In Mähren gebaut: Schiffe für Game of Thrones

Game of Thrones (Foto: HBO)

Am Sonntag war es vorbei: beim US-Kabelsender HBO wurde die letzte Folge der Fantasy-Serie Game of Thrones erstausgestrahlt. Sie wurde in über 80 Länder verkauft und ist bisher die erfolgreichste TV-Serie überhaupt. Unter anderem bestach sie durch ihre sehenswerten Filmkulissen. An gewissen Details waren auch tschechische Schöpfer beteiligt.

Game of Thrones  (Foto: HBO)

Game of Thrones  (Foto: HBO)
Weltweit saßen Millionen von Menschen vor dem Fernseher, wenn in den zurückliegenden acht Jahren das Intro von „Game of Thrones“ ertönte. Und wenn dann in der Schwarzwasserbucht gekämpft wurde oder aber in Weißwasserhafen reger Betrieb herrschte, waren auch Schiffe im Einsatz. Diese wurden eigens für die Serie gezimmert und ihr Baumeister ist ein Tscheche. Er heißt Radim Zapletal und seine Werkstatt befindet sich in der mährischen Kleinstadt Lipník nad Bečvou / Leipnik. Für das Serienepos haben er und seine zwei Mitarbeiter vier Schiffe gebaut. Dazu mussten sie gewisse Vorgaben einhalten, sagt Zapletal:

„Game of Thrones ist eine Fantasy-Fernsehserie. Wir mussten uns deshalb streng an die Entwürfe eines bildenden Künstlers halten. Das war natürlich ein umfangreiches Projekt.“

Radim Zapletal  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Darum sei es auch nicht einfach gewesen, den Wünschen der Serien-Macher zu entsprechen, ergänzt Zapletal. Und zwar deshalb, weil bei einem solchen Epos viele Filmschaffende mitreden und in Detailfragen ihre eigenen Vorstellungen hätten. Aber noch ein weiterer Faktor käme für Zuarbeiten in der Filmbranche erschwerend hinzu, bemerkt der Tscheche:

„Zeitlich gesehen ist es zumeist Spitz auf Knopf. Es ist mitunter auch passiert, dass wir für eine Produktion zwei Bestellungen erhalten haben, die gleichzeitig fertig sein sollten. Dann haben wir beispielsweise drei Schiffe binnen zwei, drei Monaten gebaut.“

Solche Aufträge habe es in zuletzt mehrere gegeben, meint Zapletal. Denn seit 2012 hätten er und seine Mitarbeiter schon rund 30 Schiffe und Boote für Filmprojekte gebaut. Im Gespräch für die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks erklärte Zapletal dann auch den Unterschied: Für ihn seien Schiffe mindestens zehn Meter lang, alles andere seien Boote oder Kähne. Doch angefangen habe alles mit einem Telefonat vor sieben Jahren:

Foto: ČT24
„Ich war in der Werkstatt und habe in aller Ruhe gearbeitet, auf einmal läutet das Telefon. Ich spreche kein Englisch, also habe ich den Hörer sehr schnell wieder aufgelegt. Eine halbe Stunde später folgte der nächste Anruf, diesmal auf Tschechisch. Der Gesprächspartner versuchte mir zu erklären, dass man wegen einer TV-Serie anruft, die bis dahin noch nicht bekannt war.“

Es war die Serie „Vikings“, also „Die Wikinger“, die seit 2013 nicht minder erfolgreich in Fortsetzungen über die Fernsehschirme flimmert. Für die irisch-kanadische Saga des TV-Kanals History Channel haben Zapletal & Co. fünf Schiffe gebaut. Im Gegensatz zu „Game of Thrones“ aber mussten sich die typischen Wikinger-Langschiffe an den historischen Originalen orientieren. Dies aber sei gerade die Herausforderung gewesen, die ihn und seine Mitarbeiter angetrieben habe, den Auftrag in vielen Tag- und Nachtschichten zu erfüllen, erinnert sich der Meister. Vor der Übergabe eines davon, 2012 bei Dreharbeiten zu einer Wikinger-Folge in Irland, wurde das sogenannte Drakkar auf einem See auf seine Schwimmfähigkeit getestet. Radim Zapletal:

Foto: ČT24
„Bis zum entscheidenden Moment herrschte eine enorme Anspannung, man konnte die Nervosität förmlich spüren. Man wartete ungeduldig, bis der Kran das Schiff auf das Wasser hebt. Als dann die Seile gelockert und entfernt wurden, brach eine unglaubliche Begeisterung aus. Alle Filmschaffenden jubelten und umarmten uns, solch eine Stimmung hatte ich so noch nie erlebt.“

Bis 2012 haben Radim Zapletal und seine Mannen für eine Produktionsfirma der Filmstudios Barrandov in Prag gearbeitet. Als dort die Aufträge ausgingen, machten sie sich selbständig. Seitdem haben sie sich mit ihrem speziellen Können in der internationalen Filmbranche einen guten Ruf erworben. Und den wolle man nicht aufs Spiel setzen, sagt der Schiffsbau-Meister. Deshalb lehne er kommerzielle Angebote, beispielsweise für den Bau von Schiffen zur Touristenbeförderung auf der Moldau, grundsätzlich ab, so Zapletal. Zudem stehe bereits ein neuer Großauftrag ins Haus, zu dem man aber – wie bei allen Verträgen mit Filmproduzenten – zu Stillverschweigen verpflichtet sei, schließt er geheimnisvoll.

Autor: Lothar Martin
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