Grenzgemeinden gegen Lockerung der Pendler-Regeln

Foto: ČTK / Václav Pancer

Ab kommender Woche lockert Tschechien die Reiseeinschränkungen wegen der Corona-Pandemie. Auch für die Arbeitspendler kommt eine Entlastung. Doch einige Grenzgemeinden fordern eine weitere Abschottung in Richtung Österreich oder Deutschland. So ist das unter anderem in Domažlice / Taus.

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Am Dienstag stand fest: Tschechien lässt seine Bürger und ansässige Ausländer nach Ostern wieder ausreisen. Neue und vor allem lockerere Regeln betreffen auch die vielen Grenzpendler. Innenminister Jan Hamáček präzisiert:

„Für Grenzpendler gilt dann das System: zwei Wochen am Arbeitsort und zwei Wochen zu Hause. Ich weiß, dass dies immer noch keine optimale Lösung für unsere Bürger ist, die im Ausland arbeiten. Aber aus unserer Sicht ist das einfach das maximal Mögliche.“

Die strengen Regeln gelten jedoch von Haus aus nicht für medizinisches Personal, das im benachbarten Deutschland oder Österreich arbeitet. Dieses ist beispielsweise von der Pflichtquarantäne ausgenommen. Doch gerade das ist einigen Grenzgemeinden ein Dorn im Auge. Beispielsweise in Domažlice macht man Krankenpfleger, die im benachbarten Cham arbeiten, für die eigenen hohen Corona-Zahlen verantwortlich. Der Epidemiologe Petr Pazdiora leitet das Gesundheitsamt in der westböhmischen Stadt:

Petr Pazdiora  (Foto: Ivana Schweitzerová Kolaříková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es gibt keine klaren Beweise dafür, wer wen angesteckt hat. Bei den Befragungen der Betroffenen hat sich aber eines herausgestellt: In einer Mehrheit der Fälle fährt mindestens ein Familienmitglied zur Arbeit nach Deutschland, oder man ist mit einem anderen Grenzpendler in Kontakt.“

Gerade die Grenzgemeinden in Bayern gelten als Corona-Hotspots. Die Angst ist deshalb groß, dass es dadurch mehr Ansteckungen auf der anderen Seite der Schlagbäume gibt. Beispielsweise der Kreis Plzeň / Pilsen, in dem auch Domažlice liegt, fordert die Regierung in Prag deshalb zum Handeln auf. Dazu der sozialdemokratische Kreishauptmann Josef Bernard:

„In keiner anderen Grenzgemeinde ist die Lage so ernst. Deshalb habe ich mich in dieser Angelegenheit an den Krisenstab der Regierung gewandt.“

Jan Hamáček  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Den Forderungen seines Pilsner Parteikollegen erteilt Innenminister Jan Hamáček, der gleichzeitig Chef des Krisenstabs ist, aber eine klare Absage. Er verweist dabei darauf, dass auch Krankenpfleger und Ärzte aus der Slowakei in Tschechien aushelfen:

„Das ist ein offener Ausdruck der Solidarität. Es ist das Ergebnis der Verhandlungen von Premier Babiš mit den Staatsspitzen in Deutschland und Österreich. Denn wir wissen, dass die Gesundheits- und Sozialsysteme dort abhängig sind von den Angestellten aus Tschechien.“

Tatsächlich gibt es in der Gemeinde Domažlice verhältnismäßig viele Corona-Infektionen. Umgerechnet auf die Bevölkerung ist die Zahl der Betroffenen dreimal höher als in Prag. Vor allem für das örtliche Krankenhaus ist das ein Problem, da allein 15 Angestellte derzeit in Quarantäne sind. Jiří Kokoška ist Sprecher des Klinikums:

Foto: Marco Verch,  Flickr,  CC BY 2.0
„Die Zahl des infizierten Krankenhauspersonals und die Ansteckungsgefahr liegen in Domažlice um einiges höher, als anderswo in Tschechien. Wir müssen also gut vorbereitet sein auf die Krise.“

Kreishauptmann Bernard will deshalb Hausärzte verpflichten, in den Kreiskrankenhäusern auszuhelfen. Er hat darum schon eine entsprechende Anfrage an das Gesundheitsministerium geschickt:

„Wir haben das Ressort gebeten, uns mit Medizinern und Krankenpflegepersonal auszuhelfen. Denn schon vor der Coronavirus-Pandemie war die Lage den Kliniken unserer Gegend kritisch.“