Jubiläum: Tschechische Ägyptologie feiert

Schepseskafanchs Grabkammer (Foto: ČT24)

Vor 60 Jahren wurde in Prag das Tschechoslowakische Institut für Ägyptologie gegründet.

Kalksteingruft eines hohen ägyptischen Beamten  (Foto: Archiv des Tschechischen Instituts für Ägyptologie)
Tschechische Ägyptologen haben in der Welt einen hervorragenden Ruf. Seit den 1960er Jahren haben sie eine Reihe von außerordentlich wertvollen Entdeckungen gemacht. Das Institut für Ägyptologie an der Prager Karlsuniversität wurde vor genau 60 Jahren eröffnet.

Der Fund der Kalksteingruft eines hohen ägyptischen Beamten aus der Mitte der fünften Dynastie ist der jüngste Erfolg tschechischer Archäologen in Ägypten. Interessant an der Grabkammer ist ihren Worten zufolge, dass sie in einer offenen Grube erbaut wurde. Das macht sie zu einer weiteren besonders geschätzten Entdeckung der tschechischen Ägyptologen. Das Institut für Ägyptologie wurde Anfang Oktober 1958 an der Karlsuniversität als ein Forschungszentrum errichtet, das sich auf die Entwicklung der altägyptischen Gesellschaft konzentriert. Heute leitet Miroslav Bárta die Einrichtung.

Miroslav Bárta  (Foto: Kristýna Hladíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Unser Ziel ist es, das Vermächtnis des alten Ägypten zugänglich zu machen. Denn wir knüpfen an dieses Vermächtnis an – beispielsweise was den Kalender, die Schrift, die Zeitrechnung und weitere Faktoren anbelangt, deren sich die Menschen meist nicht bewusst sind. Unseren Erfolg sehen wir an dem Echo, das unsere Arbeit in der Fachöffentlichkeit sowie unter der Laien hat.“

Die Ägyptologen feiern seit den Zeiten von František Lexa (1876-1960) große Erfolge am Nil. Er war Begründer des wissenschaftlichen Fachs Ägyptologie hierzulande. Er kam über das Thema seiner Habilitationsschrift zur Faszination für die Pharaonen – er beschäftigte sich nämlich mit der Entwicklung der Schrift. Am Anfang standen die ägyptischen Hieroglyphen. In einem Gespräch aus dem Archiv des Tschechischen Rundfunks erklärt Lexa seine ersten Schritte als Altertumsforscher:

František Lexa  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich wollte mich gründlich mit der ägyptischen Hieroglyphenschrift bekannt machen. Ich habe festgestellt, wie eng die Schrift mit der Sprache zusammenhängt und begann, die altägyptische Sprache zu studieren. In einem halben Jahr habe ich meine ersten Übersetzungen aus dem Ägyptischen veröffentlicht. Der Orientalistik-Professor Rudolf Dvořák hat mich dazu angeregt, mich vollständig auf die Ägyptologie zu konzentrieren.“

Zur Gründung des Instituts für Ägyptologie inspirierte Lexa 1958 die Reise einer tschechoslowakischen Delegation nach Nordafrika. In den 1960er Jahren beteiligten sich tschechoslowakische Ägyptologen an Rettungsarbeiten in Nubien, wo einzigartige Monumente im Stausee von Assuan verschwinden sollten. Der langjährige Leiter des Instituts Miroslav Verner war damals dabei.

Schepseskafanchs Grabkammer  (Foto: ČT24)
„Unserem Team ist es gelungen, Tausende von Felsenzeichnungen zu dokumentieren und zu retten. Genauso gerettet wurden Grabstätten, Grüfte und anderes mehr.“

1960 erhielt das Prager Institut die Konzession für Forschungen auf den Pyramidenfeldern in Abusir bei Kairo. Dort fanden die tschechoslowakischen Experten die große Grabkammer des Ptahschepses. Er war Wesir, also ein hoher Beamter während der Fünften Dynastie. Es handelt sich um die bisher größte bekannte nicht königliche Grabkammer aus dem Alten Reich. Vor fünf Jahren legten die tschechischen Ägyptologen die einzigartige Grabkammer eines königlichen Arztes frei, der Schepseskafanch hieß. Diese Entdeckung wurde vom Fachmagazin Heritage Daily als einer der zehn bedeutendsten archäologischen Funde des Jahres 2013 bezeichnet. Vor einem Jahr legten die tschechischen Ägyptologen in Abusir einen bislang unbekannten Tempel aus der Zeit des Neuen Reichs frei. Damals regierte Ramses der Große (1303 bis 1213 v. Chr.). Miroslav Bárta dazu:

„Das war eine Zeit großer Feldherren. Ramses II. ist auch als derjenige Herrscher bekannt geworden, der viele Sehenswürdigkeiten erbauen ließ. Der Tempel entspricht seinen Taten.“

Autoren: Martina Schneibergová , Jaroslav Skalický
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