Gedenken in Prag: Vor 70 Jahren starben die Heydrich-Attentäter

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Es war die bedeutendste Tat des tschechischen Widerstandskampfes während des Zweiten Weltkriegs: das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Die tschechischen Fallschirmspringer, die sich an dem Attentat beteiligten, sind vor 70 Jahren ums Leben gekommen. Sie starben nach einem stundenlangen Kampf mit einigen Hundert SS-Angehörigen. An die Widerstandskämpfer wurde am Montag an dem Ort erinnert, wo sie den Tod fanden: in der orthodoxen Prager Kyrill-und-Method-Kirche.

Kirche der heiligen Kyrill und Method  (Foto: VitVit,  Creative Commons 3.0)
Die orthodoxe Kirche der heiligen Kyrill und Method befindet sich in der Resslova-Straße unweit des Prager Karlsplatzes. Am Montagmorgen strömten viele Menschen durch die Straße in Richtung Kirche. Sie legten Kränze und Blumen an der Gedenktafel nieder, die an die sieben tschechischen Fallschirmspringer erinnert, die dort von der SS umgebracht oder in den Tod getrieben wurden. Danach wurden in der Kirche Kerzen für die Verstorbenen angezündet. Der Dekan der Kirche, Jaroslav Šuvarský, forderte die Anwesenden zum Gebet auf:

„Beten wir für den Frieden für die Seelen der verstorbenen Adolf Opálka, Josef Valčík, Jaroslav Švarc, Jan Hrubý, Josef Bublík, Josef Gabčík und Jan Kubiš.“

Gedenkveranstaltung in der Kirche: Václav Klaus  (Mitte) und Petr Nečas  (rechts)
Der Kirchendekan erinnerte im Gebet auch an Bischof Gorazd, weitere Geistliche und Angehörige der orthodoxen Kirche sowie alle diejenigen, die wegen ihrer Hilfe für die Widerstandskämpfer von den Nazis ermordet wurden.

Die Gedenkveranstaltung, an der auch Staatspräsident Václav Klaus und Premier Petr Nečas teilnahmen, wurde mit einer stillen Erinnerung in der Krypta der Kirche beendet. Dort hatten die sieben tschechischen Fallschirmspringer nach dem Attentat auf Heydrich ein Versteck gefunden. Denn gleich nach dem Anschlag am 27. Mai 1942 starteten die Nazis eine Razzia im ganzen Protektorat, erzählt der Geschichtswissenschaftler Jindřich Marek vom Prager Militärhistorischen Institut:

Jaroslav Švarc
„Es war notwendig, die aus Großbritannien entsandten Fallschirmspringer zu verstecken. Schon am 28. Mai kam der erste von ihnen, Jaroslav Švarc, in die Kyrill-und-Method-Kirche. Einen Tag später schlossen sich ihm die anderen sechs Fallschirmspringer an. Sie waren in einer traumatischen Lage, denn sie hatten mitbekommen, wie die deutschen Okkupanten eine Welle grausamer Vergeltungsakte für ihr Attentat entfesselten. Die Angehörigen der orthodoxen Kirche haben sich sehr gut um die Versteckten in der Krypta gekümmert, aber die Fallschirmspringer waren dort wie in einem Käfig praktisch gefangen.“

Nach einer Serie von Verhören gelang es der Gestapo, das Versteck zu finden. In der Nacht auf den 18. Mai 1942 wurde die Kirche von rund 800 Angehörigen der SS und der Gestapo umzingelt. Sieben Stunden lang hielten die Fallschirmspringer der Übermacht stand. Dann wählten alle, die noch am Leben waren, den Freitod. Damit war der Plan der Nazis zunichte, mindestens einen der Attentäter lebend zu bekommen. Der aufopferungsvolle und hartnäckige Widerstand habe damals die deutsche Führung im Protektorat Böhmen und Mähren schockiert und empört, sagt der Historiker Vojtěch Šustek vom Prager Stadtarchiv:

Krypta der Kyrill-und-Method-Kirche  (Foto: ČTK)
„Wie wir aus den Berichten der Gestapo wissen, waren sich die Deutschen damals dessen bewusst, was ein siebenstündiger Kampf aus moralischer Sicht bedeutete. Darum verboten sie damals den Journalisten, den Kampf zu erwähnen. Aber es wurden Gerüchte darüber laut, dass der Kampf in der Kirche nur vorgetäuscht gewesen sei und die Fallschirmspringer gar nicht gefangen genommen wurden. Darauf mussten die Nazis, wenn auch ungern, reagieren Sie veröffentlichten unter anderem Fotos und Lebensläufe von vier der Fallschirmspringer.“

Vojtěch Šustek erinnert daran, dass der Anschlag auf Heydrich das einzige gelungene Attentat auf einen hohen Nazi war. Am Ort, wo die sieben Widerstandskämpfer starben, wurde 1995 eine Gedenkstätte errichtet.