Herpes bedroht den Weihnachtskarpfen

Foto: 3268zauber, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Eine Infektion mit Herpes ist ohne Frage sehr unangenehm. Beim Menschen verschwinden Kruste und Bläschen aber meist recht schnell. Bei Fischen ist das anders, für 80 bis 90 Prozent von ihnen ist eine Herpesinfektion tödlich. Das mussten dieser Tage zum zweiten Male in relativ kurzer Folge die Binnenfischer aus dem Kreis Pardubice erfahren.

Foto: 3268zauber,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Josef Kratochvíl  (Foto: ČT24)
In Tschechien gehört der Karpfen zumindest einmal im Jahr auf jeden Tisch, und zwar an Heiligabend. Deshalb wird er in den zahlreichen Teichgebieten des Landes gezüchtet. Die Mitarbeiter des Fischereibetriebs im ostböhmischen Přelouč / Prelauc aber werden jetzt erneut um den Lohn ihrer Mühen gebracht: Sie müssen den kompletten Bestand in ihrem größten Gewässer, dem 50 Hektar großen Teich Buňkov, zum zweiten Mal binnen zehn Monaten vernichten. Der Grund: Ihre Karpfen haben Herpes. Josef Kratochvíl ist der Chef des Fischereibetriebs. Vor Journalisten erläutert er:

„Hier sieht man, dass die Kiemen anscheinend noch vollständig und gesund sind. Aber wenn man nun feststellt, dass die Kiemenblätter herausfallen, dann ist das ein Beleg dafür, dass der Fisch von Herpesviren befallen ist.“

Teich Buňkov  (Foto: ČT24)
Bereits im vergangenen Herbst erwischte es die Fische im Buňkov. Betroffen waren auch die teuren Koi-Karpfen aus Japan, die im ostböhmischen Elbgebiet gezüchtet werden. Danach haben die Fischer den Teich mit Kalk desinfiziert und im Winter blieb er ohne Wasser, damit der Grund des Gewässers gefrieren kann. Erst im Frühjahr wurde hier eine neue Brut ausgesetzt. Doch diese war offenbar der Stein des Anstoßes, meint Radek Axmann von der Veterinärverwaltung des Kreises Pardubice:

„Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die einjährigen Karpfen, die im Teich Strach bei Rašovy aufgezogen wurden, der Grund für die Ansteckung. Denn die Jungkarpfen waren bereits infiziert, bevor sie in diesem wie auch im vergangenen Jahr in den Teich Buňkov umgesetzt wurden.“

Kohlendioxidgerät  (Foto: ČT24)
Allerdings sei die Krankheit noch nicht so ausgebrochen gewesen, dass man sie hätte frühzeitig erkennen können, schiebt Axmann nach. Für die Fischer aus Přelouč aber ist das nicht einmal ein schwacher Trost. Sie mussten nämlich in den zurückliegenden Tagen den Teich Buňkov erneut abfischen und den gesamten Fischbestand mit Kohlendioxid ersticken. Für Josef Kratochvíl eine sehr traurige Angelegenheit:

„De facto ist damit die Arbeit von drei Jahren futsch. Und Sie müssen entschuldigen, ich habe gerade Tränen in den Augen.“

Doch damit nicht genug. Die Mitarbeiter der Veterinärverwaltung haben noch in fünf weiteren Teichen der Region die Herpes-Seuche festgestellt. In zwei dieser Gewässer wurde die Zucht bereits entsorgt, das Abfischen der übrigen drei Teiche beginnt an diesem Freitag. Insgesamt wird mit dem Verlust von 50 Tonnen Fisch gerechnet. Im vergangenen Jahr wurde der Firma der Millionenschaden durch eine finanzielle Zuwendung des Landwirtschaftsministeriums in etwa ausgeglichen. Was aber an den Teichwirtschaftlern besonders nagt, ist die Ernüchterung, ein weiteres Mal ganz umsonst gearbeitet zu haben. Wie Veterinär Radek Axmann bestätigt, traf es die Fischer aus Přelouč zuletzt gleich doppelt hart:

Radek Axmann  (Foto: ČT24)
„Historisch gesehen ist das für uns eine Ausnahmesituation, denn im Jahr 2018 wurde hier im Kreis Pardubice das Vorkommen von Herpesviren erstmals festgestellt. Und auch in diesem Jahr ist die Region die einzige in Tschechien, die von dem Virus geplagt wird.“

In ganz Tschechien aber hat man schon im Jahr 2017 mit dem Erreger Bekanntschaft gemacht: Vor zwei Jahren wurden zwei Infektionsherde im Kreis Südböhmen und einer im Kreis Zlín entdeckt. Davor aber war diese Fischerkrankung hierzulande völlig unbekannt – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie Belgien, Dänemark, England und Deutschland, wo die Herpesviren erstmals im Jahr 2002 auftauchten.

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Autor: Lothar Martin
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