„Habe nur für mich gekämpft“ – Dissident und Dichter Ivan „Magor“ Jirous gestorben

Ivan Martin Jirous (Foto: ČTK)

Er galt als Legende des Widerstands gegen das kommunistische Regime in den 70er und 80er Jahren: Ivan Martin Jirous, genannt „Magor“. Am Donnerstag ist der Dichter und studierte Kunsthistoriker im Alter von 67 Jahren gestorben. Ex-Präsident Václav Havel sprach von dem Verlust „eines guten Freundes“, der ihn sehr betroffen mache. Im Ausland dürfte Jirous vor allem als künstlerischer Leiter der Plastic People of the Universe bekannt gewesen sein, in Tschechien wurde er besonders nach der politischen Wende auch für sein dichterisches Werk geehrt.

Ivan Martin Jirous  (Foto: ČTK)
Seine bekannteste Gedichtsammlung schrieb Ivan Martin Jirous, genannt „Magor“, zu kommunistischen Zeiten: „Magors Schwanengesang“ war aber verboten und konnte vor der politischen Wende von 1989 nur im Samizdat erscheinen. Erst danach wurde dem Dichter die gebührende Ehre zuteil. 2006 erhielt er für sein Gesamtwerk die wichtigste tschechische Auszeichnung für Lyrik, den Jaroslav-Seifert-Preis.

„An der Poesie von Jirous ist interessant, wie sie sich aus den kämpferischen Anfängen im Widerstand gegen den Kommunismus unter sehr beengten Verhältnissen – unter anderem im Gefängnis – nach und nach zu etwas sehr Intimen entwickelt hat“, so Jiří Peňás, Leiter des Feuilletons der Tageszeitung Lidové noviny.

Plastic People of the Universe
Trotz feinfühliger Poesie war Ivan Jirous Zeit seines Lebens unangepasst und deswegen den kommunistischen Parteigranden verhasst. 1973 kam er zum ersten Mal ins Gefängnis. Zusammen mit drei befreundeten Literaten hatte er in einer Kneipe auf die Melodie eines Volkslieds einen Text gegen die russischen Besatzer gedichtet. Auch ein hochgestellter Agent der Geheimpolizei StB war zugegen, Jirous erhielt zehn Monate wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“.

1976 wurde er zusammen mit den Mitgliedern der Plastic People of the Universe festgenommen. Gegen die Verhaftung protestierten Václav Havel und weitere tschechoslowakische Intellektuelle, aber auch angesehene Künstler aus dem Ausland wie Heinrich Böll und Friedrich Dürrenmatt. Der Protest mündete in der Charta 77, dieses Manifest wurde zu einem wichtigen Impuls für die tschechoslowakische Dissidentenbewegung. In einem Interview von 2006 wandte sich Ivan Jirous aber gegen die Verklärung seiner Person als Legende des Widerstandes:

Genauso wie den Kommunismus hat Ivan „Magor“ Jirous nach der Wende das abgelehnt, was er „perversen Neokapitalismus“ nannte. In den letzten Jahren lebte der Dichter abgeschieden und wie er sagte, „weit unter dem Existenzminimum“, auf dem Land irgendwo zwischen Böhmen und Mähren. Dazu Journalist Jiří Peňás:

„´Magor´ war immer von Menschen umgeben und die Menschen suchten ihn. Aber das Alter begann sich bemerkbar zu machen und auch die Folgen seines Lebensstils, der sicher nicht nach den Regeln gesunder Ernährung gewesen war. Außerdem neigte er dazu sich zu verschließen, was man mit Depressionen umschreiben könnte.“

Ivan Martin Jirous, genannt „Magor“, ist am Donnerstagmorgen nach langer Krankheit gestorben.