Masaryk und Čapek im Film-Dialog

Foto: Bontonfilm
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Eine Verfilmung von Karel Čapeks Gesprächen mit Masaryk feiert Premiere.

„Gespräche mit TGM“
„Gespräche mit TGM“ ist ein dreibändiges Buch von Karel Čapek. Der Schriftsteller hat darin seine Unterhaltungen mit dem ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk festgehalten. Sie haben sich in den Jahren 1926 bis 1935 mehrmals getroffen und über Politik, Philosophie, Religion sowie das Leben des Staatsoberhauptes gesprochen. Der junge Regisseur Jakub Červenka hat das Werk zur Vorlage für seinen Debütfilm genommen:

„Eigentlich wollte ich nicht das Buch verfilmen, sondern eher seinen Entstehungsprozess. Ich wollte den großen historischen Figuren als Menschen näher kommen. Im Film treten nur diese zwei Personen auf. Eigentlich ist der Streifen die Aufzeichnung eines anderthalbstündigen Treffens von Masaryk und Čapek.“

Die Handlung spielt an einem Tag im Herbst 1928. Čapek besucht Masaryk in seinem Sommersitz auf Schloss Topoľčianky:

„In Topoľčianky gibt es einen wunderschönen Park. Ich kann gut verstehen, dass Masaryk dort seine Sommer verbringen wollte. Čapek besuchte ihn dort regelmäßig. Bei den Treffen haben sie meist philosophische Gespräche geführt. Ebenso haben sie aber gemeinsam geschwiegen, die Natur beobachtet oder über alltägliche Fragen gesprochen. Das wollte ich den Zuschauern vermitteln.“

Martin Huba als Masaryk  (Foto: Bontonfilm)
Der Kinobesucher wird mit Masaryks politischen Ansichten bekannt gemacht, erfährt aber auch etwas über die späte Liebe des Präsidenten und die komplizierte Situation in seiner Familie. Keine Passage im Film wird direkt aus dem Buch zitiert. Es handle sich um ein komplett neu geschriebenes Psychogramm, betont der Regisseur. Das Drehbuch wurde von Pavel Kosatík verfasst.

Tomáš Garrigue Masaryk wird vom slowakischen Schauspieler Martin Huba gespielt.

„Ich stelle eine bedeutende historische Figur dar. Wir wollten aber darauf aufmerksam machen, dass auch eine bedeutende historische Figur ein Privatleben hat. Wobei sich dieses natürlich mit der Rolle dieses Menschen in der Geschichte überschneidet.“

Besonders wichtig waren für Huba die inneren Widersprüche des Haupthelden.

„Masaryk war ein Mensch, der versucht hat, die Welt in Bewegung zu setzen. Er wollte alte Gewohnheiten und Klischees ändern und eine neue Staatsordnung schaffen. Als Schauspieler musste ich mich damit auseinandersetzen, was dieser Mensch im Inneren erlebt hat. Bei der Umsetzung seiner komplizierten Vision verließ er sich auf eine innere Moral und die Sehnsucht nach Fair-Play. Er musste dafür aber auch Opfer bringen, was vor allem seine Familie traf. Dieser innere Kampf und der Vorrang der großen Ideen vor der Familie waren für mich noch interessanter als die historischen Fakten selbst.“

Der Film „Gespräche mit TGM“ ist ein Beitrag zum 100. Gründungsjubiläum der Tschechoslowakei im Oktober, aber auch zum 80. Todestag von Karel Čapek im Dezember dieses Jahres.