"Kunst und Musik in der Literatur" - germanistische Konferenz in Brno

Ein Symposium wurde am vergangenen Wochenende in Brno veranstaltet, und zwar vom Institut der Germanistik, Nordistik und Nederlandistik an der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brno/Brünn und vom Institut für Germanistik an der Universität in Wien.

Das Thema hieß "Kunst und Musik in der Literatur". Welche Fragen wurden in den Beiträgen und Diskussionen erörtert? Danach haben wir Herrn Dr. Roman Kopriva vom Germanistik-Institut der Masaryk-Universität in Brno gefragt.

"Es ging vor allem um die österreichische Literatur der Gegenwart, die als Folge des Eisernen Vorhangs bei uns nicht so bekannt ist. Es ging um die bekannten Namen wie Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Friedericke Mayröcker, Ernst Jandl, aber auch um andere, 'kleinere' Namen, die bei uns nicht bekannt sind, wie George Saiko, Friedrich Achleitner, und dann sogar Musiker: Lukas Haselböck, der eine Kantate auf Texte Thomas Bernhards komponierte, und andere Autoren wie etwa Norbert Conrad Kaser, der in Tschechien überhaupt nicht bekannt ist.

Der Sinn dieses Symposions ist, dass man sich regelmäßig trifft. Das erste Symposion fand bereits im Jahre 2002 in Budweis statt, und zwar unter dem Motto 'Der Dichter als Kosmopolit'. Und es ist vorgesehen, dass es auch ein drittes tschechisch-österreichisches germanistisches Symposion geben wird, vielleicht im Norden Böhmens, aber das Thema ist noch nicht festgelegt."

Es handelt sich also um eine regelmäßige Zusammenarbeit, die aber nicht nur zwischen Brünn und Wien, sondern in einem breiteren Ausmaß entwickelt wird...

"Ja. Diese Symposien sollten sowohl möglichst viele Germanisten von österreichischen Germanistikinstituten und Forschungsstellen als auch tschechische Germanisten involvieren. Also nicht nur Brünn und Wien, obwohl man sagt, Brünn ist eine Vorstadt Wiens und alle echten Wiener kommen aus Brünn. Auch Salzburg war bei uns vertreten, in Budweis war Salzburg noch präsenter als diesmal. Diesmal waren auch Germanisten vom Österreichischen Literaturarchiv zum Symposion eingeladen: der namhafte österreichische Literaturkritiker, Prof. Wendelin Schmidt-Dengler, und jüngere Kollegen vom Österreichischen Literaturarchiv wie Dr. Kastberger, aber auch eine jüngere Phalanx von Germanisten, also quer durch die Generationen."

Der Untertitel der Konferenz hieß "Ästhetische Wechselbeziehungen in der österreichischen Literatur der Gegenwart". Die Konferenz hat die Grenzen einzelner Fächer überschritten, sie betraf Literatur, Musik, bildende Kunst, Ästhetik. Glauben Sie, dass dies der Weg ist, den die Wissenschaften künftig gehen sollten?

"Es ist nicht nur der Weg, den die Germanistik künftig gehen sollte, sondern sie beschreitet diesen Weg schon jetzt. Man betreibt ja die Germanistik nicht als pure Philologie, sondern als Kulturwissenschaft, und in der Kulturwissenschaft ist die Interdisziplinarität großgeschrieben. Es geht auch um andere Kunstgattungen und eben um die wechselseitige Beeinflussung dieser Kunstgattungen. Bei uns ist die Germanistik im Prinzip noch philologisch verfasst, aber im Westen betreibt man sozusagen "German Studies" bzw. die Germanistik als eine Wissenschaft von der deutschen oder deutschsprachigen Kultur."