GrenzLeuchten: Lichtinstallation in der deutschen Botschaft zum Jahrestag der Revolution

Foto: Gerald Schubert

Die deutsche Botschaft in Prag hat den Jahrestag der Samtenen Revolution mit der Themenwoche namens „Der Funke von 89“ gefeiert – Radio Prag hat darüber berichtet. Eine der Veranstaltungen war am vergangenen Freitag die Lichtinstallation GrenzLeuchten, direkt im Garten des Palais Lobkowitz, wo die Botschaft ihren Sitz hat.

Palais Lobkowitz  (Foto: Gerald Schubert)
Durch den dunklen Garten der deutschen Botschaft in Prag ziehen Kunstnebelschwaden. Das prächtige Palais Lobkowitz erstrahlt in bunten Farben, gleich darauf fällt es wieder in Finsternis. Fassadenelemente werden durch Licht nachgezeichnet, treten plastisch hervor, erzittern und scheinen sich in hunderte Bruchstücke aufzulösen. Hupende Trabis ziehen gespenstisch über die Fenster, abgelöst durch Worte wie Freiheit, Mauer oder Ausreise. Aus Lautsprechern kommen Klänge und Rhythmen, da und dort vernimmt man einen Satz aus einer Politikerrede des Jahres 1989 – oder aus Interviews mit Menschen, die damals in der DDR und in der Tschechoslowakei für ihre Freiheit gekämpft haben. Autor der Lichtinstallation ist der Deutsche Philipp Geist:

Philipp Geist  (Foto: Archiv von Philipp Geist)
„Ich entwickle hier eine Fassadeninstallation, die einen Dialog mit der Architektur des Gebäudes führt, aber auch mit der historischen Situation“, erklärt er.

Ende September 1989 konnten die mehr als 4000 Flüchtlinge, die im Garten und in den Gängen der westdeutschen Botschaft in Prag Zuflucht gesucht hatten, in die Bundesrepublik ausreisen. Der Moment, in dem der damalige Außenminister Hans Dietrich Genscher auf dem Balkon des Palais Lobkowitz stand und den Flüchtlingen mitteilte, dass ihre Ausreise möglich geworden ist, hat sich tief im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verankert – so wie kurz darauf die Samtene Revolution im kollektiven Gedächtnis der Tschechen. Philipp Geist:

Palais Lobkowitz  (Foto: Gerald Schubert)
„Damals war ich noch zu jung, um das so richtig wahrzunehmen. Aber dieser Ort hier ist einfach mit sehr viel positiver Energie aufgeladen. Von daher ist eine tolle Sache, mich hier künstlerisch ausdrücken und diese Installation entwickeln zu können.“

Die malerische, teils abstrakte Dimension seiner Arbeiten versucht Geist stets mit einem konkreten Bezug zum jeweiligen Schauplatz zu kombinieren. Die Vorlaufzeit beträgt meist mehrere Monate, manchmal auch ein Jahr. Nach der ersten Begegnung mit dem Ort gelte es Inhalte zu entwickeln und dabei die logistische Planung im Auge zu behalten, so Geist. Größe, Gebäudestruktur, Länge der Installation – all diese Faktoren unterscheiden die Projekte voneinander.

Palais Lobkowitz  (Foto: Gerald Schubert)
Meist arbeitet Geist an mehreren Installationen gleichzeitig. Kurz bevor er nach Prag gekommen ist, hatte er einen Auftritt in München, danach ging es weiter nach Georgien. Die Prager Botschaft ist für ihn aber ein ganz besonderer Ort: ein positiver Ort deutscher Geschichte in Tschechien.

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