Lehrerstreik: Debakel oder Warnschuss?

Foto: ČTK / Michaela Říhová

Zahlreiche Schulen in Tschechien bleiben am Mittwoch zu. Die Lehrer streiken nämlich für höhere Löhne. Eine Kompromiss-Lösung der Regierung reicht ihnen nicht aus. Doch an dem Ausstand nehmen weniger Pädagogen teil als erhofft.

Lehrerstreik in Hradec Králové  (Foto: ČTK / David Taneček)

Gymnasium Na Pražačce  (Foto: Dezidor,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)
Stille herrsche auf den Gängen des Prager Gymnasiums Pražačka, schildert vor Ort die Reporterin des Tschechischen Rundfunks. 80 Prozent der Lehrer dort hätten ihre Arbeit niedergelegt, der Rest kümmere sich um die Abitur-Vorbereitungen.

Bunt gehe es hingegen im Prager Zoo zu, wie sich von dort die Rundfunks-Korrespondentin meldet. Der Tiergarten der Hauptstadt ermöglicht den Kindern zum Lehrerstreik einen Eintritt von lediglich einer Krone.

Bis zuletzt hatten sich immer weitere Schulen gemeldet, die sich am Ausstand beteiligen wollten. Dies erklärte in den Morgenstunden die stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Markéta Seidlová:

„Die Schulen mussten sich nicht gleich für den Arbeitskampf anmelden. Einige hat erst der Bildungsminister mit seinen jüngsten Aussagen auf die Palme gebracht.“

Robert Plaga  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Bildungsminister Robert Plaga bestand nämlich bis zuletzt darauf, dass die Lehrergehälter im kommenden Jahr nur um acht Prozent steigen sollen. Zwei weitere Prozent sollen den Schulleitern zur Verfügung stehen, um gegebenenfalls Prämien auszuschütten. Die Gewerkschaften fordern jedoch weiterhin ein Plus von zehn Prozent für alle Tariflöhne im tschechischen Schulwesen. Das ist sogar weniger, als Premier Andrej Babiš ursprünglich zugesichert hatte. Denn der Regierungschef sprach eigentlich von 15 Prozent. Der jetzt vorgeschlagene Anstieg müsse aber reichen, meint der Chef des Bildungsressorts und zeigt wenig Verständnis für die unzufriedenen Pädagogen:

„Bei den Verhandlungen ging es nie um eine weitere Aufstockung der Gehälter. Es ging immer nur um die Verteilung von elf Milliarden Kronen, die den Schulen für einen Anstieg der Tariflöhne zugesichert wurden. Dabei war klar, dass ein Teil den Schulleitern zur Auszahlung von Boni bereitgestellt wird. Deshalb habe ich im Vorfeld die Streikbereitschaft der Gewerkschaften nicht verstanden, und heute verstehe ich auch nicht den Streik.“

František Dobšík  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Doch sogar Plaga gibt zu, dass man die Lehrer in den vergangenen 20 Jahren massiv vernachlässigt habe. Tatsächlich ist die Lage an den Schulen in Tschechien desolat. Bei den Lehrerlöhnen lag Tschechien im Jahr 2017 innerhalb der OECD auf dem viertletzten Platz. Und wegen der niedrigen Einstiegstarife ist es für die Schulen fast unmöglich, neue Kräfte anzuwerben. Der Chef der Lehrergewerkschaft, Pavel Dobšík, spricht von allgemeinem Missmut an den Lehrerpulten:

„Wir dürfen wir uns nicht wundern, dass die Leute sauer sind. Die Versprechen der Regierung, die Tariflöhne dynamisch zu erhöhen, werden sich einfach nicht erfüllen.“

Doch letztlich war die Beteiligung am Streik sehr niedrig. Arbeitnehmervertreter und Bildungsministerium bestätigten am Vormittag, dass nur gut ein Zehntel der Schulen tatsächlich geschlossen blieb. An einigen weiteren fand eingeschränkter Unterricht statt. Jana Štrublová unterrichtet an einem Gymnasium im mittelböhmischen Kutná Hora / Kuttenberg, an dem der Unterricht am Mittwoch wie gewohnt stattfand:

Foto: ČTK / Michaela Říhová
„Ein Streik für nur zwei Prozent Zuschlag sei würdelos“, meint die Lehrerin für Geschichte und Französisch.

Laut den Gewerkschaften hat gut die Hälfte der tschechischen Schulen den Unterricht am Mittwoch zumindest eingeschränkt. Das Bildungsministerium hingegen bezeichnete den Ausstand als Debakel. Auf jeden Fall jedoch waren knapp 1300 der rund 10.000 Schulen hierzulande zu. Jana Štrublová unterrichtet an einem Gymnasium im mittelböhmischen Kutná Hora / Kuttenberg, an dem der Unterricht am Mittwoch wie gewohnt stattfand: „Ein Streik für nur zwei Prozent Zuschlag sei würdelos“, meint die Lehrerin für Geschichte und Französisch.