Hauptjagdsaison: Vorsicht, es wird scharf geschossen!

Foto: Tomáš Mařas, ČRo

An mehreren Hundert Stellen in ganz Tschechien haben örtliche Ämter den Zugang zum Wald beschränkt. Pilzsammler und Wanderer müssen derzeit den Waidmännern weichen. Denn seit einigen Tagen ist die Jagdhauptsaison auf Hirsch und Reh im Gange. Ausflügler sollten deshalb genau hinschauen, ob nicht vielleicht am Zugang zum Wald ein Warnschild angebracht wurde.

Foto: Tomáš Mařas,  ČRo
Die Jagdhauptsaison verlangt von den Waidmännern hohe Konzentration und Umsicht. Jiří Červenka ist der Vizevorsitzende des Böhmisch-Mährischen Jagdverbandes:

„Der Jäger schießt aus einer Entfernung von 100 bis 200 Metern. Wenn das Wild aber nicht mit dem ersten Schuss getötet wird, dann kommen die Hunde zum Einsatz. Sie spüren das angeschossene Tier auf und verfolgen es solange, bis es gestellt ist.“

In so manchem Fall erfolgt die Suche nach dem verletzten Wild in einem Umkreis von mehreren Dutzend Kilometern. Ein anderes Problem für die Jäger ist das Wetter. Vor allem der Frühnebel kann das Erkennen des echten Ziels erschweren, sagt Josef Vladař vom Jagdverein Halštrov-Aš / Elster-Asch:

„Im Morgengrauen sitzt man auf dem Hochstand in gespannter Erwartung, dass sich etwas tut. Dann gibt es ein großes Getöse. Man denkt, endlich bewegt sich was, doch auf einmal taucht aus dem Gebüsch ein Pilzsammler mit seinem Korb auf. Und er trägt noch dazu dunkle Kleidung.“

Die Frühaufsteher unter den Waldbesuchern sollten also – wenn sie denn unbedingt dort unterwegs sein müssen – zumindest helle Kleidung tragen oder am besten eine Warnweste. Antonín Mašek, ein Pilzsammler aus Aš, macht sich darüber anscheinend aber kaum Gedanken:

„Man erkenne doch, dass er kein Keiler sei“, feixt der schmächtige Pilzsammler.

Für die Waidmänner ist dies aber kein Grund zum Lachen. Sie haben vielmehr eine sichere Jagd zu garantieren. Dennoch werden jedes Jahr Menschen verletzt. Und etwa in jedem dritten Jahr wird jemand von einer schlecht gezielten Kugel tödlich getroffen, besagt die Statistik. Dies sei leider immer möglich, denn bei einer Jagd werde schließlich nicht mit Platzpatronen geschossen, betont Červenka:

„Das Gefährliche bei der Verwendung dieser langen Patronen ist, dass die Kugel das Wild verfehlt, dann irgendwo abprallt und jemanden verletzt.“

Foto: Štěpánka Budková
Vor allem deswegen sind die zuständigen Ämter verpflichtet, vor jeder Jagd in dem entsprechenden Waldgebiet Warnschilder anzubringen. Wanderer, Fahrradfahrer und auch Pilzsammler sind wiederum dazu angehalten, diese an Bäumen befestigten Hinweise zu befolgen. Sie beginnen in der Regel mit der Aufschrift „Zákaz vstupu do lesa!“, ins Deutsche übersetzt heißt das: „Zutritt zum Wald verboten!“

Dass diese Information jedoch in so manchem Fall nicht wahrgenommen wird, belegt eine Kurzreportage, die das Tschechische Fernsehen neulich ausgestrahlt hat. Die Warntafeln wurden eben in der nordwestböhmischen Region Halštrov-Aš nahe der Grenze zu Bayern und Sachsen angebracht. Auf die Frage, ob er von den Gefahren der bevorstehenden Jagd wüsste, antwortete ein deutscher Radfahrer:

„Nein, das weiß ich nicht. Ich fahre auf dem Radweg und denke, dass da alles sicher ist.“

In der Jagdhauptsaison, die bis in den Oktober hineinreicht, sollten sich also Waldbesucher vorher informieren, ob nicht gerade im nahen Forst scharf geschossen wird. Dazu sind vor jedem Waldweg die Warnschilder angebracht. Sollten Hinweise etwa missverständlich sein, die umliegenden Gemeindeämter können hier eine klare Auskunft geben.

Autor: Lothar Martin
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