Hoch zu Ross in Volkstracht: Ritt der Könige

„Ritt der Könige“ (Foto: CzechTourism)

Eine königliche Tracht, Pferde, viel Kuchen und weitere Delikatessen. Das alles muss die Familie Pešl im mährisch-slowakischen Vlčnov in diesen Tagen vorbereiten. Ihr Sohn führt in diesem Jahr den sogenannten „Ritt der Könige“ an. Den alten Volksbrauch können die Besucher der Gemeinde am Wochenende erleben.

„Ritt der Könige“  (Foto: CzechTourism)
Der „Ritt der Könige“ wurde als Volksbrauch vor vier Jahren in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco eingetragen. Die Ethnologen nehmen an, dass es sich um einen Brauch mit vorchristlichen Wurzeln handelt, der Jungen zu Männern erhebt. In Mähren wird jedoch erzählt, dass der Brauch an die dramatische Flucht des ungarischen Königs Matthias Corvinus erinnert. Nach seiner Niederlage gegen den böhmischen König Georg von Podiebrad ist er der Legende nach über Mähren geflohen. Um nicht erkannt zu werden, hat der König Frauenkleidung angezogen. Aus diesem Grund ist die Hauptperson beim „Ritt der Könige“ ein Junge in Mädchentracht mit einer Rose im Mund. Er wird von einem ganzen Gefolge von 18-jährigen jungen Männern auf Pferden begleitet. Auch wenn der „Ritt der Könige“ erst Ende Mai stattfindet, laufen die Vorbereitungen seit einigen Monaten auf Hochtouren. Auch Zymbalmusik darf dabei nicht fehlen. Der Leiter des Ensembles Čardáš, Karel Šimek, hat Erfahrungen mit der musikalischen Begleitung des Ritts der Könige:

Jan Pijáček  (Foto: Archiv ODS,  CC BY 2.0)
„Wir haben soeben in der Chronik geblättert und festgestellt, dass wir den König von Vlčnov seit zwölf Jahren begleiten.“

Die Entscheidung, wer der diesjährige König sein wird, wurde bereits Anfang des Jahres getroffen. Die Wahl des Königs habe keine festen Regeln, so Bürgermeister Jan Pijáček:

„Die Jungen geben bekannt, wen sie für die Rolle des Königs bestimmt haben. Die Bekanntgabe gehört nicht zur alten Volkstradition, sie ist eher ein neuer Brauch.“

Der zehnjährige Šimon Pešl ist der neue König von Vlčnov. Er nimmt seine Rolle eher gelassen:

„Ich war von Anfang an ganz ruhig. Meine Mama ist viel aufgeregter. Es gibt nur eine Sache, mit der ich Probleme haben könnte. Es ist die Notwendigkeit, den Mund nicht aufzumachen, weil ich die Rose zwischen den Zähnen halten und darum auch schweigen muss. Sonst bin ich aber sehr gesprächig.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Šimons Mutter muss noch die Volkstrachten bügeln. Danach werden Bänke für die Gäste geholt. In der „königlichen Familie“ werden Schnitzel und zahlreiche Delikatessen aus der Räucherkammer serviert. Bestellt habe sie 6000 Vlčnover Dalken, sagt Frau Pešlová. Sie bereitet den Ritt der Könige nicht zum ersten Mal vor:

„Unser ältester Sohn wurde 2009 zum König gewählt. Ein wenig Erfahrung haben wir darum schon.“

Der Vater des Königs musste ausreichend Sliwowitz brennen lassen und auch genügend Wein für die Gäste besorgen.

„Die Erinnerungen sind jedenfalls schön. Ich werde meinen Söhnen, wenn sie erwachsen sind, die Aufnahmen des Festes zeigen. Sie können den Film einmal ihren Enkelkindern vorführen.“

Das Fest beginnt am Freitagabend und wird am Wochenende fortgesetzt. Am Sonntagvormittag wird der König mit seinem Gefolge vom Bürgermeister empfangen. Der Umzug begibt sich von Haus zu Haus durch die ganze Gemeinde. Im Amphitheater wird der Ritt der Könige beendet.