Hochwasserlage in Regionen

Písek, Foto: ČTK

Nicht nur die Hauptstadt, sondern das ganze Tschechien kämpft weiterhin mit dem Hochwasser. Einen Bericht aus den Regionen bringt im folgenden Markéta Maurová.

Alte Brücke in Pisek  (Foto: CTK)
Eine gewisse Entspannung trat an Mittwoch im südlichsten Teil des Landes ein. In Ceske Budejovice (Budweis) und anderen Städten widmete man sich vor allem der Wiederaufnahme der Stromlieferungen und der Beseitigung der ersten Schäden. Am Dienstag war die Lage dort am schlimmsten. Dramatische Stunden erlebte die historische Stadt Cesky Krumlov (Krumau). Das ganze historische Zentrum mit seinen Denkmälern musste evakuiert werden, der Wasserstrom riss mehrere Brücken hinweg. An Orten, wo normalerweise Touristen spazieren oder in Gaststätten sitzen, erreichte das Wasser die 2-Meter-Marke. Ähnlich sah die Lage in Písek, Strakonice und anderen Städten aus. Die Lage in Südböhmen wurde nicht nur durch die Flüsse selbst, sondern auch durch zahlreiche Teiche, deren Dämme durchbrochen wurden, kompliziert.

Ceske Budejovice  (Foto: CTK)
Nachdem sich die südböhmische Metropole Ceske Budejovice (Budweis) von der Flutwelle der letzten Woche erholt hat, wurde sie am Dienstag von einer weiteren, wesentlich schlimmeren Flut betroffen. Praktisch die ganze Stadt, der historische Stadtring eingeschlossen, stand während des Tages unter Wasser. Während der Nacht hat sich die Lage gewissermaßen beruhigt. Der Reporter des Tschechischen Rundfunks, Jan Burda, hat sie in den frühen Morgenstunden folgendermaßen beschrieben:

"In Budweis sinkt das Wasser, zwar langsam, aber doch. Die Stadt befindet sich jedoch zum Großteil ohne Strom. Sollte die Lage günstig sein, werden die Stromlieferungen während des Morgens wiederaufgenommen. Ernsthafte Probleme kommen hingegen in der Region Trebon (Wittingau) vor, beinahe eine Horrorsituation gibt es um den Teich Rozmberk."

Prag,  Klarov  (Foto: CTK)
Das Jahrhunderthochwasser, das nach Prag und weiter nordwärts kam, wurde nicht nur aus der Moldau, sondern auch aus den Flüssen Sazava und Berounka genährt. Der letztgenannte hatte am Dienstag ebenfalls einen Jahrhunderthöchststand erreicht. Der Bürgermeister von Beroun, Jiri Besser: "Es wird uns in Beroun nicht vieles bleiben. Der Steig im Stadtviertel Zavodi wurde viertel vor 11 in der Nacht hinweggerissen, ein weiterer Fußgängersteig ist auch weg, es bleiben uns nur noch drei Brücken. Also wir werden sehen."

Das Jahrhunderthochwasser hat am Dienstag die westböhmische Metropole Plzen heimgesucht. Am Mittwoch trafen von dort allmählich positivere Nachrichten ein. Vor Ort war unser Mitarbeiter, Martin Jezek:

Plzen  (Foto: CTK)
"Aus Pilsen melde ich mich mit relativ guten Nachrichten. Die letzte Nacht in Pilsen war zwar dramatisch, aber das Hochwasser sinkt hier bereits. Die schlimmste Situation war gestern auf der Radbuza. Dieser Fluss war gestern nachmittags nicht mehr regulierbar und hat das sonst viele Meter hohe Englische Ufer überschwemmt. Darüber hinaus war es nicht möglich von Pilsen nach Prag zu fahren. Inzwischen ist das Ufer bereits begehbar und PKW können aus Pilsen in Richtung Prag fahren, der LKW-Verkehr in die Stadt rein ist jedoch bislang untersagt. Große Sorge hat der Pilsener Bevölkerung der beliebte Stausee Hracholusky auf der Mze - Mies bereitet. Die Wasseraufnahme-Kapazität des Stausees war erschöpft. Der Wasserspiegel von Mze stieg also die ganze Nacht und der Fluss hat mehrere Zugangsstrassen nach Pilsen überschwemmt. Das eigentliche Unglück Pilsens besteht darin, dass es gleich vier Flüsse in der Stadt gibt, die aus dem bergigen Umland kommen. Und ungewöhnlicher Weise stiegen sie alle auf einmal. Die Flut aus dem mittleren Westböhmen vereinigte sich dann im Fluss Berounka, der zu der katastrophalen Situation in Prag beitrug. Die Berounka kulminiert mittlerweile und in Westböhmen hat der Regen schon gestern aufgehört..."

Optimistischere Stimmen waren am Mittwoch auch aus Pisek zu hören, obwohl man nach dem Sinken des Wasserpegels feststellen musste, dass die dortige mittelalterliche Brücke schwer beschädigt wurde. Mit einer Umweltkatastrophe musste man im südböhmischen Strakonice kämpfen. Der stellvertretende Bürgermeister Pavel Pavel dazu:

Strakonice  (Foto: CTK)
"Es kam dazu, dass das anschwellende Wasser auch Lager mit Ölprodukten überflutete, die in ein Wohnviertel durchdrangen. Rasen, Vegetation, Keller, Straßen wurden mit einer Masse bedeckt. Bei einigen Bewohnern traten leider auch Gesundheitsprobleme auf. Sie wurden behandelt."

In Rez bei Prag an der Moldau wurde am Vormittag das dortige Institut für Kernphysik überflutet. Der Direktorin der Staatlichen Atomsicherheitsbehörde, Dana Drabova, zufolge droht dort jedoch keine Gefahr.

"Ein Teil der Anlage steht tatsächlich unter Wasser. Die Mitarbeiter haben jedoch rechtzeitig alle Maßnahmen getroffen, die eine Bedrohung von Mensch und Umwelt verhindern sollen. Die Wahrscheinlichkeit einer Umweltkatastrophe ist minimal."

Eine Krisensituation, die weitere Evakuierungen forderte, herrschte am Mittwoch in Südböhmen vor allem am Fluss Luznice. Das Wasser bedrohte auch weitere Orte an der Moldau, und zwar nördlich von Prag, an der Elbe und an weiteren Flüssen in Nordböhmen. Überflutet wurde u.a. die Stadt Kralupy, evakuiert mehrere Gemeinden, wie z.B. die Stadt Terezin /Theresienstadt/, die normalerweise 5 Kilometer vom Fluss entfernt liegt. Die Polizei in Usti nad Labem /Aussig/, wo die Elbe ihren Jahrhunderthöchststand überstieg, hat am Nachmittag die beiden dortigen Straßenbrücken geschlossen. Der Wasserhöchststand wird dabei in Usti erst am Freitag erwartet. Aus den Ufern getretene Flüsse überfluten am Mittwoch auch Mähren, insbesondere an der Dyje/Thaya.