haben den Geschichtspark eingerichtet, und plötzlich ist daraus eine universitäre Einrichtung geworden. Es entsteht das Archaeocentrum Bayern-Böhmen. Wir sind den Universitäten – der Karlsuniversität in Prag sowie der Westböhmischen Universität Pilsen – dafür dankbar, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und unsere Idee weiterführen wollen.“

Der Archäologe Stefan Wolters ist wissenschaftlicher Leiter des Geschichtsparks Bärnau-Tachov. Gegenüber Radio Prag beschrieb er das Freilandmuseum:

Die zweisprachige Ausstellung trägt den Titel „Aus der Geschichte in die Zukunft – Vom Geschichtspark Bärnau-Tachov zum ArchaeoCentrum Bayern-Böhmen“. Sie ist in der Bayerischen Repräsentanz in Prag ab Montag, 10. September, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung läuft bis Anfang Oktober.

„Im Geschichtspark stehen mittlerweile 30 Gebäude. 22 davon sind richtige Wohnhäuser. Damit sind wir tatsächlich, was die archäologische Rekonstruktion angeht, das größte archäologische Freilandmuseum in Deutschland. Im Moment ist unsere Hauptaufgabe der Sprung von den Holzhäusern zu einem Steinhaus. Wir erreichten gerade Steinhäuser aus Granit in jener Form, in der sie im 14. Jahrhundert erbaut worden sind. Das ist natürlich eine Herausforderung. Das geht nicht mehr nur mit Ehrenamtlichen. Wir haben Handwerkmeister angestellt: einen Steinmetz, einen Maurer, einen Zimmermann, die uns bei der Arbeit helfen. Dieses Gebäude ist mit einer Umfassungsmauer von 30 auf 40 Metern riesig, darum dauert die Bauzeit lang: Wir rechnen damit, erst in 20 Jahren fertig zu sein.“