"Lost in Praha" - eine literarische Kooperation zwischen Deutschland und Tschechien

Jaroslav Rudis

Zwei junge erfolgreiche Autoren, der Tscheche Jaroslav Rudis und der Deutsche Martin Becker, stellten in einer Lesung ihr in Gemeinschaftsarbeit entstandenes Hörspiel "Lost in Praha" vor. Was bei dieser schriftstellerischen Kooperation zwischen Deutschland und Tschechien herauskam, erfahren sie von Katharina Borberg.

Jaroslav Rudis
"Sie selbst haben doch gesagt: Prag ist die Endstation für alle Liebenden, wer nirgendwo auf der Erde sein Glück findet sollte es hier versuchen, in Prag."

"Sehr schön Junge"

"Das war ein ganz, ganz, ganz wichtiger Satz von Ihnen für mich Herr Hrabal. Der hat mich hierher gebracht nach Prag."

"Prima, toll, freut mich, aber ich hab das nie gesagt."

"Was!?"

"Wo hast du diese Scheiße bitte gelesen? Auf dem Klo der Prager Burg?"

Ein Auszug aus dem Hörspielprojekt "Lost in Praha", in dem sich einer der Protagonisten mit dem verstorbenen tschechischen Schriftsteller Bohumil Hrabal unterhält. Diese kurze Episode führt ein in das zentrale Thema, das beiden Autoren bei ihrer Gemeinschaftsproduktion besonders am Herzen liegt. Dazu Jaroslav Rudis:

"Schon von Anfang an arbeiten wir mit den Klischees über Prag aus diesen Reiseführern die jeder kennt. Die goldene Stadt, die schön und romantisch ist. Eine Stadt in die man fahren sollte, wenn man jemanden wirklich liebt und etwas Romantisches erleben will. Aber Prag hat natürlich auch eine andere Seite, die viel punkiger und rockiger ist."

Diese widersprüchlichen Seiten Prags prägen auch die Erfahrungen die die Protagonisten des Hörspiels in der so genannten goldenen Stadt machen, wie Martin Becker erklärt:

"Lost in Praha - der Titel - ist für beide Protagonisten, Thomas und Theresa, wörtlich zu verstehen. Beide verlieren sich in Prag. Thomas, der nur touristische Klischees findet und das auch so möchte, scheitert völlig daran und erbricht sich am Ende an der Moldau auf ein vorbeifahrendes Touristenboot. Theresa, der diese Prag Klischees völlig egal sind verliert sich auch und zwar im Prager Underground. Da wo das Leben wirklich pulsiert. Und so verlieren sich beide Figuren auf ihre Art im Prag der Gegenwart."

Martin Becker und sein Schriftstellerkollege Jaroslav Rudis haben, wie man an ihrem Text feststellen kann, ihre Vorbilder in der tschechischen Literatur gefunden. Und sie zeigen mit ihrem Werk, wie gut eine Kooperation zwischen Deutschland und Tschechien gerade im Literaturbetrieb gelingen kann. Auch wenn man zu zweit vor einem PC sitzt und unterschiedliche Schreibstile zu einem Werk verbinden muss.

"Also das war als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Es war einfach großartig! Wir müssten uns nicht groß verständigen, es lief von Anfang an rund. Ich hätte das nie gedacht! Weil ich es eigentlich hasse mit irgendjemandem zusammen zu schreiben. Aber mit Jaroslav hat es irgendwie wunderbar geklappt. Und jetzt lieben wir uns noch mehr als vorher."

erzählt Martin Becker begeistert. Und vielleicht wird aus dieser literarischen Liebesbeziehung zwischen Deutschland und Tschechien in Zukunft ja noch mehr Interessantes entstehen. Das Hörspiel "Lost in Praha" wird in voller Länge im Frühjahr des nächsten Jahres im WDR zu hören sein.