Kein willkommener Besuch: Rumänische Roma

Foto: ČTK

Alles begann vor knapp zehn Tagen mit einer Tragödie: Der 17-jährige Rumäne Ion Dimofte ertrank beinahe bei einem Badeunfall in einem Teich bei Stará Boleslav / Altbunzlau, wenige Kilometer nordöstlich von Prag. Seither lag er auf der Intensivstation eines Prager Krankenhauses; am Montagnachmittag erlag er seinen schweren Verletzungen. Einige Dutzend seiner Landsleute waren gekommen, um ihm beizustehen. Doch diese Angehörigen der Volksgruppe der Roma sind in Tschechien nicht wirklich willkommen.

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Seit Freitag vergangener Woche sind sie hier: Einige Dutzend rumänische Roma, die gekommen sind, um Ion Dimofte beizustehen, der in der Prager Universitätsklinik Vinohrady um sein Leben kämpfte. Ion war der Sohn des Roma-Königs Robinson Dimofte, der rund 1500 Roma in der Region Vilcea vorsteht.

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Zunächst lagerten die Roma in Prag auf den Grünanlagen rund um die Klinik, bald darauf übersiedelten sie auf einen privaten Campingplatz. Die Kosten dafür übernahmen die Prager Roma, die eine Spendenaktion gestartet hatten. Doch das Geld reichte nur bis Montag. Daher zogen die Rumänen weiter und schlugen ihre Zelte an einem Teich in Počernice am Prager Stadtrand auf. Doch auch dort durften sie nicht bleiben: Sie machten zu viel Lärm und hinterließen zu viel Schmutz, warf man ihnen vor.

Minderheiten-Minister Michael Kocáb wiederum riet den Roma, sich eine reguläre Unterkunft zu suchen. Wer Mercedes fahre und goldene Ringe mit sich herumtrage, der könne sich das leisten, ließ der Minister via Pressemitteilung ausrichten.

Unterschlupf gefunden haben die Roma nun auf einem privaten Grundstück in Husinec nördlich von Prag: Mit Erlaubnis des Besitzers haben sie sich dort niedergelassen. Dennoch forderte die Bürgermeisterin des Ortes, Marie Těthalová, am Wochenende die Roma zum Verlassen des Geländes auf. Hitzige Wortgefechte zwischen ihr und den Betroffenen waren die Folge:

Sie habe etwas gegen Roma, halte sie für Verbrecher, wird der Politikerin vorgeworfen. Persönlich habe sie gar nichts gegen sie, aber ohne Toiletten und Trinkwasser seien die hygienischen Zustände unhaltbar entgegnet sie. Schließlich fordert die Bürgermeisterin die Polizei zur Räumung des Geländes auf. Doch die sieht keinen Grund zum Einschreiten:

Rechtsextremisten-Gruppe in Husinec  (Foto: ČTK)
„Ein derartiges Vorgehen unsererseits wäre ungesetzlich. Denn es handelt sich um Privatgrund, das heißt, wir bräuchten zur Räumung ein Gerichtsurteil. Sollte es zu kleineren Verstößen gegen irgendwelche Vorschriften kommen, dann muss das die Gemeinde im Rahmen ihrer Zuständigkeit selbst lösen“, so die Sprecherin der mittelböhmischen Polizei, Štěpánka Zatloukalová.

Politisches Kapital aus der Affäre zu schlagen versucht hat indes die rechtsextreme Arbeiterpartei (Dělnická strana). Sie entsandte eine Handvoll selbsternannter Aufpasser nach Husinec. Doch der Schuss ging nach hinten los: Die Polizei nahm prompt eine der Anhängerinnen der Partei fest. Nach ihr war schon länger im Zusammenhang mit einer Straftat gefahndet worden.

Inzwischen hat der Fall eine tragische Wendung genommen: Der 17-jährige Ion Dimofte erlag am Montagnachmittag in der Prager Universitätsklinik Vinohrady seinen schweren Verletzungen.