Jahrhundertwelle nähert sich Prag

Evakuation der Bewohner des Prager Vierteils Karlin, Foto:CTK

Die Situation im Prager Stadtzentrum hat sich heute vormittag Jakub Liska angeschaut. Jakub, kannst Du uns beschreiben, was Du gesehen hast?

Evakuation der Bewohner des Prager Vierteils Karlin,  Foto:CTK
In den Seitenstrassen entlang der Moldau wurden die Anwohner bereits seit den frühen Morgenstunden über Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Neben den Durchsagen wurden an den meisten Häusern zusätzlich Informationsplakate aufgehangen, mit Angaben über Evakuierungssorte und Notrufnummern, an die sich die Menschen mit ihren Fragen wenden konnten. Überall in den Strassen habe ich Anwohner gesehen, die gerade ihre Häuser verlassen. Viele versuchten noch Schutzwälle aus Sandsäcken vor den Eingängen ihrer Geschäfte aufzubauen, um sich vor dem Wasser zu schützen. Oder sie habe die Türen und Eingänge mit schnelltrocknendem Schaumkleber abgedichtet. Sollte die gross angekündigte Jahrhundertwelle aber wirklich kommen, werden diese provisorischen Barrikaden wohl nicht viel helfen. Sicherer ist da schon, gleich alles auszuräumen. Auch das haben viele gemacht.

Wie haben denn die Menschen reagiert? Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, wirkten sehr gefasst und folgten den Anweisungen der Hilfskräfte:

"Ich gehe zusammen mit meinem Kind wegen dem Wasser. Man hat uns gesagt, wir sollen das Haus verlassen und da hab ich das nötigste eingepackt und jetzt gehen wir."

Aber nicht alle Anwohner wollten ihre Häuser verlassen:

"Wir wohnen in dieser Strasse und man hat uns vor zwei Jahren gesagt, dass bei einem Hochwasser nur die Keller überflutet würden. Wir wohnen aber weiter oben."

Der älteren Frau machten vor allem die lauten Sirenen zu schaffen, die hier alle paar Minuten zu hören waren und unangenehme Erinnerungen an die Vergangenheit hervorriefen:

"Jedes Mal, wenn ich die Sirene höre, muss ich an den Krieg denken.Das war aucgh sehr grausam. Da mussten wir auch alle weg laufen."

Doch nicht nur die Anwohner waren von dem Hochwasser betroffen. Auch mit diesen beiden jungen Touristen aus Deutschland hatte das Wasser kein Mitleid:

"Wir hatten nur bis heute abend gebucht, aber wir wollten jetzt noch zwei Nächte länger bleiben und die haben gesagt, wir müssen erst mal bis 11 Uhr warten, bis die dann wissen, ob sie evakuiert werden oder nicht."

Für die meisten Touristen ist das Hochwasser jedoch eine Attraktion. Das ganze Ufer, für den Autoverkehr komplett gesperrt, ist voll mit Schaulustigen, die den steigenden Pegel der Moldau als willkommenes Fotomotiv betrachten.