Junge Klimaaktivisten: Für oder gegen Atomkraft?

Klimastreik an der Karlsuniversität (Foto: Claudia Wiggenbröker)

Die Protestbewegung Fridays for Future hat europaweit für Schlagzeilen gesorgt. Auch in Tschechien kämpfen junge Menschen dafür, dass der Klimawandel in das Bewusstsein der Menschen rückt – und in den Fokus der Politiker. Ein strittiges Thema ist die zukünftige Energieversorgung. Premier Andrej Babiš hat am Mittwoch angekündigt, dass der geplante neue Reaktorblock im Atomkraftwerk Dukovany ab 2029 gebaut werden soll. Was halten junge Aktivisten von den Atomkraft-Plänen der Regierung?

Klimastreik an der Karlsuniversität  (Foto: Claudia Wiggenbröker)

Michaela Babišová  (Foto: Claudia Wiggenbröker)
„Handelt jetzt“ und „Wir haben nur eine Erde“: So steht es – übersetzt – auf bunten Plakaten und bemalten Betttüchern. Sie hängen an diesem Mittwochmorgen in der Philosophische Fakultät der Prager Karlsuniversität. Die Mitglieder der Bewegung „Univerzity za klima“ haben sie dort angebracht.

„Unsere Bewegung begann als solidarischer Akt mit den Fridays-for-Future-Streiks. Dort kommen aber eher jüngere Leute zusammen. ‚Univerzity za klima‘ ist dagegen auf der akademischen Ebene angesiedelt. Bei uns engagieren sich Studenten, Wissenschaftler, Akademiker, Universitätsmitarbeiter und jener Teil der Öffentlichkeit, dem das Thema unter den Nägeln brennt“, sagt Michaela Babisová.

Die Studentin ist gemeinsam mit ihren Mitstreitern für zwei Tage in einen Bildungsstreik getreten.

„Unser Ziel ist, die Regierung zum Handeln zu bringen. An die richten wir uns in erster Linie – nicht an die Uni oder die Philosophische Fakultät. Dennoch finden wir, dass die Karlsuniversität bei dem Thema Klimakrise zu zurückhaltend ist. Schließlich spielt eine Universität eine gewisse Rolle in der Gesellschaft. Für diese sollte sie eine Brücke zur Wissenschaft bilden.“

Illustrationsfoto: 50578,  Pixabay / CC0
Die Aktivisten verlangen von der Universität nicht nur mehr gesellschaftliches Engagement. „Heute Nachmittag werden einige Leute zur Zentrale der Karlsuniversität gehen. Sie werden den Rektor auffordern, zurückzutreten“, so Michaela Babisová.

Bislang geht es in dem Universitätsgebäude aber noch entspannt zu. Im ersten Stock haben sich rund dreißig Leute vor einem Pult und einem Beamer versammelt. Manche sitzen auf Stühlen, andere auf dem Boden. Sie lauschen Vorträgen von Wissenschaftlern und Akademikern, die unterschiedliche Thesen zur Klimakrise erläutern.

Die Studentin Michaela treiben viele Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel um. Eines davon ist die tschechische Energieversorgung. Michaela kritisiert die Pläne der tschechischen Regierung, die Atomkraft hierzulande auszubauen:

Jonáš Stoilov  (Foto: Claudia Wiggenbröker)
„Die Regierung sollte massive Investitionen in erneuerbare Energien tätigen. Sie sind die Zukunft – nicht Nuklearenergie. Mit der sind zu viele Risiken verbunden. Ich spreche nur als Privatperson, wenn ich sage: Ich denke auch, dass es ökonomischer Unsinn ist, in Tschechien einen neuen Reaktorblock zu bauen. Das wird zu viel Zeit kosten, die wir nicht haben. Wir müssen jetzt handeln, damit wir einen Anstieg der Erdtemperatur um 1,5 Grad Celsius verhindern.“

Zwei Tage zuvor in einem anderen Teil von Prag: Die Mitglieder der örtlichen Fridays-for-Future-Gruppe haben sich in einem Café getroffen, um ihre Pläne für zukünftige Aktionen zu besprechen. Auch die Schüler sind unzufrieden mit der Klimapolitik der Regierung. Der 18-jährige Jonáš Stoilov hat vor allem genug davon, dass die Politiker die Klimakrise auf die Dürremonate im Sommer reduzieren:

Anna Giese  (Foto: Claudia Wiggenbröker)
„Dass wir nicht genug Wasser haben – das ist das Einzige, was sie über tschechische Klimapolitik sagen. Energie ist gar kein Thema in unserer Politik. Und das ist, glaube ich, das größte Problem.“

Auch Jonáš wünscht sich – wie die Studentin Michaela –, dass die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Das Thema Atomkraft treibt die Gruppe indes nicht so stark um.

„Wir haben keinen Konsens und keine konkrete Position dazu“, sagt der 18-Jährige.

Seine Mitstreiterin Anna Giese hat aber durchaus eine persönliche Meinung.

„Für den Übergang ist die Atomkraft vielleicht eine gute Alternative, weil sie sehr effektiv ist. Deshalb glaub ich, dass man übergangsweise – oder am Anfang – von der Atomkraft profitieren kann“, so die 17-Jährige.

Einig sind sich die Schüler vor allem darin, dass das Thema noch stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken muss. Etwas habe sich aber schon zum Positiven verändert, meint Anna Giese:

„Ich finde, dass in der Gesellschaft –nicht in der Politik – mehr darüber geredet wird als vor zwei Jahren.“

Klimastreik an der Karlsuniversität  (Foto: Claudia Wiggenbröker)