Im Zauber der Zahl: Festival Concentus Moraviae lädt zu alter Musik ein

Ensemble Inégal (Foto: Archiv von Concentus Moraviae)

Concentus Moraviae heißt ein internationales Festival, bei dem alte Musik im Mittelpunkt steht. Es findet bereits zum 17. Mal statt. Die Eröffnung erfolgt am kommenden Samstag in der Kirche von Boskovice. In den folgenden Wochen werden in mehreren südmährischen Schlössern, Museen und Kirchen über 30 Konzerte stattfinden – zum Beispiel in Milotice, Lysice, Bučovice oder Slavkov. Barbara Maria Willi stammt aus Freiburg im Breisgau und ist renommierte Cembalistin und Dozentin an der Musikhochschule in Brno / Brünn. Sie ist zudem die Dramaturgin von Concentus Moraviae.

Frau Willi, das Thema des Festivals ist dieses Jahr „Zauber der Zahl“. Wie ist dieses Motto entstanden?

„Die Zauber der Zahl ist ein Thema, das mich schon als Studentin beschäftigt hat. Gerade hier in Prag gab es einen Astronomen – Johannes Kepler, der hier am Hof von Rudolf II. gewirkt hat und der hat sich sehr intensiv mit der Idee beschäftigt, dass die Planeten um die Erde in bestimmten Proportionen umkreisen und dass diese Proportionen dieselben sind wie in der Musik. So kam er auf die Idee, dass die Welt klingt und dass wir das eigentlich nur nicht hören können. Viele Künstler haben sich für diese Idee begeistert und haben versucht, diese Idee auch in ihrer Musik zu realisieren, also wirklich Zahlen zu nehmen und sie zu realisieren: mit Intervallen, in der Form – ein Stück hat zum Beispiel fünf Stimmen, fünf Teile, fünf Töne in den Motiven. Sehr beliebt war auch die Zahl drei als Symbol der Vollkommenheit. Es ist eigentlich ein Festival, das mit den Zahlen und mit der Idee ein bisschen spielt, dass man in der Kunst und in der Musik auch außermusikalische Ideen realisieren kann.“

Ensemble Inégal  (Foto: Archiv von Concentus Moraviae)
Die Besucher dieses Festivals sowie der Konzerte alter Musik überhaupt sind gewöhnt, eher Kammerensembles zu hören. Diesmal haben sie aber die Möglichkeit, ein recht großes Ensemble zu erleben.

„Ja, diesmal haben wir am Anfang des Festivals ein großes Barockorchester mit 44 Mitgliedern. Zudem gibt es ein ganz spezielles Projekt: Robert Hollingworth – ein sehr guter Sänger und Dirigent – kommt mit seinem Ensemble I Fagiolini und außer dem klassischen Konzert, bei dem sie singen, gibt es noch ein Workshop. In diesem Workshop studiert das Ensemble mit hiesigen Sängern und Musikern ein Stück von Alessandro Striggio ein. Es ist eine Messe für 40 Stimmen, und diese Stimmen sind vokal besetzt, instrumental besetzt – d. h. in der Kirche in Valtice werden ungefähr 100 Mitwirkende singen und spielen in fünf verschiedenen so genannten ´Chören´ - also in fünf verschiedenen Gruppen, die in der Kirche verteilt aufgestellt sind.“

Könnten Sie ein paar Sondertipps für die Musikliebhaber geben?

„Das ist immer eine sehr schwierige Frage. Wir haben 33 Konzerte und versuchen ein hohes Niveau vom Programm zu halten. Eigentlich muss ich alle 33 Konzerte empfehlen. Es gibt natürlich ein paar Highlights: Dazu gehören sicher I Fagiolini mit Robert Holingworth. Das belgische Ensemble Zefiro Torna hat ein sehr originelles Programm mit ein bisschen Ethno- und Renaissance-Musik. Ich würde auch Guido Morini und Marco Beasley empfehlen, die das Ende der Welt besingen und bespielen, das angeblich in diesem Jahr stattfindet. Dann wenn, dann sollte man es doch musikalisch erleben. Am Anfang des Festivals haben wir ein sehr wichtiges Werk des Barockrepertoires – die Messe der Heiligen Dreifaltigkeit von Jan Dismas Zelenka. Und damit sind wir wieder beim Thema drei. Empfehlen würde ich auch ein deutsches Ensemble, das Trio CordArte. CordArte wird von einem ganz phantastischen Barockgeiger Daniel Deuter geleitet. Mit seiner Cellistin und seinem Cembalisten stellt er Musik aus dem Archiv von Kroměříž / Kremsier vor.“

Das Festival findet vom 2. bis 30. Juni an verschiedenen Orten in Mähren statt.