Galerie Kampa

Galerie Kampa

Seit Ende letzten Monats hat die Galerie Kampa in Prag eine neue Ausstellung. Sie zeigt moderne Kunst von tschechischen und slovakischen Künstlern auf der Kampa-Insel. Daneben finden sich auch Gemälde und Skulpturen aus Polen, Ungarn, dem ehemaligen Jugoslavien und Russland. Die Kunsthistorikerin Meda Mládkova hat diese Kunst über viele Jahre gesammelt und sie nun der Stadt Prag geschenkt. Melanie Thun hat die Ausstellung besucht.

Im ersten Raum der Ausstellung schreien und rennen nackte Frauen auf großformatigen Bildern. Ein Mann, aus Stahlteilen zusammengeschweißt, fordert den Besucher auf: Bitte drehen! So nämlich der Titel des Objekts von Karel Nepraš. Drehen kann man an einer Kurbel, die mit dem dünnen Körper des Mannes verwachsen ist. Das Ergebnis: Sein Kopf wächst in die Höhe, sein Hals erinnert zunehmend an eine Giraffe. Die Künstlerin Magdalena Jetelova hat nicht Stahl, sondern Holz zu Kunst verwandelt. Eine hölzerne Treppe führt in die Höhe und endet im Nichts. Blickt man aus dem Fenster der Ausstellung, sieht man ein weiteres Objekt von Magdalena Jetelova: Ein riesiger Stuhl aus Holz steht am Ufer der Moldau mit Blick auf die Karlsbrücke. Nur seine mannshohe Groesse verhindert, dass man auf ihm Platz nehmen möchte. In der Galerie Kampa selbst findet sich auch ein Stuhl, nur wirkt dieser aus einem anderen Grund sehr abweisend: Der rostige Stuhl von Aleš Vesely erweckt den Eindruck aus einem Folterkeller zu stammen. Dicke Schrauben stecken in der Rückenlehne und scharfe Zacken sind genau dort, wo sich der Kopf im Sitzen befände.

Im ersten Stock der Galerie Kampa ist es nicht die moderne osteuropäische Kunst, die die Wände füllt, sondern es sind die photographischen Arbeiten von Man Ray. Der Künstler, der ursprünglich als Maler tätig war, experimentierte mit neuen Techniken in der Photographie. So entdeckte er die sogenannte Solarisation, eine Methode, bei der die Bilder in der Entwicklung überbelichtet werden, so dass dadurch Dunkles heller erscheint. Die Ausstellung zeigt aber auch seine anderen kreativen Phasen: Surrealistische und erotische Photographien, Selbstportraits und Portraits von Freunden wie Salvador Dali, Andre Breton und Henri Matisse. Die naive Malerei im Stil eines Henri Matisse begegnet einem dann auch im zweiten Stock wieder - in den Malereien von Zdena Strobachová aus den Jahren 1981 bis 2001. In knalligem rot, orange und gelb und mit weichen Formen hat sie ihre Akte auf die Leinwand gebracht. Die Bilder von Zdena Strobachová und die Photos von Man Ray kann man sich noch bis zum 18. August ansehen und sich von dem Leitspruch von Meda Mládkova überzeugen: Wenn die Kultur einer Nation überlebt, dann überlebt auch die Nation. So lautet der Grund, warum sie über viele Jahre hinweg, moderne tschechische und europäische Kunst gesammelt haben, die man nun in der Galerie Kampa betrachten kann.

Autor: Melanie Thun
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