Krone wieder teurer? Ende der Devisenmarktinterventionen in Sicht

Foto: Štěpánka Budková

Sie sind viel kritisiert worden, die Devisenmarktinterventionen der Tschechischen Nationalbank. Durch sie wurde die Krone schwächer bewertet, als ihr eigentlicher Marktwert es sein müsste. Doch nun haben sich die Grunddaten der Wirtschaft verschoben, und Fachleute erwarten ein Ende der Eingriffe.

Foto: Štěpánka Budková
Bis vor kurzem noch hatte die Nationalbank eher von Mitte dieses Jahres gesprochen für ein Ende der Devisenmarktinterventionen. Fachkreise sagen aber, dieses komme eher früher als später. Das könnte heißen: irgendwo zwischen Anfang April und der Jahresmitte. Warum die Interventionen mittlerweile keinen Sinn mehr ergeben, hat diese Woche der CEO der deutschen Commerzbank für Tschechien und die Slowakei, Michael Krüger, erläutert:

„Wir haben steigende Inflationsraten, die nachhaltig sind und über zwei Prozent hinausgehen. Das ist das ausgesprochene Ziel der Nationalbank. Zudem steigen die Löhne sehr stark, beziehungsweise die Erwartungshaltung für 2017 und für die weiteren Jahre ist dementsprechend. Das sind alles sehr starke Indikatoren dafür, dass eine Konjunktur auch überhitzen kann.“

Michael Krüger  (Foto: Jan Sommerfeld,  Archiv DTIHK)
Michael Krüger sagte dies bei einer Pressekonferenz der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. Mit ihren Interventionen hatte die Nationalbank im November 2013 begonnen. Dadurch wurde die Krone künstlich schwach gehalten, der Kurs lag und liegt um 27 Kronen je Euro. Damit konnte gegen Ende der Wirtschaftskrise der Export angekurbelt werden. Kritiker bemängelten aber, dass zugleich ausländische Waren hierzulande teurer geworden sind. Und dass dies auch den Geldbeutel jener angreife, die ohnehin schon wenig verdienen würden.

Die Vorhaltungen waren in der ersten Zeit teils massiv. Auch deswegen hat die Tschechische Nationalbank relativ offen über ihre Interventionspolitik gesprochen. Das sei allerdings nicht die gängige Vorgehensweise, sagt der frühere Chef der Institution, Luděk Niedermayer, heute Europaabgeordneter der konservativen Oppositionspartei Top 09:

„Historisch betrachtet gehen die Nationalbanken eher geheimniskrämerisch mit ihrer Interventionspolitik um. Denn sie wissen: Je mehr Informationen sie dem Markt über ihre Strategie liefern, desto mehr wird gegen ihre Politik spekuliert.“

Sowohl Niedermeyer als auch Michael Krüger glauben, dass die Transparenz nun aber ein Ende haben werde.

Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International
„Ich erwarte, dass die Nationalbank den Markt überraschen wird. Es dürfte also keinen schleichenden Ausklang der Interventionen geben, sondern es wird meiner Vermutung nach ein bisschen so sein wie damals in der Schweiz. Dort zog die Nationalbank den Stecker, und es gab einen harten Versatz“, so Michael Krüger.

Gerade dieses Szenario wird auch in den tschechischen Medien bereits seit Monaten immer wieder diskutiert. Was dürfte also dann passieren? Der Experte der Commerzbank:

„In den ersten Tagen erwarte ich eine erhebliche Volatilität auf den Märkten. Mich würde selbst mal ein Kurs von 24 Kronen je Euro nicht überraschen, weil extrem viel Druck auf dem Markt ist. Seit Monaten stemmt sich die Nationalbank auch gegen Spekulanten, die darauf hoffen, dass die Interventionen in Kürze ein Ende haben werden. Das wird zu starken Verwerfungen führen. Dennoch werden wir den fairen Wechselkurs der tschechischen Währung, den ich für 25 Kronen je Euro halte, sehr bald sehen.“

Für die Verbraucher hierzulande heißt das: Die Reisekasse in Euro-Länder würde billiger werden. Tschechien-Reisende sollten sich hingegen sputen, noch den für sie günstigen Wechselkurs zu nutzen. Am meisten Zeit wird der Handel brauchen. Es dürften noch mehrere Monate ins Land streichen, bevor Importprodukte in Tschechien billiger werden.

Autor: Till Janzer
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