Im Einbaum übers Meer

Monoxylon (Foto: David Taneček)
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Monoxylon – das ist kein Stilmittel aus dem Deutschunterricht. Es handelt sich vielmehr um einen Einbaum, mit dem die alten Griechen das Mittelmeer eroberten. Forscher aus Tschechien haben diesen nachgebaut und wollen damit nun auf Expedition gehen. Mehr von Strahinja Bucan.

Monoxylon  (Foto: David Taneček)

„Wir sind auf einem Boot, das aus einem einzigen Stamm gehauen ist. Monoxylon ist der griechische Begriff für diesen Einbaum“, erklärt Radomír Tichy. Der Archäologe von der Universität in Hradec Králové leitet das Projekt Monoxylon, derzeit schippert er mit dem Boot über den See Rozkoš bei Náchod. Und Probefahrten vor der großen Reise von Kreta ans griechische Festland sind nötig, denn nicht alles ist im Lot an Bord:

Monoxylon  (Foto: David Taneček)
„Eigentlich sind alle Holzboote leck, wenn sie länger auf dem Trockenen liegen. Nach einiger Zeit im Wasser zieht sich das Material aber zusammen und wird besser. Doch auch als das Boot ganz neu war, ist schon Wasser hineingelaufen. Fester Bestandteil der Überfahrt ist daher, Wasser aus dem Einbaum zu kübeln.“

Tatsächlich ist der tschechische Monoxylon bereits mehr als 20 Jahre alt, und als hochseetauglich hat er sich auch schon erwiesen. 1995 sind Radomír Tichy und sein Team erstmals mit dem ausgehöhlten Baumstamm in See gestochen, damals quer durch die Ägäis. 1998 folgte eine zweite Expedition von Italien nach Portugal. Danach staubte das Boot in den archäologischen Sammlungen der ostböhmischen Universität vor sich hin, kommendes Jahr soll endlich die nächste Überfahrt starten. Diesmal soll es von Kreta nach Athen gehen. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie die antiken Völker das Mittelmeer erobern konnten:

„Wir denken, dass ein solches Boot am Anfang der Seefahrt stand. Alle späteren antiken Schiffe waren nach einem ähnlichen Prinzip aus Holz gebaut, und der Einbaum könnte die erste Inspiration gewesen sein.“

Monoxylon  (Foto: David Taneček)
Der älteste Einbaum wurde übrigens nahe Bracciano bei Rom gefunden. Die Archäologen datierten ihn auf das sechste Jahrtausend vor Christus. Der tschechische Monoxylon ist ein Nachbau dieses Bootes, das einmal von Griechenland nach Spanien gefahren sein soll.

Um heil über das Mittelmeer zu kommen, mussten die Rollen auf dem Einbaum klar verteilt sein. Der Altertumsforscher und Abenteurer Alexander Jenč erklärt, wie es auf so einem Boot zuging vor fast 8000 Jahren:

„Ich bin Paddler, später gehe ich noch ans Ruder. Wir wechseln uns da ab, und übers Mittelmeer fahren dann zwei Teams zu je elf Leuten. Unsere Vorfahren hatten diese Möglichkeit nicht, sie hatten sicher aber eine größere Ausdauer. In jedem Team sind Paddler und unbedingt ein Steuermann.“

Monoxylon  (Foto: David Taneček)
Doch auch Jenč gesteht, dass es noch viel zu tun gibt auf dem böhmischen Einbaum, bevor er seine dritte große Reise antreten kann:

„Das größte Problem ist, dass das Boot sein Gleichgewicht verloren hat. Es lag ja 20 Jahre auf dem Trockenen und ist vollkommen ausgedörrt. Dadurch hat der Einbaum ein geringeres Gewicht, einen niedrigeren Tiefgang und ist somit weniger stabil auf dem Wasser. Aus diesem Grund verändern wir die Form des Bootes und nehmen Ballast mit. Wenn wir dann auf dem Meer sind, müssen wir bei Zwischenstopps immer Sand mit an Bord haben, der durch sein Gewicht für mehr Stabilität sorgt.“