Hochwasser in Tschechien: Über 40.000 Menschen in Prag evakuiert

Spidla und Gross in Ceske Budejovice, Foto:CTK

"Land unter in Böhmen" - auf diese kurze, aber leider zutreffende Formel lässt sich auf einen Nenner bringen, wie die Hochwassersituation der letzten Stunden im nahezu gesamten böhmischen Landesteil der Tschechischen Republik ausgesehen hat und zur Stunde auch noch anhält. Lothar Martin mit den ersten Informationen.

Spidla und Gross in Ceske Budejovice,  Foto:CTK
Noch am Montagabend hatte Regierungschef Vladimír Spidla für alle vom Hochwasser heimgesuchten Regionen in Böhmen den Notstand ausgerufen, da "eine besondere Bedrohung für Gesundheit und Eigentum der Bewohner" herrsche. Welche eventuellen Konsequenzen der Notstand zur Folge hat, dazu sagte Spidla:

"Das bedeutet, wenn in einem entsprechenden Fall eine direkte Gefahr für Leib und Leben besteht, dann sind die verantwortlichen Organe auch berechtigt, sich in angemessener Weise gewaltsam durchzusetzen."

Dies war hin und wieder auch erforderlich, wollten doch insbesondere in der Hauptstadt Prag nicht alle Einwohner der fünf in Moldaunähe liegenden Stadtviertel ihre Wohnungen räumen, wozu sie zuvor vom Prager Oberbürgermeister Igor Nemec aufgefordert wurden. Über 40.000 Menschen mussten in Ersatzunterkünften untergebracht werden. Aus Sicherheitsgründen wurden die historische Karlsbrücke sowie einige Metro-Stationen gesperrt. Auch die Moldaunähe arbeitenden Prager wurden wieder nach Hause geschickt. Wie Frau Martinová, die in einer Redaktion im Stadtteil Holesovice beschäftigt ist und die uns ihren "Arbeitstag" wie folgt schilderte:

Für Frau Indra Hildebrandt wiederum kam die Warnung - wie sie uns sagte - eher durch Zufall. Dann musste alles relativ schnell gehen. Mit einem Koffer, für fünf Tage gepackt, machte sich die Familie mit Kleinkind auf den Weg:

Noch in der Nacht zu Dienstag hatte Ministerpräsident Spidla den tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel, der in Portugal weilt, über die Hochwassersituation unterrichtet. Innenminister Stanislav Gross verglich die Situation mit dem verheerenden Hochwasser von 1997. Damals waren in Tschechien und Polen etwa 100 Menschen ertrunken. Tschechische Zeitungen schätzten den bisherigen Schaden des jüngsten Hochwassers am Montag auf umgerechnet mehr als 32 Millionen Euro.